Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
Vom Netzwerk:
Versuchen Sie es noch einmal.«
    Rebecca Armitage wartete, während Nat durch seinen Text stolperte. » Doch da kommt das Fräulein … « Rebecca war überrascht. Als sie vorhin im hinteren Teil der Aula gestanden und ihm zugehört hatte, da hatte er so absolut selbstsicher gewirkt. Sie sah auf ihren Text und las:
    » Verzeiht mir diese Eile: Meint Ihr’s gut,
So geht mit mir und diesem heil’gen Mann
In die Kapelle nebenan und dort,
Vor ihm und unter dem geweihten Dach,
Verbürget feierlich mir eure Treu,
Dass mein ungläub’ges, allzubanges Herz
Zur Ruh’ gelangen mag. Er soll’s verbergen, Bis Ihr gesonnen seid, es kundzumachen,
Und um die Zeit soll meinem Stand gemäß
Die Feier unserer Hochzeit sein.
Was sagt Ihr? «
    Nat sagte nichts.
     
    »Nat, hast du vor, mitzumachen?«, erkundigte sich Mr Thompson.
    »Damit Rebecca noch ein paar Zeilen vortragen kann? Ich gebe zu, dieser anbetende Blick ist überaus wirkungsvoll und könnte bei manchen als Schauspielerei durchgehen, aber wir haben nicht vor, eine Pantomime aufzuführen. Ein oder zwei Leute im Publikum möchten möglicherweise sogar die vertrauten Worte von Mr Shakespeare hören.«
    »Ja, Sir. Es tut mir Leid, Sir«, sagte Nat und sah wieder auf seinen Text. » Ich geh mit euch und diesem guten Alten, will Treue schwören und sie ewig halten. «
    » So führ uns, Vater! – Mag des Himmels Schein zu dieser Tat uns freundlich Segen leihn! «
»Danke, Miss Armitage. Ich denke, mehr müssen wir von Ihnen nicht hören.«
»Aber sie war wunderbar«, rief Nat.
»Ah, Sie können ja doch eine ganze Zeile ohne Pause vortragen«, spottete Mr Thompson. »Welch eine Erleichterung in dieser späten Phase, aber ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie nicht nur die Hauptrolle spielen, sondern auch als Regisseur agieren wollen. Jedoch, Nat, habe ich bereits beschlossen, wer die Rolle der schönen Olivia spielen wird.«
Nat beobachtete Rebecca, die rasch die Bühne verließ. »Und was ist mit Viola?«, insistierte er.
»Nein. Wenn ich das Stück richtig interpretiere, Nat, so ist Viola Ihre Zwillingsschwester. Und leider – oder glücklicherweise – weist Rebecca absolut keine Ähnlichkeit mit Ihnen auf.«
»Dann Maria. Sie würde eine wunderbare Maria abgeben.«
»Ich bin sicher, das würde sie, aber Rebecca ist viel zu groß, um die Maria zu spielen.«
»Haben Sie sich schon einmal überlegt, den Narren von einer Frau spielen zu lassen?«, schlug Nat vor.
»Nein, um ehrlich zu sein, Nat, das habe ich nicht. Schon deswegen nicht, weil ich keine Zeit habe, das gesamte Stück umzuschreiben.«
Nat merkte nicht, wie Rebecca hinter eine Säule glitt und versuchte, ihre Verlegenheit zu verbergen, während er weiter blind vor sich hinplapperte. »Was ist mit der Dienerin in Olivias Haushalt?«
»Was ist mit ihr?«
»Rebecca würde eine wunderbare Dienerin abgeben.«
»Ganz sicher würde sie das, aber sie kann nicht gleichzeitig Olivia und ihre Dienerin spielen. Das könnte irgendjemandem im Publikum auffallen.« Nat öffnete den Mund, sagte aber nichts. »Ah, endlich Stille. Aber ich bin sicher, dass Sie das Stück über Nacht umschreiben, um sicherzustellen, dass Olivia einige neue Szenen mit Sebastian bekommt, an die Mr Shakespeare nicht gedacht hat.« Nat hörte ein Kichern hinter der Säule. »Gibt es noch jemanden, den Sie gern in der Rolle der Dienerin sehen würden, Nat, oder darf ich jetzt mit der Besetzung des Stückes fortfahren?«
»Es tut mir Leid, Sir«, sagte Nat. »Wirklich Leid.«
Mr Thompson sprang auf die Bühne, lächelte Nat an und flüsterte:
»Falls Sie geplant haben sollten, den Unberührbaren zu spielen, Nat, dann muss ich Ihnen leider sagen, dass Sie es verbockt haben. Sie haben sich williger gezeigt als ein Flittchen in einem Casino in Las Vegas. Es wird Sie sicher interessieren, dass wir im nächsten Jahr Der Widerspenstigen Zähmung aufführen wollen, was meiner Meinung nach passender gewesen wäre. Wenn Sie nur ein Jahr später zur Welt gekommen wären, dann würde Ihr Leben völlig anders aussehen. Dennoch viel Glück mit Miss Armitage.«
    * »Der Junge muss von der Schule verwiesen werden«, erklärte
    Mr Fleming. »Keine andere Bestrafung wäre angemessen.« »Aber Sir«, wandte Fletcher ein, »Pearson ist erst fünfzehn
und er hat sich sofort bei Mrs Appleyard entschuldigt.«
    »Etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet«, meinte der Kaplan, der sich bis zu diesem Augenblick jedweder Meinungsäußerung enthalten hatte.
    »Jedenfalls«,

Weitere Kostenlose Bücher