Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
Vom Netzwerk:
Fuß.
»Ich bin sicher, diese Geste hat in deinem Land eine besondere Bedeutung.«
»Stimmt. Es bedeutet, dass ich mit dir spazieren gehen möchte, aber nicht in einer Menschenmenge.«
Nat stellte seinen rechten Fuß auf ihren linken. »Und was bedeutet das?«
»Dass du meiner Bitte entsprechen willst.« Sie zögerte. »Aber ich hätte das nicht als Erste tun sollen, denn nun gelte ich als ein lockeres Frauenzimmer.« Nat nahm seinen Fuß herunter und stellte ihn gleich darauf wieder auf ihren Fuß. »Mein Ehre wurde wiederhergestellt«, lachte Su Ling.
»Wenn wir unseren abgeschiedenen Spaziergang hinter uns haben, was passiert dann als Nächstes?«
»Du musst warten, bis meine Familie dich zum Tee einlädt.«
»Wie lange wird das dauern?«
»Normalerweise gilt ein Jahr als angemessen.«
»Könnten wir das nicht ein wenig beschleunigen?«, schlug Nat vor.
»Wie wäre es mit nächster Woche?«
»Na gut, dann wirst du nächsten Sonntagnachmittag zum Tee zu uns kommen. Sonntag ist traditionell der Tag, an dem ein Mann das erste Mal unter den wachsamen Augen der Familie mit einer Frau speist.«
»Aber wir haben bereits mehrmals miteinander gespeist.«
»Ich weiß, darum musst du zum Tee kommen, bevor meine Mutter das herausfindet, sonst werde ich verstoßen und enterbt.«
»Dann werde ich deine Einladung zum Tee nicht annehmen«, erklärte Nat.
»Warum nicht?«
»Ich werde vor eurem Haus Stellung beziehen und dich auffangen, wenn deine Mutter dich hinauswirft. Dann muss ich keine zwei Jahre mehr warten.« Nat stellte beide Füße auf die ihren. Sie entzog ihm ihre Füße sofort. »Was habe ich falsch gemacht?«
»Zwei Füße bedeuten etwas völlig anderes.«
»Und was?«, wollte Nat wissen.
»Das kann ich dir nicht sagen, aber da du schlau genug warst, die korrekte Übersetzung von Su Ling herauszufinden, wirst du ganz sicher auch die Bedeutung der zwei Füße enträtseln und es niemals tun – außer …«
    *
    Am Freitagnachmittag fuhr Tom Nat und Su Ling zum Haus seiner Tante in den grünen Vororten von Boston. Miss Russell hatte offensichtlich mit Su Lings Mutter telefoniert, denn sie brachte Su Ling in einem Gästezimmer im Hauptflügel unter, direkt neben ihrem Schlafzimmer, während Nat und Tom in den Ostflügel verbannt wurden.
    Am nächsten Morgen nahm Su Ling nach dem Frühstück ein Treffen mit dem Statistikprofessor von Harvard wahr, während Nat und Tom langsam den Querfeldeinkurs abschritten. Das tat Nat immer, wenn er über unvertrautes Gelände laufen musste. Er inspizierte alle ausgetretenen Pfade und wann immer er an einen Fluss, ein Gatter oder eine plötzliche Erhebung kam, übte er mehrmals, das Hindernis zu überqueren.
    Der Rückweg führte sie über eine Wiese. Tom fragte Nat, was er tun würde, wenn Su Ling nach Harvard wechselte. »Ich würde ebenfalls wechseln und mich an der Business
    School einschreiben.«
»So stark sind deine Gefühle für sie?«
    »Ja. Und ich kann nicht riskieren, dass ein anderer beide Füße auf ihre Füße stellt.«
     
    »Wovon redest du da?«
     
    »Das erkläre ich dir ein anderes Mal.« Sie blieben vor einem Bach stehen. »Wo wird der Gegner den Bach wohl überqueren?«
    »Keine Ahnung«, sagte Tom. »Aber er ist zu breit, um einfach darüber zu springen.«
»Das stimmt. Ich nehme an, sie haben dafür die großen, flachen Kiesel in der Mitte vorgesehen.«
»Was machst du, wenn du dir nicht sicher bist?«, wollte Tom wissen.
»Ich halte mich dicht hinter einem Läufer aus deren Team, denn der macht automatisch das Richtige.«
»Was willst du so früh in der Saison denn erreichen?«
»Ich wäre schon zufrieden, wenn ich in die Wertung käme.«
»Das verstehe ich nicht. Zählt denn nicht jeder?«
»Nein. Es sind zwar acht Läufer in jedem Team, aber für das Endergebnis zählen nur die ersten sechs. Wenn ich als Zwölfter oder noch schneller einlaufe, bringe ich Punkte.«
»Wie funktioniert das mit dem Zählen?«
»Der Erste, der über die Ziellinie läuft, bekommt einen Punkt, der Zweite zwei Punkte und so weiter. Nach dem Rennen werden die ersten Sechs aus jedem Team addiert und das Team mit der niedrigsten Gesamtpunktezahl gewinnt. Daher können der Siebte und der Achte nur einen Beitrag leisten, wenn sie noch vor den ersten sechs Läufern des gegnerischen Teams einlaufen. Drücke ich mich verständlich aus?«
»Ja, ich denke schon.« Tom sah auf seine Uhr. »Ich gehe jetzt besser zurück. Ich habe Tante Abigail versprochen, das Mittagessen bei ihr einzunehmen.

Weitere Kostenlose Bücher