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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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adressierte die Briefe an Mrs. Richard Kane und ignorierte die Existenz eines Henry Osborne. Anne wußte nicht recht, ob sie mit Henry darüber sprechen sollte, und jeden Montag nahm sie vorsorglich Williams Brief aus dem Postfach, so daß Henry den Umschlag nicht zu Gesicht bekam. Sie gab die Hoffnung nicht auf, daß William sich eines Tages mit Henry anfreunden würde, aber als er sie in einem Brief bat, die Sommerferien bei seinem Freund Matthew verbringen zu dürfen, wußte sie, wie unrealistisch diese Hoffnung war. Williams Bitte war eine herbe Enttäuschung für Anne, doch sie wählte den einfachsten Weg und stimmte Williams Plänen zu.
    William haßte Henry Osborne, und er hegte und pflegte diesen Haß, ohne recht zu wissen, was er gegen seinen Stiefvater unternehmen konnte. Er war froh, daß Henry ihn nie in der Schule besuchte; der Gedanke, die anderen Jungen könnten seine Mutter mit diesem Mann sehen, schien ihm unerträglich. Schlimm genug, daß er in Boston mit ihm leben mußte.
    Zum erstenmal seit der Heirat seiner Mutter wartete William ungeduldig auf den Ferienbeginn.
Der Packard der Lesters brachte William und Matthew in das Feriencamp in Vermont. Auf der Fahrt erkundigte sich Matthew beiläufig, was William nach dem Verlassen der Schule denn zu tun gedenke.
»Wenn ich St. Paul verlasse, werde ich Klassenbester und Klassenpräsident sein. Außerdem werde ich das Hamilton MemorialStipendium für Harvard gewonnen haben«, erwiderte William, ohne zu zögern.
»Warum ist das alles so wichtig?« erkundigte sich Matthew.
»Meinem Vater ist es auch gelungen.«
»Wenn du es aufgegeben hast, deinen Vater zu übertreffen, werde ich dich meinem Vater vorstellen.«
William lächelte.
Die beiden Jungen verbrachten vier vergnügte und ausgefüllte Wochen in Vermont und beteiligten sich an allen Spielen, von Schach bis Football. Nach einem Monat fuhren sie nach New York, um den Rest der Ferien mit der Familie Lester zu verbringen. An der Tür wurden sie von einem Diener empfangen, der Matthew mit »Sir« ansprach, und von einem zwölfjährigen Mädchen mit Sommersprossen, das ihn »Dickerchen« nannte. William lachte, denn sein Freund war gertenschlank, während das Mädchen ziemlich dick war. Sie lächelte und zeigte ihre Zähne, die beinahe zur Gänze von einer Zahnspange bedeckt waren.
»Man würde nicht glauben, daß Susan meine Schwester ist, nicht wahr?« sagte Matthew verächtlich.
»Nein, kaum«, sagte William und lächelte Susan an. »Sie ist so viel hübscher als du.«
Von diesem Moment an vergötterte sie William.
William aber vergötterte Matthews Vater vom ersten Moment an; er erinnerte ihn in so vieler Hinsicht an seinen eigenen Vater. William bat Charles Lester, ihm die große Bank, deren Präsident er war, zu zeigen. Charles Lester überlegte sich die Bitte sehr genau. Noch nie hatte ein Kind die geheiligten Räume von 17, Broad Street, betreten, nicht einmal sein eigener Sohn. Wie es Bankiers so oft zu tun pflegen, schloß er einen Kompromiß und führte den Jungen an einem Sonntagnachmittag durch das Gebäude in der Wallstreet.
William war fasziniert von den verschiedenen Räumen, den Tresoren, den Büros für Transaktionen in Fremdwährung, dem Sitzungssaal und dem Büro des Präsidenten. Die Lester Bank war wesentlich größer als Kane and Cabot, und William wußte von seinem eigenen bescheidenen Anlagekonto, dem er eine Kopie des Jahresberichtes verdankte, daß die Bank über ein wesentlich umfangreicheres Stammkapital verfügte als Kane and Cabot. Als sie mit dem Auto nach Hause fuhren, war William schweigsam und nachdenklich.
»Nun, William, hat dir der Besuch in meiner Bank gefallen?« fragte Charles Lester leutselig.
»Oh, ja, Sir«, antwortete William, »er hat mir sehr gefallen.«
Er hielt einen Moment inne, dann fügte er hinzu: »Ich habe die Absicht, eines Tages Präsident Ihrer Bank zu werden, Mr. Lester.«
Charles Lester lachte und erzählte bei jeder Gelegenheit, wie der junge William Kane auf Lester and Co. reagiert hatte, was alle Zuhörer erheiterte.
Nur, William hatte die Bemerkung nicht im Spaß gemeint.
    Anne war schockiert, als Henry eine weitere Geldsumme von ihr verlangte.
     
    »Die Sache ist so sicher wie ein Haus«, erklärte er. »Frag Alan
    Lloyd. Als Präsident der Bank hat er nur deinen Vorteil im Auge.« »Aber zweihundertfünfzigtausend?« zögerte Anne.
»Eine großartige Gelegenheit, meine Liebe. Sieh es als eine Anlage
    an, die in zwei Jahren doppelt so viel

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