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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
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in Folge mit einer Trendwende zu tun habe, muss ich nichts weiter tun, als das Kapital jeden Monat neu zu investieren.«
»Das ist obszön«, erklärte Su Ling.
»Was soll denn falsch daran sein, meine Fähigkeiten, mein Wissen und eine Prise Unternehmergeist einzusetzen?«, fragte Nat.
»Weil du in fünfzehn Minuten am Tag mehr verdienst, als ich in einem Jahr als leitende Forscherin an der Columbia University – möglicherweise verdienst du sogar mehr als mein Chef.«
»Dein Chef wird aber heute in einem Jahr immer noch auf seinem Stuhl sitzen, egal, was mit dem Devisenmarkt passiert. Das nennt man freies Unternehmertum. Und der Haken ist, dass ich dabei alles verlieren kann.«
Nat erzählte seiner Frau nicht, dass der britische Wirtschaftswissenschaftler Maynard Keynes einmal gesagt hatte: Ein kluger Mann sollte in der Lage sein, noch vor dem Frühstück ein Vermögen zu machen, damit er den Rest des Tages einer ordentlichen Arbeit nachgehen kann. Er wusste, welche Vorbehalte seine Frau gegenüber leicht verdientem Geld hegte, darum erwähnte er seine Investitionen nur, wenn sie das Thema zur Sprache brachte. Und er teilte ihr selbstverständlich nicht mit, dass Mr Russell der Meinung war, es sei nun an der Zeit, für weitere Kapitalanlagen Darlehen aufzunehmen.
Nat fühlte sich nicht schuldig, wenn er fünfzehn Minuten am Tag damit zubrachte, seinen winzigen Fonds zu verwalten, denn er bezweifelte, dass irgendein anderer Student seines Jahrgangs fleißiger war als er. Die einzige Pause, die er sich vom Studium gönnte, war die Stunde, die er jeden Nachmittag trainierte, und der Höhepunkt des Jahres war gekommen, als er beim Lauf gegen die UConn in seinem Harvard-Trikot als Erster die Ziellinie überquerte.
Nach einigen Bewerbungsgesprächen in New York erhielt Nat eine Unzahl von Angeboten von Finanzinstituten, aber nur zwei davon nahm er ernst. An Ruf und Größe blieben sie einander nichts schuldig, aber kaum hatte er Arnie Freeman getroffen, den Leiter der Devisenabteilung bei Morgan, unterschrieb er auf der Stelle einen Vertrag. Arnie besaß die Gabe, vierzehnstündige Arbeitstage an der Wall Street wie ein einziges Vergnügen klingen zu lassen.
Nat fragte sich, was in diesem Jahr noch alles passieren würde.
Dann fragte ihn Su Ling, wie viel Gewinn der CartwrightFonds angesammelt hatte.
»Ungefähr vierzigtausend Dollar«, erwiderte Nat.
»Und dein Anteil daran?«
»Zwanzig Prozent. Wofür willst du das Geld ausgeben?«
»Für unser erstes Kind«, antwortete sie.
    *
    Fletcher bedauerte ebenfalls wenig, wenn er auf sein erstes Jahr bei Alexander Dupont & Bell zurückblickte. Er hatte keine Ahnung gehabt, wie sein Verantwortungsbereich aussehen würde, aber man nannte die jungen Angestellten nicht umsonst ›Packesel‹. Schnell fand er heraus, dass seine Hauptaufgabe darin bestand, sicherzustellen, dass Matt Cunliffe stets die relevanten Unterlagen für all seine Fälle auf seinem Schreibtisch vorfand. Innerhalb weniger Tage hatte Fletcher durchschaut, dass die Vorstellung von ständigen glamourösen Auftritten vor Gericht, bei denen unschuldige Frauen vom Vorwurf des Mordes freigekämpft wurden, nur der Stoff waren, aus dem Fernsehfilme bestanden. Ein Großteil seiner Arbeit war mühsam und akribisch und häufig einigte man sich dann noch vor dem ersten Prozesstag auf einen Vergleich.
    Fletcher fand auch heraus, dass man erst als Partner das wirklich ›große Geld‹ verdiente und noch bei Tageslicht nach Hause kam. Wenigstens erleichterte Matt ihm die Arbeit, indem er nicht auf einer nur dreißigminütigen Mittagspause bestand. So konnte Fletcher zweimal die Woche mit Jimmy Squash spielen.
    Obwohl Fletcher jeden Abend Arbeit mit nach Hause nahm, versuchte er, wann immer möglich, noch eine Stunde mit seiner Tochter zu verbringen. Sein Vater erinnerte ihn regelmäßig daran, dass Fletcher die ›wichtigen Momente in Lucys Kindheit‹ niemals nachholen konnte, wenn diese frühen Jahre erst einmal verstrichen waren.
    Die Party zu Lucys erstem Geburtstag war das lauteste Ereignis außerhalb eines Footballstadions, dem Fletcher jemals beigewohnt hatte. Annie hatte so viele Freundinnen in der Nachbarschaft gefunden, dass ihr Haus voller Kleinkinder war, die alle gleichzeitig lachten oder weinten. Fletcher wunderte sich, wie ruhig Annie damit umging, wenn Eiscreme verschmiert, Schokoladenkuchen in den Teppich getreten oder Milch über ihr Kleid vergossen wurde. Nie verlor sie ihr Lächeln. Als auch die letzte

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