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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
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Lieutenantstreifen am Schulterstück verrieten, wer der Mann gewesen war. Nat würde ihn später begraben, doch im Moment lieferte er sich einen Wettlauf mit der Sonne. In diesem Augenblick hörte er das Stöhnen.
    »Wo sind Sie?«, rief Nat. Das Stöhnen nahm ein paar Dezibel zu. Nat sah sich um und entdeckte die kompakte Gestalt von Staff Sergeant Foreman in den Bäumen, nur wenige Zentimeter über dem Wrack. Als er den Mann erreichte, wurde das Stöhnen noch lauter.
    »Können Sie mich hören?«, fragte Nat. Der Mann öffnete und schloss die Augen, während Nat ihn zu Boden senkte. Er hörte sich sagen:
    »Keine Sorge, ich bringe Sie nach Hause.« Wie ein heldenhafter Schuljunge aus den Seiten eines Comic-Heftes. Nat entfernte den Kompass vom Gürtel des Sergeants, sah zur Sonne auf und entdeckte ein Objekt in den Bäumen. Er hätte sich gefreut, wenn er es nur irgendwie hätte erreichen können. Nat schleppte sich zu dem Stamm des Baumes. Irgendwie gelang es ihm, auf einem Bein auf und ab zu hüpfen, dabei den Ast zu packen und ihn kräftig zu schütteln – in der Hoffnung, dass der Ast seine Last freigeben würde. Nat wollte gerade aufgeben, als es sich bewegte. Nat zerrte noch heftiger an dem Ast, es bewegte sich erneut und plötzlich krachte es ohne Vorwarnung zu Boden. Es hätte auf Nats Kopf landen können, wenn er sich nicht rasch zur Seite hätte fallen lassen. Springen konnte er nicht.
    Nat blieb einen Augenblick liegen, dann hievte er den Staff Sergeant vorsichtig auf die Trage. Anschließend setzte er sich auf den Boden und sah zu, wie die Sonne hinter den Baumwipfeln verschwand, nachdem sie an diesem Tag ihre Pflicht in diesem Land erfüllt hatte.
    Nat hatte irgendwo von einer Mutter gelesen, die ihr Kind nach einem Autounfall am Leben gehalten hatte, indem sie die ganze Nacht mit ihm redete. Und Nat redete die ganze Nacht mit dem Staff Sergeant.
    *
    Ungläubig las Fletcher, wie Lieutenant Nat Cartwright mit Hilfe einheimischer Bauern die Trage von einem Dorf zum anderen schleppte, zweihundertundelf Meilen, und die Sonne siebzehn Mal auf- und wieder untergehen sah, bevor er die Vororte von Saigon erreichte, wo die beiden Männer zum nächsten Feldlazarett gebracht wurden.
    Staff Sergeant Speck Foreman starb drei Tage später und erfuhr nie den Namen des Lieutenants, der ihn gerettet hatte und nun um sein eigenes Leben kämpfte.
    Fletcher verfolgte jede noch so kleine Notiz, die er über Lieutenant Cartwright fand. Er zweifelte nie daran, dass Cartwright überleben würde.
    Eine Woche später flog man Nat nach Camp Zama in Japan, wo er operiert wurde. Sein Bein konnte gerettet werden. Einen Monat darauf konnte er ins Walter Reed Army Medical Center nach Washington gebracht werden, wo er seine Genesung abschloss.
    Das nächste Mal sah Fletcher Nat Cartwright auf der Titelseite der New York Times, wie er im Rose Garden des Weißen Hauses die Hand von Präsident Johnson schüttelte.
    Er erhielt die Tapferkeitsmedaille.

15
    MICHAEL UND SUSAN CARTWRIGHT verschlug es förmlich die Sprache, als sie im Weißen Haus zusehen durften, wie ihr einziger Sohn im Rose Garden die Tapferkeitsmedaille erhielt. Nach der Zeremonie lauschte Präsident Johnson aufmerksam Nats Vater, der ihm die Probleme erläuterte, denen sich Amerika stellen musste, falls alle Einwohner neunzig Jahre alt würden, ohne eine ausreichende Lebensversicherung abgeschlossen zu haben. »Im nächsten Jahrhundert werden die Amerikaner genauso lange als Ruheständler leben wie als Berufstätige«, waren die Worte, die LBJ am folgenden Morgen vor seinem Kabinett wiederholte.
    Auf der Heimreise nach Cromwell wurde Nat von seiner Mutter gefragt, welche Zukunftspläne er hege.
    »Da bin ich mir nicht sicher, das liegt nämlich nicht in meinen Händen«, erwiderte er. »Ich habe den Befehl erhalten, mich am Montag in Fort Benning zu melden, dann werde ich herausfinden, was Colonel Tremlett mit mir vorhat.«
    »Noch ein verschwendetes Jahr«, sagte seine Mutter. »Das formt den Charakter«, erklärte sein Vater, der aufgrund seines langen Gespräches mit dem Präsidenten immer noch
    innerlich zu glühen schien.
     
    »Ich denke nicht, dass Nats Charakter das noch nötig hat«, erwiderte seine Mutter.
    Nat lächelte, sah aus dem Fenster und nahm die Landschaft von Connecticut in sich auf. In den siebzehn Tagen und siebzehn Nächten, in denen er immer nur kurz schlafen und kaum etwas essen konnte, hatte er sich oft gefragt, ob er seine Heimat jemals

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