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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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Feierlichkeiten in Washington beizuwohnen, verschob Abel seine Reise nach Europa und in den Nahen Osten um ein paar Tage. Die Inauguration zu versäumen konnte er sich nicht leisten, die Eröffnung des Istanbul Baron konnte er ohne weiteres verschieben.
    Abel ließ sich für diesen besonderen Anlaß einen sehr konservativ dunklen Anzug machen und wohnte während der Inauguration in der Präsidentensuite des Washington Baron. Er genoß die Inaugurationsrede des jungen Präsidenten, die so voller Hoffnungen und Versprechen für die Zukunft war.
    »Eine neue Generation von Amerikanern, in diesem Jahrhundert geboren« - das betraf Abel gerade noch -, »gestählt durch den Krieg« das betraf Abel zweifellos -, »von einem harten und bitteren Frieden ernüchtert« - wieder traf es auf Abel zu. »Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann. Fragt, was ihr für euer Land tun könnt.«
    Wie ein Mann stand die jubelnde Menschenmenge auf, und niemand kümmerte es, daß es zu schneien begonnen hatte, weil nichts den Eindruck von John F. Kennedys brillanter Rede dämpfen konnte.
    Beschwingt kehrte Abel in das Washington Baron zurück. Er nahm eine Dusche, bevor er sich in den Frack warf, den er ebenfalls für diese besondere Gelegenheit hatte anfertigen lassen. Als Abel sein etwas ausladendes Spiegelbild betrachtete, mußte er zugeben, daß er nicht gerade der Inbegriff einer eleganten Erscheinung war. Der Schneider hatte sein möglichstes getan und sich nicht beklagt, daß er in den letzten drei Jahren drei neue und jedesmal etwas weitere Abendanzüge hatte machen müssen. Florentyna hätte ihn wegen der überflüssigen Zentimeter, wie sie es nannte, gescholten, und ihretwegen hätte er auch gefastet. Warum seine Gedanken immer und immer wieder zu Florentyna zurückkehrten? Er studierte seine Auszeichnungen: zuerst die Medaille der polnischen Veteranen, dann die Auszeichnung für den Kriegsdienst in der Wüste und in Europa und dann die »Besteckmedaillen«, wie Abel sie nannte, für seine ausgezeichneten Leistungen mit Messer und Gabel.
    An diesem Abend fanden insgesamt sieben Inaugurationsbälle in Washington statt, und Abel war ins D. C. Armoury eingeladen. Er saß an einem Tisch für polnische Demokraten aus New York und Chikago. Man hatte viel zu feiern. Edmund Muskie saß im Senat, und zehn weitere polnische Demokraten waren in den Kongreß gewählt worden. Niemand erwähnte die zwei neu gewählten polnischen Republikaner. Abel verbrachte einen vergnügten Abend mit zwei alten polnischen Freunden, die, ebenso wie er, zu den Gründungsmitgliedern des polnischamerikanischen Kongresses gehörten. Beide erkundigten sich nach Florentyna.
    Das Dinner wurde vom Eintreffen John F. Kennedys und seiner schönen Frau Jacqueline unterbrochen. Sie blieben etwa fünfzehn Minuten, unterhielten sich mit einigen, sorgfältig ausgewählten Leuten und gingen zum nächsten Ball. Abel sprach zwar nicht mit dem Präsidenten, obwohl er seinen Tisch verließ und sich ihm strategisch günstig in den Weg stellte, aber er wechselte einige Worte mit Vincent Hogan, als dieser mit Kennedy und dessen Gefolge fortging.
    »Mr. Rosnovski, wie nett, Sie zufällig zu treffen.«
Abel hätte dem jungen Mann gern erklärt, daß nichts bei ihm zufällig war, aber es war weder der richtige Zeitpunkt noch der
    richtige Ort dafür. Hogan nahm Abels Arm und führte ihn rasch hinter eine große Marmorsäule.
    »Ich kann im Moment nicht viel sagen, weil ich beim Präsidenten bleiben muß, aber ich glaube, Sie dürfen sehr bald einen Anruf von uns erwarten, Mr. Rosnovski. Natürlich ist der Präsident im Augenblick noch sehr beschäftigt.«
    »Natürlich«, stimmte Abel zu.
    »Aber ich hoffe«, fuhr Vincent Hogan fort, »daß in Ihrem Falle alles Ende März oder Anfang April bestätigt sein wird. Darf ich der erste sein, der meinen Glückwunsch ausspricht, Mr. Rosnovski? Ich bin überzeugt, daß Sie dem Präsidenten gut dienen werden.«
    Abel sah Vincent Hogan nach, der buchstäblich wegrannte, um die Kennedys und ihre Begleitung einzuholen, die bereits wartende Limousinen bestiegen.
    »Sie sehen zufrieden aus«, bemerkte einer seiner polnischen Freunde, als Abel zum Tisch zurückkehrte und ein zähes Steak in
    Angriff nahm, das es in einem Baron nie gegeben hätte.
»Hat Kennedy dich gebeten, sein neuer Staatssekretär zu werden?« Alles lachte.
»Noch nicht«, sagte Abel, »aber er teilte mir mit, daß das Weiße
    Haus nicht an ein Baron Hotel heranreicht.«
    Nach

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