Archer Jeffrey
Cohen. »Das wird etwas ganz Neues für mich sein…«, er zögerte,»- Mr. Kane.«
Er stellte fest, daß ihm das Mr. Kane nicht leicht von den Lippen kam. »Besonders, da Ihr Vater für Angehörige meiner Religion - wie soll ich mich ausdrücken? nicht viel übrig hatte.«
»Mein Vater«, erwiderte William, »bewunderte die Leistungen des jüdischen Volkes und insbesondere Ihrer Firma, wenn Sie seine Konkurrenten vertraten. Ich hörte ihn mehrmals Ihren Namen erwähnen. Deshalb, Mr. Cohen, habe ich Sie gewählt, nicht Sie mich. Das sollte Sie beruhigen.«
Mr. Cohen schob die Tatsache, daß William erst sechzehn war, rasch beiseite. »In der Tat, ich glaube, daß ich für Richard Kanes Sohn eine Ausnahme machen muß. Was können wir für Sie tun?«
»Ich möchte, daß Sie mir drei Fragen beantworten, Mr. Cohen. Erstens: Falls meine Mutter, Mrs. Henry Osborne, ein Kind bekommt
- sei es einen Sohn oder eine Tochter -, möchte ich wissen, ob dieses Kind legale Ansprüche auf den Familienfonds der Kanes hat. Zweitens: Habe ich gegenüber Mr. Henry Osborne irgendwelche gesetzliche Verpflichtungen, weil er meine Mutter geheiratet hat? Drittens: Wie alt muß ich sein, um darauf dringen zu können, daß Mr. Henry Osborne mein Haus am Louisburg Square in Boston verläßt?«
Thomas Cohens Feder fuhr in Windeseile über das vor ihm liegende Blatt Papier und spritzte kleine blaue Punkte auf die bereits mit Tinte befleckte Schreibtischplatte.
William legte hundert Dollar auf den Tisch. Der Anwalt schien etwas erstaunt, nahm jedoch die Geldscheine und zählte sie.
»Gehen Sie vorsichtig mit dem Geld um, Mr. Cohen. Wenn ich Harvard verlasse, werde ich einen guten Anwalt brauchen.«
»Sie wurden bereits in Harvard aufgenommen, Mr. Kane? Meine Glückwünsche. Ich hoffe, daß mein Sohn auch hingehen wird.«
»Nein, ich bin noch nicht aufgenommen, aber in zwei Jahren werde ich es sein. In einer Woche komme ich wieder nach Boston, um Sie zu besuchen, Mr. Cohen. Sollte ich jemals im Leben von jemand anderem als von Ihnen ein Wort über dieses Thema hören, dann können Sie unsere Verbindung als beendet betrachten. Guten Tag, Sir.«
Auch Thomas Cohen hätte guten Tag gesagt, hätte er die Worte hervorgebracht, bevor William die Tür schloß.
Eine Woche später kam William wieder in das Büro von Cohen, Cohen and Yablons.
»Ach, Mr. Kane«, sagte Thomas Cohen, »wie nett, Sie wiederzusehen. Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«
»Nein, danke.«
»Soll ich ein Coca-Cola holen lassen?«
Williams Gesicht war ausdruckslos.
»Also gleich zum geschäftlichen Teil«, sagte Mr. Cohen ein wenig
verlegen. »Wir haben uns in Ihrer Angelegenheit mit Hilfe eines angesehenen Detektivbüros ein wenig umgesehen, um Ihre Fragen, die nicht rein akademischer Natur sind, zu beantworten. Ich glaube sagen zu dürfen, daß wir alle Antworten haben. Sie fragten, ob Mr. Osbornes Kind von Ihrer Mutter - sollte es eins geben - einen Anspruch auf das Vermögen der Kanes und insbesondere auf den Trust Ihres Vaters hat. Die Antwort lautet: nein. Aber natürlich steht es Mrs. Osborne frei, jeden Betrag aus dem von Ihrem Vater ererbten Vermögen zu vermachen, wem sie will.«
Mr. Cohen schaute auf.
»Es wird Sie jedoch interessieren, Mr. Kane, daß Ihre Mutter während der vergangenen achtzehn Monate die gesamte Summe von fünfhunderttausend Dollar von ihrem Privatkonto bei Kane and Cabot abgehoben hat. Wie das Geld verwendet wurde, konnten wir nicht feststellen. Vielleicht entschloß sich Ihre Mutter, es bei einer anderen Bank zu deponieren.«
William war bestürzt - der erste kleine Mangel an Selbstbeherrschung, den Thomas Cohen feststellen konnte.
»Es gibt keinen Grund, warum sie das hätte tun sollen«, sagte William. »Das Geld kann nur an eine Person gegangen sein.« Der Anwalt schwieg, in der Erwartung, Näheres zu erfahren, aber William faßte sich und fügte nichts hinzu. Mr. Cohen fuhr fort.
»Die Antwort auf Ihre zweite Frage lautet, daß Sie keinerlei persönliche oder legale Verpflichtungen gegenüber Henry Osborne haben. Nach den testamentarischen Bestimmungen Ihres Vaters sind Ihre Mutter, ein Mr. Alan Lloyd und eine Mrs. John Preston, Ihre Taufpatin, Treuhänder Ihres Vermögens, bis Sie mündig sind, das heißt, einundzwanzig Jahre sind.«
Wieder schaute Thomas Cohen auf. Williams Gesicht blieb ausdruckslos. Mr. Cohen hatte bereits gelernt, daß er in diesem Fall fortzufahren hatte.
»Und drittens, Mr. Kane, können Sie Mr. Osborne nicht
Weitere Kostenlose Bücher