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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der perfekte Dreh
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fertig ausgebaut war, wurde Geralds Fleiß mit seiner Ernennung zum Stellvertretenden Stadtingenieur belohnt. Noch im selben Jahr wurde sein Schwiegervater Bürgermeister, und Walter Ramsbottom wurde Ratsmitglied.
Überall im Land sahen Stadtväter in Gerald nun einen Mann, dessen Rat eingeholt werden sollte, wenn ihnen ihre Kloake Sorge bereitete. Was zur Folge hatte, daß bei jedem RotaryClub-Dinner, bei dem er anwesend war, Gerald Objekt respektloser Witze war, doch man pries ihn dennoch als den führenden Fachmann auf seinem Gebiet, oder vielmehr in seinen Abwässern.
Als 1966 die Stadt Halifax erwog, in freier Ausschreibung den Auftrag zur Erbauung eines neuen Kanalisationssystems zu vergeben, konsultierte man zuerst Gerald Haskins – denn Yorkshire ist die einzige Gegend auf der Welt, wo der Prophet im eigenen Lande etwas gilt.
Nachdem er einen Tag in Halifax mit dem rangältesten Ingenieur des Stadtrats verbracht hatte und ihm dabei bewußt geworden war, welche Summen das neue System kosten würde, sagte Gerald, und dies nicht zum ersten Mal, zu seiner Frau: »Wo Dreck ist, ist auch Zaster.« Es war dann aber Angela, die scharfsinnig genug war, sich zu überlegen, wieviel von dem Zaster ihr Mann bei minimalem Risiko selber einstreichen könnte. Während der nächsten paar Tage überlegte sich Gerald den Vorschlag seiner Frau, und als er in der Woche darauf nach Halifax zurückkehrte, war das Ziel seines Besuchs nicht das Amtszimmer des Stadtrates, sondern die Midland Bank. Geralds Wahl war nicht von ungefähr auf die Midland Bank gefallen: Der Bankdirektor war gleichzeitig Vorsitzender des Komitees für Stadtplanung im Gemeinderat von Halifax.
Zwischen den beiden Männern aus Yorkshire wurde ein Handel abgeschlossen, der beide Seiten zufriedenstellte, und mit dem Segen der Bank trat Gerald von seiner Stellung als Stellvertretender Stadtingenieur in Hull zurück und gründete eine private Handelsgesellschaft. Als er sich im Wettbewerb mit mehreren großen Londoner Firmen offiziell an der Ausschreibung in Halifax beteiligte, wunderte es niemanden, daß das Komitee für Stadtplanung sich einstimmig dafür entschied, Haskins aus Hull den Job ausführen zu lassen.
Drei Jahre später hatte Halifax sein vorzügliches neues Kanalisationssystem, und die Midland Bank war hocherfreut, Haskins’ Firmenkonto zu verwalten.
Während der nächsten fünfzehn Jahre waren Chester, Runcorn, Huddersfield, Darlington, Macclesfield und York gemeinsam und jeder für sich Gerald Haskins von Haskins & Co plc für seine Dienste zu Dank verpflichtet.
Haskins & Co (International) plc begannen dann, Aufträge in Dubai, Lagos und Rio de Janeiro anzunehmen. 1983 erhielt Gerald von der dankbaren Regierung den »Queen’s Award for Industry«, und ein Jahr darauf ernannte ihn eine ebenso dankbare Monarchin zum »Commander of the British Empire«.
Die feierliche Ernennung fand im Buckingham Palace statt, im selben Jahr, als König Alfons III. von Multavia starb und damit sein Sohn Alfons IV. ihm auf den Thron folgte. Der neugekrönte König entschied, daß endlich etwas getan werden müsse, um das Kanalisationsproblem in Teske aus der Welt zu schaffen. Es war seines Vaters letzter Wunsch gewesen, daß sein Volk nicht länger unter diesen unzumutbaren Gerüchen leiden solle, und König Alfons IV. hatte nicht die Absicht, dieses Problem seinem Sohn zu hinterlassen.
Nachdem er im Westen viel erbettelt und zusammengeliehen und im Osten zahlreiche Besuche und Gespräche absolviert hatte, beschloß der Neugesalbte, die Erneuerung des Abwassersystems in der Hauptstadt des Königreichs ausschreiben zu lassen.
Die Ausschreibungsurkunde, die mehrere mit Details gespickte Seiten sowie eine Liste der Probleme enthielt, denen sich der Ingenieur, der bereit wäre, diese Aufgabe in Angriff zu nehmen, gegenüber sehen würde, landete mit dumpfem Knall auf den Tischen der Sitzungssäle der meisten großen Baufirmen der Welt. Nachdem man dort sämtliche Unterlagen genauestens geprüft und realistisch die Chancen eines Profits erwogen hatte, erhielt König Alfons IV. nur wenige Antworten. Nichtsdestotrotz war der König in der Lage, eine ganze Nacht lang die Vorzüge der drei interessierten Firmen, die in die engere Wahl gekommen waren, gegeneinander abzuwägen. Könige sind auch nur Menschen, und als Alfons herausfand, daß Gerald vor mittlerweile fünfundzwanzig Jahren Multavia zum Ziel seiner Hochzeitsreise gemacht hatte, gab dies schließlich den Ausschlag.

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