Archer Jeffrey
Präsident der Bank zu werden, falls Richard Rosnovskis Tochter nicht aufgab. Obwohl die Gewinne der Bank mit jedem Jahr höher wurden, stellte William fest, daß ihn das Geldverdienen nicht mehr interessierte. Vielleicht befand er sich in der gleichen Situation wie Charles Lester: Jetzt, da er Richard aus seinem Leben gestrichen, sein Testament geändert und den Familientrust aufgelöst hatte, besaß er keinen Sohn, dem er sein Vermögen hinterlassen und die Stellung eines Präsidenten vorbehalten konnte.
Im Jahr ihrer Silbernen Hochzeit beschloß William, Kate und die Mädchen für eine lange Ferienreise nach Europa einzuladen; vielleicht würde das helfen, Richard aus ihren Gedanken zu verdrängen. Mit einer Boeing 707 flogen sie nach London und wohnten im Ritz. Das Hotel rief viele glückliche Erinnerungen an den ersten London-Besuch mit Kate wach. Sie unternahmen eine nostalgische Reise nach Oxford und zeigten Virginia und Lucy die Universitätsstadt, bevor sie nach Stratford-on-Avon fuhren, um ein Shakespeare-Stück zu sehen: Richard III. mit Laurence Olivier. Ein König mit einem anderen Namen wäre ihnen lieber gewesen.
Auf der Rückreise von Stratford hielten sie bei der Kirche in Henleyon-Thames an, wo William und Kate geheiratet hatten. Sie hätten auch gern im Bell Inn übernachtet, aber man hatte auch diesmal nur ein Zimmer frei. Auf der Rückfahrt nach London konnten sich Kate und William nicht einigen, ob der Reverend, der sie getraut hatte, Tukesbury oder Dukesbury hieß; die Frage fand bis zu ihrer Ankunft im Ritz keine Lösung. Aber über einen Punkt waren sie sich einig: das neue Kirchendach machte sich ausgezeichnet.
Als sie abends zu Bett gingen, nahm William seine Frau in die Arme und küßte sie zärtlich: »Niemals wieder habe ich fünfhundert Pfund so gut angelegt«, sagte er.
Sie besichtigten alle Sehenswürdigkeiten Englands, die ein anständiger amerikanischer Tourist besichtigen muß, und viele, die Touristen im allgemeinen links liegenlassen, und flogen eine Woche später nach Italien. In Rom tranken die beiden Mädchen zuviel schlechten italienischen Wein und waren beide an Virginias Geburtstag krank, während William zuviel Spaghetti aß und sieben Pfund zunahm. Alle wären viel glücklicher gewesen, hätten sie das verbotene Thema Richard erwähnen dürfen. Virginia weinte an diesem Abend, und Kate versuchte sie zu trösten.
»Warum getraut sich niemand, Daddy zu sagen, daß es im Leben wichtigere Dinge gibt als Stolz?« fragte Virginia wieder und wieder.
Kate wußte keine Antwort.
Als sie nach New York zurückkehrten, war William erholt und begierig, sich wieder in seiner Arbeit zu vergraben. Die sieben Pfund verlor er in sieben Tagen.
Die Monate verstrichen, und William hatte das Gefühl, daß die Alltagsroutine wiedergekehrt sei. Diese Routine wurde jedoch jäh unterbrochen, als Virginia nach ihrem Abgang von Sweetbriar eines Tages verkündete, daß sie einen Studenten von der Virginia Law School heiraten werde. William war erschüttert.
»Sie ist noch viel zu jung«, sagte er.
»Virginia ist zweiundzwanzig«, erwiderte Kate, »sie ist kein Kind mehr, William. Wie gefällt dir übrigens der Gedanke, Großvater zu werden?« fügte sie hinzu und bereute sofort ihre Worte.
»Was willst du damit sagen?« fragte William entsetzt. »Virginia ist doch nicht schwanger, oder?«
»Ach nein, wo denkst du hin«, sagte Kate und fügte leise, als hätte man sie ertappt, hinzu: »Richard und Florentyna haben ein Kind bekommen.«
»Woher weißt du das?«
»Richard hat es mir geschrieben. Ist jetzt nicht die Zeit gekommen, ihm zu verzeihen, William?«
»Nie«, erwiderte William und verließ wütend das Zimmer.
Kate seufzte niedergeschlagen; er hatte nicht einmal gefragt, ob sein Enkel ein Junge oder Mädchen war.
Virginia heiratete im folgenden Jahr an einem schönen Frühlingstag im März in der Trinitykirche von Boston. David Telford, der junge Anwalt, mit dem Virginia ihr weiteres Leben verbringen wollte, gefiel William.
Virginia hatte sich Richard als Brautführer gewünscht, und Kate bat William, ihn zur Hochzeit einzuladen. Aber William weigerte sich. Er hätte gern ja gesagt, wußte aber, daß Richard nie ohne das RosnovskiMädchen kommen würde. Am Hochzeitstag sandte Richard seiner Schwester ein Telegramm und ein Geschenk. William erlaubte nicht, daß das Telegramm beim anschließenden Empfang verlesen wurde.
Sechstes Buch
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Abel saß allein in seinem Büro im 42. Stock des New
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