Archer Jeffrey
Jacques ein, jedoch nur unter der Bedingung, daß Mark ihn begleite.
»Es ist entgegengesetzte Richtung von Coventry«, warnte Jacques ihn, »und in jede Fall sie werden dir sicher mein Job in ›Savoy‹ anbieten.«
»Ich sollte lieber mitkommen, sonst bekommen diese
Franzmänner nie ein anständiges Essen.«
»Diese Franzmänner«, sagte Jacques, »werden immer genau
wissen, wann es ist mein freier Tag.«
»Ja, und an solchen Tagen wird es umso mehr Tischbestellungen geben«, behauptete Mark lachend.
Es dauerte nicht lange, bis die Pariser in Scharen ins »George Cinq« kamen, aber nicht, um ihr müdes Haupt dort auszuruhen, sondern um die Kochkünste des Küchenchef-Teams zu genießen.
Als Jacques seinen fünfundsechzigsten Geburtstag feierte, brauchte das berühmte Hotel nicht lange nach einem Nachfolger für ihn zu suchen.
»Der erste Engländer als chef de maître cuisine im ›George Cinq‹«, sagte Jacques, als er bei seinem Abschiedsbankett ein Glas Champagner hob. »Wer hätte das gedacht? Natürlich, du wirst deinen Namen ändern müssen in Marc, um solche Stellung zu bekleiden.«
»Zu keinem von beiden wird es je kommen«, sagte Mark. »O doch, das wird es, denn ich ’abe dich schon vorgeschlagen.«
»Dann werde ich es ablehnen.«
»Und doch Autos an Räder montieren, peut-être? « fragte
Jacques spöttisch.
»Nein, aber ich habe ein kleines Restaurant am linken Seineufer entdeckt. Mit meinen eigenen Ersparnissen kann ich mir die Pacht nicht ganz leisten, aber mit Ihrer Hilfe …«
»Chez Jacques« eröffnete am 1. Mai 1982 am linken Ufer der Seine in der Rue du Plaisir, und es dauerte nicht lange, bis diejenigen Kunden, für die das »George Cinq« eine Selbstverständlichkeit geworden war, den beiden nachfolgten.
Marks guter Ruf breitete sich weiter aus, als die beiden zu den Pionieren der »Nouvelle Cuisine« wurden, und bald konnte jemandem, der nicht länger als drei Wochen warten wollte, nur dann ein Tisch im Restaurant garantiert werden, wenn er entweder Filmstar oder Regierungsmitglied war.
Am Tag, an dem der Michelin »Chez Jacques« den dritten Stern verlieh, entschloß sich Mark, mit Jacques’ Segen ein zweites Restaurant zu eröffnen. Daraufhin kam es in der Presse und unter den Kunden zu einem Streit darüber, welches von beiden das exklusivere Etablissement sei. Die TischbestellungsListen zeigten deutlich, daß in den Augen der Öffentlichkeit zwischen beiden kein Unterschied bestand.
Als Jacques im Oktober 1986 im Alter von einundsiebzig Jahren starb, schrieben die Restaurantkritiker der Zeitungen kühn, das Niveau werde jetzt wohl fallen. Ein Jahr später mußten dieselben Journalisten eingestehen, daß einer der fünf großen Köche Frankreichs aus einer Stadt in den britischen Midlands komme, deren Namen sie nicht einmal aussprechen konnten.
Nach Jacques’ Tod sehnte sich Mark nur noch mehr nach seiner Heimat und als er im Daily Telegraph las, in Covent Garden werde ein neues Bauprojekt realisiert, rief er den Grundstücksmakler an, um weitere Einzelheiten zu erfahren.
Marks drittes Restaurant wurde am 11. Februar 1987 im Herzen von London eröffnet.
Im Laufe der Jahre reiste Mark Hapgood oft zurück nach Coventry, um seine Eltern zu besuchen. Sein Vater war schon lange pensioniert, aber Mark konnte die beiden noch immer nicht dazu überreden, nach Paris zu kommen und seine kulinarischen Leistungen zu begutachten. Jetzt, wo er auch zu Hause in der Hauptstadt ein Restaurant aufgemacht hatte, hoffte er, sie doch noch dazu überreden zu können.
»Wir brauchen nicht nach London zu fahren«, sagte seine Mutter beim Tischdecken. »Du kochst für uns, wann immer du nach Hause kommst, und ansonsten lesen wir von deinen Erfolgen in den Zeitungen. Auf jeden Fall ist dein Vater heutzutage nicht mehr ganz so gut zu Fuß.«
»Wie nennst du das, mein Sohn?« fragte sein Vater, als ihm ein Lamm-Noisette mit winzigen Karotten vorgesetzt wurde.
»›Nouvelle Cuisine‹.«
»Und die Leute zahlen gutes Geld dafür?«
Mark lachte und kochte am darauffolgenden Tag das
Lieblingsgericht seines Vaters, Lancashire-Eintopf.
»Das nenne ich eine vernünftige Mahlzeit«, sagte Arthur,
nachdem er sich ein drittes Mal bedient hatte. »Und eins will ich
dir sagen, mein Junge: du kochst fast so gut wie deine Mutter.« Ein Jahr darauf verkündete der Michelin, welche Restaurants
in der ganzen Welt den begehrten dritten Stern verliehen
bekommen hätten. Wie die Times ihre Leser gleich
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