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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
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trugen sie seine Leiche zu dem wartenden Helikopter.
    »Übernehmen Sie hier, Sergeant«, befahl Nat und rannte zum Kamm. Er griff sich die M60 des Captains, suchte Deckung und feuerte auf den sich nähernden Feind. Irgendwie wählte er sechs weitere Männer aus, die den Hügel hinauf zum vierten Helikopter rannten. Zwanzig Minuten versuchte er auf dem Kamm, die Wellen vorrückender Vietcong in Schach zu halten, während seine eigene Unterstützung immer mehr ausdünnte, weil er die Männer ununterbrochen den Hügel hinauf in die Sicherheit des nächsten Helikopters schickte.
    Die letzten sechs Männer auf diesem Kamm zogen sich erst zurück, als sie sahen, dass Blackbird Twelve einflog. Als Nat sich endlich umdrehte und den Hügel hinaufhastete, riss eine Kugel sein Bein auf. Er wusste, er sollte Schmerz verspüren, aber das hielt ihn nicht davon ab, so schnell zu laufen wie noch nie zuvor. Als er die offene Tür des Hubschraubers erreichte, im Rennen feuernd, hörte er den Staff Sergeant rufen: »Um Gottes willen, Sir, hieven Sie Ihren Hintern an Bord.«
    Noch während der Staff Sergeant ihn hochzog, kippte der Hubschrauber zur Seite, schlingerte in den Himmel, wobei er Nat zu Fall brachte, bevor er dann rasch davonzog.
    »Alles okay?«, fragte der Pilot.
    »Ich denke schon«, keuchte Nat. Er stellte fest, dass er quer über der Leiche eines Soldaten lag.
»Typisch für die Armee – man weiß nicht einmal, ob sie noch leben. Mit Glück und Rückenwind«, fügte der Pilot hinzu, »sollten wir zum Frühstück wieder zurück sein.«
Nat starrte auf die Leiche des Soldaten, der nur wenige Augenblicke zuvor noch neben ihm gestanden hatte. Seine Familie würde aber wenigstens an seinem Begräbnis teilnehmen können und nicht einfach nur informiert werden, dass er in einem gnadenlosen Land einen gnadenlosen Tod gefunden hatte.
»Allmächtiger Gott!«, hörte er den Flight Lieutenant rufen.
»Probleme?«, stieß Nat hervor.
»Das kann man so sagen. Wir verlieren rasch Benzin. Diese Schweinehunde müssen meinen Tank getroffen haben.«
»Ich dachte, diese Dinger hätten zwei Benzintanks«, sagte Nat.
»Was glauben Sie, womit ich auf dem Weg hierher geflogen bin, Soldat?«
Der Pilot klopfte gegen die Tankanzeige und prüfte dann den Entfernungsmesser. Ein flackerndes, rotes Licht zeigte an, dass er in weniger als dreißig Meilen zu einer Notlandung gezwungen sein würde. Er drehte sich um und sah Nat an, der immer noch auf dem toten Soldaten lag und sich am Boden festhielt. »Ich muss eine Stelle suchen, wo wir landen können.«
Nat starrte aus der offenen Tür, aber er sah nur meilenweit dichten Dschungel.
Der Pilot schaltete die Suchscheinwerfer ein und hielt Ausschau nach einer Lichtung zwischen den Bäumen. Plötzlich spürte Nat, wie der Helikopter erschauerte. »Ich gehe jetzt runter«, erklärte der Pilot und klang genauso ruhig wie während des ganzen Einsatzes. »Vermutlich müssen wir das Frühstück verschieben.«
»Rechts von Ihnen«, brüllte Nat, der eine Lichtung entdeckt hatte.
»Ich sehe es.« Der Pilot versuchte, den Hubschrauber zur Lichtung zu fliegen, aber der drei Tonnen schwere Moloch wollte einfach nicht reagieren. »Wir gehen runter, ob es uns gefällt oder nicht.«
Das Surren der Rotorblätter wurde immer langsamer, bis Nat das Gefühl hatte, als ob sie durch die Luft glitten. Er musste an seine Mutter denken und bekam Schuldgefühle, weil er auf ihren letzten Brief nicht geantwortet hatte, dann an seinen Vater, der zweifelsohne stolz auf ihn sein würde, und an Tom und seinen Triumph bei der Wahl zum Studentenvertreter in Yale – würde er noch Präsident werden? Und an Rebecca, die er immer noch liebte, vermutlich bis ans Ende seines Lebens. Er klammerte sich an den Boden. Plötzlich fühlte sich Nat sehr jung, schließlich war er erst neunzehn. Einige Zeit später fand er heraus, dass der Flight Lieutenant, den er als Blackbird Twelve kannte, nur ein Jahr älter war.
Die Rotorblätter hörten ganz auf zu surren und der Hubschrauber glitt stumm auf die Bäume zu. Der Staff Sergeant sagte: »Falls wir uns nie wiedersehen, Sir, mein Name ist Speck Foreman. Es war mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen.«
Sie schüttelten sich die Hände, wie man es am Ende jedes Spiels tut.
    *
    Fletcher starrte das Foto von Nat auf der Titelseite der New York Times an. Darunter die Schlagzeile EIN AMERIKANISCHER HELD. Ein Mann, der sich bereitwillig in dem Moment gemeldet hatte, als er den Einberufungsbefehl erhielt,

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