Archer Jeffrey
sie einsilbig antwortete. Anschließend läutete er im Operationssaal durch, um Dr. Redpath und seinem Team durchzugeben, dass sie in einer Minute bei ihnen sein würden. Der riesige, langsam zuckelnde Aufzug kam im fünften Stock zum Stehen. Annie wurde zügig den Flur entlanggeschoben. Fletcher trottete an ihrer Seite, klammerte sich an ihre ausgestreckte Hand. In der Ferne sah er zwei KrankenSchwestern, die eine Doppeltür aufhielten, damit die Trage ungebremst durchgeschoben werden konnte.
Annie hielt sich auch dann noch an Fletchers Hand fest, als sie auf den Operationstisch gehievt wurde. Drei weitere Personen kamen in den Raum, die Gesichter hinter Operationsmasken verborgen. Die erste Person überprüfte die Instrumente, die auf dem Tisch lagen, die zweite bereitete eine Sauerstoffmaske vor und die dritte versuchte, Annie weitere Fragen zu stellen, obwohl sie bereits vor Schmerzen schrie. Fletcher ließ die Hand seiner Frau nicht los. Ein älterer Mann trat ein. Er zog sterile Handschuhe an und fragte: »Alles bereit?« Dann erst begutachtete er die Patientin.
»Ja, Dr. Redpath«, erwiderte die Schwester.
»Gut«, sagte er und fügte, zu Fletcher gewandt, hinzu: »Ich fürchte, Sie müssen jetzt gehen, Mr Davenport. Sobald das Baby auf der Welt ist, rufen wir Sie.«
Fletcher küsste seine Frau auf die Stirn. »Ich bin so stolz auf dich«, flüsterte er.
22
NAT WACHTE AM WAHLTAG um fünf Uhr früh auf und stellte fest, dass Su Ling bereits unter der Dusche stand. Er sah auf den Terminplan auf dem Nachttisch. Um sieben fand eine Sitzung des gesamten Teams statt, gefolgt von eineinhalb Stunden vor der Mensa, wo er die Wähler auf dem Weg zum und vom Frühstück begrüßen würde.
»Komm zu mir«, rief Su Ling. »Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
Sie hatte Recht und sie schafften es gerade noch rechtzeitig zum Teamtreffen. Alle anderen waren bereits anwesend und Tom, der extra aus Yale angereist war, gab die Erfahrungen seiner jüngsten Wahl weiter. Su Ling und Nat setzten sich auf die beiden leeren Stühle neben ihrem inoffiziellen Stabschef, der die Einsatzbesprechung fortsetzte, als seien sie nicht da.
»Niemand macht eine Pause, nicht einmal um Luft zu holen, bis eine Minute nach achtzehn Uhr, wenn die letzte Stimme abgegeben wurde. Und nun schlage ich vor, dass der Kandidat und Su Ling bis halb neun vor der Mensa Posten beziehen, während der Rest von euch zum Frühstück in die Mensa geht.«
»Wir sollen auf diesem Mist eine Stunde lang herumkauen?«, fragte Joe.
»Nein, ich will nicht, dass ihr etwas esst, Joe, ich will, dass ihr von Tisch zu Tisch geht. Nie zwei von euch am selben Tisch und denkt daran, dass Elliots Team wahrscheinlich dasselbe tut, also verschwendet keine Zeit, seine Leute um ihre Stimme zu bitten. Okay, los geht’s.«
Vierzehn Leute rannten aus dem Raum und über den Rasen, zwölf verschwanden durch die Schwingtüren in der Mensa, Nat und Su Ling blieben vor der Eingangstür zurück.
»Hallo, ich bin Nat Cartwright und ich bewerbe mich um das Amt des Präsidenten des Studentenausschusses. Ich hoffe, ihr gebt mir bei der heutigen Wahl eure Stimme.«
Zwei verschlafene Studenten murmelten: »Schon gut, Mann, du hast dir bereits die schwulen Stimmen gesichert.«
»Hallo, ich bin Nat Cartwright und ich bewerbe mich um das Amt des Studentenpräsidenten. Ich hoffe, du wirst mich …«
»Ja, ich weiß, wer du bist, aber wie willst du verstehen, wie es ist, von einem Studentendarlehen leben zu müssen, wenn du jeden Monat vierhundert Dollar einstreichst?«, lautete die bissige Antwort.
»Hallo, ich bin Nat Cartwright. Ich bewerbe mich um das Amt des Studentenpräsidenten und …«
»Ich wähle keinen von euch beiden«, schnauzte ein anderer Student und stieß die Schwingtüren auf.
»Hallo, ich bin Nat Cartwright und ich bewerbe mich …«
»Tut mir Leid, ich bin nur zu Besuch von einer anderen Uni hier, darum darf ich nicht wählen.«
»Hallo, ich bin Nat Cartwright und ich …«
»Viel Glück, aber ich stimme nur wegen deiner Freundin für dich. Ich finde sie umwerfend.«
»Hallo, ich bin Nat Cartwright …«
»Und ich bin ein Mitglied von Ralph Elliots Team. Wir werden dir gehörig in den Arsch treten.«
»Hallo, ich bin Nat …«
Neun Stunden später konnte Nat nur raten, wie oft er seinen Spruch getätigt und wie viele Hände er geschüttelt hatte. Er wusste nur eines mit Sicherheit: Er war heiser und seine Finger würden ihm demnächst abfallen. Eine Minute nach 18 Uhr wandte er
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