Archer Jeffrey
Flugzeug von Edinburgh nach New York schlief Fletcher sofort nach dem Abheben ein. Als er aufwachte, war die Sonne, die er auf der einen Seite der Kabine hatte untergehen sehen, auf der anderen noch nicht wieder aufgegangen. Beim Landeanflug auf den John-F.-Kennedy-Flughafen – Annie konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, dass er nun nicht mehr Idlewild hieß –, freute sich Annie auf ihr Wiedersehen mit Lucy, während Fletcher besorgt an seinen ersten Arbeitstag bei Alexander Dupont & Bell dachte.
*
Als Nat und Su Ling aus Rom zurückkehrten, waren sie erschöpft, aber ihre Planänderung hätte nicht erfolgreicher ausfallen können. Su Ling hatte sich von Tag zu Tag mehr entspannt; schon in der zweiten Woche erwähnte keiner von beiden mehr Korea. Auf dem Rückflug kamen sie überein, Su Lings Mutter zu erzählen, sie hätten die Flitterwochen in Italien verbracht. Nur Tom würde sich darüber wundern.
Während Su Ling schlief, studierte Nat erneut den Devisenmarkt in der International Herald Tribune und in der Londoner Ausgabe der Financial Times. Der Trend war ungebrochen, ein kleiner Kurseinbruch, eine leichte Erholung, gefolgt von einem weiteren kleinen Kurseinbruch, aber langfristig kannte der Yen nur eine Richtung, nach oben, und für den Dollar ging es stetig nach unten. Das Gleiche galt für das Verhältnis von Yen zu D-Mark, Pfund und Lira. Nat beschloss, herauszufinden, welche Wechselkurse die größten Differenzen aufwiesen. Sobald sie wieder in Boston waren, würde er mit Toms Vater reden. Lieber wollte er die Devisenabteilung der Russell’s Bank konsultieren, als seine Ideen jemandem offen zu legen, den er nicht kannte.
Nat betrachtete seine schlafende Frau. Er war dankbar für ihren Vorschlag, den Wechselkurs zum Thema seiner Diplomarbeit an der Business School zu machen. Die Zeit in Harvard würde nur allzu schnell verstreichen und ihm war klar, dass er eine Entscheidung, die ihrer beider Zukunft betraf, nicht hinausschieben durfte. Sie hatten bereits über drei Alternativen gesprochen: Er könnte sich eine Stelle in Boston suchen, damit Su Ling in Harvard bleiben konnte, aber sie hatte darauf hingewiesen, wie sehr das seine Möglichkeiten einschränken würde. Er könnte Mr Russells Angebot annehmen und sich Tom in einer großen Bank in einer Kleinstadt anschließen, aber das würde seine künftigen Aussichten nachhaltig einschränken. Oder er könnte sich um eine Stelle in der Wall Street bewerben und feststellen, ob er in der Oberliga mitspielen konnte.
Su Ling hatte keinerlei Zweifel, welche der Optionen er in die Tat umsetzen sollte, und obwohl sie noch Zeit hatten, um über ihre Zukunft nachzudenken, hatte sie bereits erste Kontakte mit Columbia aufgenommen.
25
NAT BEDAUERTE WENIG, wenn er auf sein letztes Jahr in Harvard zurückblickte.
Nur wenige Stunden nach der Landung auf dem Logan International Airport rief er Toms Vater an und unterbreitete ihm seine Währungsideen. Mr Russell wies darauf hin, dass die Summen, mit denen er handeln wollte, zu klein für jede Devisenabteilung wären. Nat war enttäuscht, doch dann schlug Mr Russell vor, dass die Bank ihm ein Darlehen von eintausend Dollar gewähren könnte, und er erkundigte sich, ob er und Tom ebenfalls je tausend Dollar investieren dürften. So gründete Nat seinen ersten Devisenfonds.
Als Joe Stein von dem Projekt erfuhr, tauchten am selben Tag weitere eintausend Dollar auf. Innerhalb eines Monats war der Fonds auf zehntausend Dollar angewachsen. Nat sagte zu Su Ling, dass er mehr fürchte, das Geld der Investoren zu verlieren, als sein eigenes. Am Ende des Quartals war der CartwrightFonds auf vierzehntausend Dollar angewachsen und Nat hatte einen Gewinn von siebenhundertsechsundzwanzig Dollar gemacht.
»Du könntest immer noch alles verlieren«, rief ihm Su Ling ins Gedächtnis.
»Stimmt, aber da der Fonds jetzt umfangreicher ist, minimiert sich die Wahrscheinlichkeit eines großen Verlustes. Selbst wenn sich der Trend plötzlich umkehren sollte, könnte ich mich weitgehend schützen, indem ich vorzeitig verkaufe und die Verluste auf ein Mindestmaß beschränke.«
»Aber nimmt das nicht zu viel von deiner Zeit in Anspruch, wo du doch eigentlich an deiner Abschlussarbeit schreiben solltest?«, fragte Su Ling.
»Ich brauche nur etwa fünfzehn Minuten pro Tag«, wehrte Nat ab.
»Ich schaue mir jeden Morgen um 6 Uhr den japanischen Markt an und um 18 Uhr die Schlussnotierungen in New York. Solange ich es nicht mehrere Tage
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