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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
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lebst du fast wie ein Einsiedler.«
»Ich musste sehr viel aufholen«, verteidigte sich Nat.
»Tja, das hast du geschafft, wie dein Punktedurchschnitt beweist«, erwiderte Tom. »Und man hat dich sogar ins Laufteam der Uni berufen …«
»Wenn du an der UConn wärst, Tom, dann würde ich sofort für die Präsidentschaft kandidieren, aber da du an der Yale bist …«
    *
    Fletcher erhob sich von seinem Platz und sah die Geschworenen an – neunundneunzig Jahre stand auf jedem einzelnen ihrer Gesichter geschrieben. Wenn er die Uhr hätte zurückdrehen und das Angebot von drei Jahren annehmen können, dann hätte er das jetzt ohne zu zögern getan. Doch nun durfte er die Würfel nur noch ein Mal werfen und musste dabei versuchen, Mrs Kirsten den Rest ihres Lebens zurückzugeben. Er berührte seine Mandantin an der Schulter und drehte sich um, wo er das ermutigende Lächeln von Annie sah, die so sehr dafür eingetreten war, dass er diese Frau verteidigte. Sein Antwortlächeln löste sich in nichts auf, als er entdeckte, wer zwei Reihen hinter ihr saß. Professor Karl Abrahams nickte ihm kurz zu. Wenigstens wusste Jimmy jetzt, was nötig war, um Homer ein Nicken zu entlocken.
    »Meine Damen und Herren Geschworenen«, fing Fletcher mit leichtem Zittern in der Stimme an, »Sie haben die überzeugende Rede des Staatsanwaltes gehört, der meine Mandantin mit purer Gehässigkeit überzogen hat, darum ist es jetzt an der Zeit, Ihnen zu zeigen, gegen wen diese Gehässigkeit wirklich gerichtet sein sollte. Doch lassen Sie mich zuerst einen Augenblick über Sie sprechen. Die Presse hat es hochgespielt, dass ich nicht gegen jeden weißen Geschworenen Einwand einlegte. Folglich sind zehn von Ihnen weiß. Die Presse ging sogar noch weiter und meinte, hätte ich nur schwarze Geschworene gewählt, mehrheitlich Frauen, dann würde Mrs Kirsten zweifellos als freier Mensch aus dem Gericht spazieren. Aber das wollte ich nicht. Ich habe jeden von Ihnen aus einem guten Grund gewählt.« Die Geschworenen wirkten erstaunt.
    »Selbst der Staatsanwalt konnte sich nicht zusammenreimen, warum ich gegen einige von Ihnen keinen Einspruch einlegte«, fügte Fletcher hinzu und sah zu Mr Stamp hinüber. »Ich habe die Daumen gedrückt und auch niemand aus seiner enorm großen Truppe konnte sich denken, warum ich gerade Sie auserwählt habe. Was haben Sie nun alle gemeinsam?« Der Staatsanwalt sah mittlerweile genauso verblüfft aus wie die Geschworenen. Fletcher drehte sich um und wies auf Mrs Kirsten. »Ebenso wie die Angeklagte ist jeder Einzelne von Ihnen seit über neun Jahren verheiratet.« Fletcher wandte sich wieder den Geschworenen zu. »Keine ewigen Junggesellen oder alte Jungfern, die niemals das Eheleben kennen gelernt haben, die nicht wissen, was hinter verschlossenen Türen zwischen zwei Menschen vor sich gehen kann.« Fletcher entdeckte eine Frau in der hinteren Reihe, die erschauerte. Er erinnerte sich an Abrahams Worte, bei zwölf Geschworenen bestehe durchaus die Möglichkeit, dass einer von ihnen dieselben Erfahrungen wie die Angeklagte gemacht hatte. Diese Geschworene hatte er soeben entdeckt.
    »Wer von Ihnen fürchtet sich vor dem Moment, in dem der Ehepartner nach Mitternacht heimkehrt, betrunken und mit nichts als gewalttätigen Absichten? In den vergangenen neun Jahren erlebte Mrs Kirsten das in sechs von sieben Nächten. Sehen Sie sich diese zierliche und zarte Frau an und fragen Sie sich, welche Chance sie gegen einen Mann gehabt hätte, der einen Meter fünfundachtzig groß war und einhundertzehn Kilo wog.«
    Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Geschworene, die geschaudert hatte. »Wer von Ihnen kommt nachts nach Hause und muss fest damit rechnen, dass der Ehemann das Brotbrett packt, eine Käsereibe oder gar ein Steakmesser, nicht um in der Küche eine Mahlzeit zu bereiten, sondern um im Schlafzimmer die eigene Frau zu entstellen? Und was hätte Mrs Kirsten einem solchen Mann schon entgegensetzen können – eine Frau, die einen Meter sechzig groß ist und fünfzig Kilo wiegt? Ein Kissen? Ein Handtuch? Eine Fliegenklatsche vielleicht?« Fletcher schwieg kurz. »Dieser Gedanke ist Ihnen nie gekommen, oder?«, fügte er hinzu und sah die anderen Geschworenen an. »Warum nicht? Weil Ihre Ehemänner und Ehefrauen nicht verabscheuungswürdig sind. Meine Damen und Herren, wie können Sie auch nur ansatzweise begreifen, was diese Frau erleiden musste, tagein und tagaus?
    Doch solche Demütigungen reichen diesem Schläger eines

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