Archer Jeffrey
Entscheidung trifft, deine Bücher sehen, und er würde auch gern wissen, was mit meinen fünfhunderttausend Dollar geschehen ist.«
»Unseren fünfhunderttausend Dollar geht es sehr gut, wie du bald feststellen wirst. Ich werde Alan morgen meine Bücher schicken, damit er sie selbst prüfen kann; bestimmt wird er beeindruckt sein.«
»Das hoffe ich um deinet- und um meinetwillen«, sagte Anne. »Warten wir ab, was er sich für ein Bild macht; du weißt, wie sehr ich Alan vertraue.«
»Aber mir nicht«, warf Henry ein.
»O nein, Henry, damit wollte ich nicht sagen…«
»Es war nur ein Scherz. Ich will doch annehmen, daß du deinem eigenen Mann vertraust.«
Anne fühlte Tränen aufsteigen; vor Richard hatte sie sie immer verborgen, vor Henry versuchte sie gar nicht, sie zurückzuhalten.
»Ich hoffe, ich kann dir vertrauen. Bisher mußte ich mich nie um Geldangelegenheiten kümmern, und im Moment ist es einfach zuviel für mich. Das Baby macht mich fortwährend müde und niedergeschlagen.«
Sofort zeigte Henry Besorgnis. »Ich weiß, Liebling. Ich will nicht, daß du dir jemals den Kopf über Geschäfte zerbrechen mußt; das ist meine Aufgabe. Warum legst du dich nicht hin, und ich bringe dir später das Abendessen hinauf in dein Zimmer. Ich könnte ins Büro zurückgehen und die Unterlagen für Alan vorbereiten.«
Anne willigte ein. Als Henry gegangen war, versuchte sie jedoch trotz ihrer Müdigkeit nicht, einzuschlafen. Sie saß im Bett und las Sinclair Lewis. Henry brauchte etwa fünfzehn Minuten bis in sein Büro. Sie wartete zwanzig Minuten, dann rief sie an. Das Telefon klingelte beinahe eine Minute.
Zwanzig Minuten später versuchte Anne es nochmals. Immer noch keine Antwort. Alle zwanzig Minuten rief sie an, und nie bekam sie eine Antwort. Henrys Bemerkung über Vertrauen hatte einen bitteren Nachgeschmack bekommen.
Als Henry schließlich nach Mitternacht nach Hause kam, schien er besorgt, sie noch wach zu finden.
»Du hättest nicht auf mich warten sollen.«
Er küßte sie zärtlich. Anne vermeinte Parfüm zu riechen - oder war sie zu mißtrauisch?
»Ich mußte etwas länger als geplant im Büro bleiben, weil ich nicht alle Unterlagen für Alan finden konnte. Diese dumme Sekretärin hat verschiedenes falsch abgelegt.«
»Es muß trist sein, mitten in der Nacht allein im Büro zu sitzen«, sagte Anne.
»Ach, es ist nicht so schlimm, wenn es um eine Arbeit geht, die der Mühe wert ist«, erwiderte Henry, legte sich zu ihr ins Bett und schmiegte sich an ihren Rücken. »Einen Vorteil hat es jedenfalls: Man kann viel mehr erledigen, wenn man nicht gestört wird.«
Eine Minute später schlief er ein. Anne lag wach; jetzt war sie fest entschlossen, den Plan durchzuführen, den sie sich am Nachmittag zurechtgelegt hatte.
Als Henry am nächsten Morgen nach dem Frühstück zur Arbeit ging
- nicht, daß Anne gewußt hätte, wo Henry jetzt überhaupt arbeitete - studierte sie die kleinen Anzeigen im Boston Globe. Dann traf sie telefonisch eine Vereinbarung, und kurz vor Mittag fuhr sie in ein Viertel im Süden von Boston. Die Schäbigkeit der Gebäude entsetzte Anne. Sie war noch nie in den südlichen Bezirken der Stadt gewesen, und unter normalen Umständen hätte sie ihr Leben lang nicht gewußt, daß es solche Bezirke überhaupt gab.
Eine kleine, mit Streichhölzern, Zigarettenstummeln und Schmutz bedeckte Holztreppe führte zu einer Tür mit einer Milchglasscheibe. Darauf stand in großen schwarzen Buchstaben »Glen Ricardo«, und darunter »Privatdetektiv«. Anne klopfte an die Tür.
»Nur herein, die Tür ist offen«, rief eine tiefe, rauhe Stimme.
Anne trat ein.
Der Mann hinter dem Schreibtisch, dessen Füße auf der Tischplatte lagen, schaute von einer Zeitschrift auf, die stark nach einem SexMagazin aussah. Als er Anne erblickte, fiel ihm beinahe die Zigarre aus dem Mund. Es war das erstemal, daß jemand in einem Nerzmantel in sein Büro kam.
»Guten Morgen«, sagte er und stand rasch auf. »Mein Name ist Glen Ricardo.«
Er beugte sich über den Schreibtisch und reichte Anne eine nikotinbefleckte Hand. Sie ergriff die Hand und war froh, daß sie Handschuhe trug.
»Sind Sie angemeldet?« fragte Ricardo, obwohl ihm das ganz egal war. Für eine Aussprache mit einem Nerzmantel hatte er immer Zeit.
»Ja.«
»Ach, dann sind Sie Mrs. Osborne. Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen?«
»Ich behalte ihn lieber an«, sagte Anne, da sie außer dem Fußboden keinen Platz für ihren Mantel sah.
»Natürlich, natürlich.«
Anne
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