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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
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obwohl er wenigstens drei verschiedene Gründe für eine Freistellung hätte anführen können. Er war zum Lieutenant befördert worden und hatte als Versorgungsoffizier das Kommando über einen Rettungseinsatz eines auf der falschen Seite des Dyng River gestrandeten Zuges übernommen. Niemand schien erklären zu können, was ein Versorgungsoffizier während eines Fronteinsatzes an Bord eines Helikopters zu suchen hatte.
    Fletcher wusste, er würde sich den Rest seines Lebens fragen, welche Entscheidung er getroffen hätte, wenn dieser braune Umschlag in seinem Postfach aufgetaucht wäre. Eine Frage, die nur von jenen wirklich beantwortet werden konnte, die sich dieser Entscheidung stellen mussten. Aber selbst Jimmy räumte ein, dass Lieutenant Cartwright ein bemerkenswerter Mann gewesen sein musste.
    »Wenn das eine Woche vor der Wahl passiert wäre«, sagte er zu Fletcher, »hättest du vielleicht sogar Tom Russell geschlagen
– alles eine Frage des Timing.«
    »Nein, ich hätte ihn nicht geschlagen.«
»Wieso nicht?«, fragte Jimmy.
    »Das ist ja das Unheimliche«, sagte Fletcher. »Anscheinend ist er Toms bester Freund.«
     
    *
    Eine Flotte von elf Helikoptern flog los, um nach den vermissten Männern zu suchen, aber eine Woche später kehrten sie mit nichts weiter als den Überresten eines Hubschraubers zurück, der in dem Augenblick explodiert sein musste, als er auf die Bäume traf. Drei Leichen konnten identifiziert werden, eine davon die von Flight Lieutenant Carl Mould, doch trotz intensiver Durchsuchung des Geländes fand man keine Spur von Lieutenant Cartwright oder Staff Sergeant Speck Foreman.
    Henry Kissinger, der Sicherheitsberater des Landes, bat die Nation, um die Männer, die beispielhaft den Mut jedes Soldaten an der Front verkörperten, zu trauern und ihnen stets ein ehrendes Andenken zu bewahren.
    »Er hätte nicht von Trauer sprechen sollen«, meinte Fletcher. »Warum nicht?«, fragte Jimmy.
»Weil Cartwright noch lebt.«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
    »Ich weiß nicht, wieso«, erwiderte Fletcher. »Aber ich verspreche dir, dass er noch lebt.«
     
    *
    Nat erinnerte sich nicht, wie sie auf die Bäume aufgetroffen waren oder wie es ihn aus dem Hubschrauber geschleudert hatte. Als er schließlich aufwachte, brannte die Sonne grell auf sein ausgedörrtes Gesicht. Da lag er nun und fragte sich, wo er war, als die Erinnerung an diese dramatische Stunde auf ihn einstürmte.
    Einen Augenblick lang betete dieser Mann, der sich nicht einmal sicher war, ob es einen Gott gab. Dann hob er den rechten Arm. Er bewegte sich, wie sich ein Arm bewegen sollte, also wackelte Nat mit den Fingern, mit allen fünfen. Er hob den linken Arm und auch der gehorchte den vom Gehirn telegrafierten Befehlen, also wackelte er mit den Fingern und alle fünf reagierten. Er ließ die Arme sinken und wartete. Langsam zog er das rechte Bein an und vollführte dieselbe Übung bei seinen Zehen. Er senkte das Bein und wollte das andere anziehen und in diesem Moment spürte er den Schmerz.
    Nat drehte den Kopf von einer Seite zur anderen, dann legte er die Handflächen auf die Erde. Er betete erneut und drückte sich mit den Händen unsicher vom Boden ab. Er wartete einige Augenblicke und hoffte, die Bäume würden aufhören, sich zu drehen. Dann versuchte er, sich zu erheben. Sobald er auf den Beinen war, trat er zögerlich mit dem rechten Bein vor, wie es ein Kind tun würde, und als er nicht umfiel, versuchte er, das andere Bein in dieselbe Richtung zu bewegen. Ja, ja, ja, danke, ja – und dann spürte er wieder den Schmerz, als ob er bis zu diesem Augenblick unter Narkose gestanden hätte.
    Nat fiel auf die Knie und untersuchte seine linke Wade, durch die die Kugel einfach hindurchgeflogen war. Ameisen krabbelten in die Wunde, kümmerten sich gar nicht darum, dass der dazugehörige Mensch glaubte, noch am Leben zu sein. Nat brauchte einige Zeit, bis er eine Ameise nach der anderen entfernt hatte und sein Bein mit dem Ärmel seines Hemdes verbinden konnte. Als er aufsah, zog sich die Sonne hinter den Hügeln zurück. Ihm blieb nicht viel Zeit, um herauszufinden, ob einer seiner Kameraden überlebt hatte.
    Nat stand auf und drehte sich einmal im Kreis, hielt erst inne, als er im Dschungel Rauch aufsteigen sah. Er hinkte auf den Rauch zu, musste sich übergeben, als er über die verkohlte Leiche des jungen Piloten stolperte, dessen Namen er nicht kannte. Seine Uniformjacke hing über einem Ast. Nur die

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