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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
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steckte den Kopf aus der Tür. »Nein«, sagte er und sah zu, wie Joanna aus ihrem kurzen Nachthemd schlüpfte. »Und der zweite Gefallen?«
»Tja, könntest du wenigstens so tun, als würde dich interessieren, was ich sage, und dir vielleicht sogar hin und wieder Notizen machen?«
»Warum sollte ich mir die Mühe machen und mitschreiben, wo du doch meine Arbeiten bewertest?«
»Weil dir die letzte Note, die ich dir gegeben haben, nicht gefallen wird.« Joanna stellte sich zu ihm unter die Dusche.
»Ach, und ich hatte so auf eine Eins für dieses Meisterwerk gehofft«, sagte Jimmy und seifte ihre Brüste ein.
»Erinnerst du dich zufällig noch, wen du als größten Einfluss auf Napoleon bezeichnet hast?«
»Josephine«, antwortete Jimmy ohne zu zögern.
»Das wäre vielleicht sogar die korrekte Antwort gewesen, aber das hast du in deinem Aufsatz nicht geschrieben.«
Jimmy trat aus der Dusche und schnappte sich ein Handtuch.
»Was habe ich denn geschrieben?«, fragte er und drehte sich zu ihr.
»Joanna.«
    *
    Innerhalb weniger Minuten flogen alle zwölf Helikopter in VFormation. Nat sah hinter sich auf die beiden Heckschützen, die angespannt in die schwarze, wolkenlose Nacht starrten. Er setzte die Kopfhörer auf und lauschte dem Flight Lieutenant.
    »Blackbird One an alle. Wir verlassen den alliierten Luftraum in vier Minuten. Erwartete Ankunftszeit ist 21 Uhr.«
Nat saß kerzengerade, während er dem jungen Piloten zuhörte. Er sah aus einem Seitenfenster auf Sterne, die man vom amerikanischen Kontinent aus nie sehen würde. Nat spürte, wie das Adrenalin durch seinen Körper pulsierte, als sie sich den feindlichen Linien näherten. Endlich hatte er das Gefühl, Teil dieses verdammten Krieges zu sein. Es überraschte ihn nur, dass er keine Furcht empfand. Vielleicht kam das ja später.
»Wir fliegen jetzt über feindliches Gebiet«, verkündete der Flight Lieutenant, als ob sie nur eine verkehrsreiche Straße überquerten.
»Können Sie mich hören, Ground Leader?«
Es knackte in der Leitung, dann sagte eine Stimme: »Ich höre Sie, Blackbird One. Wie lautet Ihre Position?« Nat erkannte den Südstaatendialekt von Captain Dick Tyler.
»Wir sind ungefähr fünfzig Meilen südlich von Ihnen.«
»Verstanden. Erwarte Rendezvous in fünfzehn Minuten.«
»Roger. Sie werden uns erst im letzten Moment sehen, weil wir alle Außenlichter ausgeschaltet haben.«
»Verstanden«, antwortete dieselbe Stimme.
»Haben Sie einen möglichen Landeplatz ausfindig gemacht?«
»Es gibt eine kleine, geschützte Stelle auf einem Kamm etwas unterhalb von uns«, erwiderte Tyler. »Aber dort kann immer nur ein Helikopter auf einmal landen. Und wegen des Regens, ganz zu schweigen von dem Schlamm, könnte sich die Landung als verdammt schwierig erweisen.«
»Wie lautet Ihre gegenwärtige Position?«
»Ich befinde mich immer noch im selben Raster, etwas nördlich des Dyng River.« Tyler schwieg kurz. »Und ich bin mir ziemlich sicher, dass der VC gerade den Fluss überquert.«
»Wie viele Männer sind bei Ihnen?«
»Achtundsiebzig.« Nat wusste, dass die volle Zahl zweier Züge aus sechsundneunzig Männern bestand. »Wie viele Leichen?«, fragte der Flight Lieutenant, als ob er sich erkundigte, wie viele Eier der Captain zum Frühstück wünsche.
»Achtzehn.«
»Okay. Halten Sie sich bereit, sechs Männer und zwei Leichen in jeden Helikopter zu laden. Und sorgen Sie dafür, dass sie im selben Augenblick an Bord klettern, in dem sie mich sehen.«
»Wir sind bereit«, erklärte der Captain. »Wie spät haben Sie es?«
»Zwanzig Uhr dreiunddreißig«, antwortete der Flight Lieutenant.
»Dann werde ich um zwanzig Uhr achtundvierzig eine rote Leuchtrakete abschießen.«
»Eine rote Leuchtrakete um zwanzig Uhr achtundvierzig«, wiederholte der Flight Lieutenant. »Roger and out.«
Nat war beeindruckt, wie ruhig der Flight Lieutenant zu sein schien, wo doch er und sein Co-Pilot sowie beide Heckschützen in zwanzig Minuten tot sein konnten. Aber wie Colonel Tremlett immer wieder gesagt hatte, wurden mehr Leben durch ruhige Männer gerettet als durch tapfere. In den nächsten fünfzehn Minuten sprach keiner ein Wort. Dadurch hatte Nat Zeit, um über die Entscheidung, die er gefällt hatte, nachzudenken: Würde er in zwanzig Minuten ebenfalls tot sein?
Nat verlebte anschließend die längsten fünfzehn Minuten seines Lebens, starrte hinaus auf den dichten, nur vom Halbmond beleuchteten Dschungel. Es wurde Funkstille gewahrt. Er sah wieder nach hinten zu

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