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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der perfekte Dreh
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Als Alfons IV. an jenem Morgen einschlief, hatte er sich bereits entschieden, das Angebot von Haskins & Co (International) plc anzunehmen.
Und so kam es, daß Gerald Haskins Multavia ein zweites Mal aufsuchte, diesmal jedoch begleitet von einem Bauführer, drei Konstruktionszeichnern und elf Ingenieuren. Gerald bekam eine Privataudienz beim König und versicherte diesem, der Job würde fristgerecht und zum festgesetzten Preis erledigt werden. Er sagte dem König auch, wieviel Vergnügen ihm sein zweiter Besuch in dessen Land bereite. Bei der Rückkehr nach England jedoch versicherte er seiner Frau, in Multavia gäbe es immer noch vor und nach sieben Uhr wenig, was die Bezeichnung »Unterhaltung« verdienen würde.
    Ein paar Jahre später und nach beträchtlichem Gefeilsche um gestiegene Materialkosten, konnte Teske schließlich eins der raffiniertesten Kanalisationssysteme in ganz Mitteleuropa sein eigen nennen. Der König war entzückt – obgleich er weiter darüber murrte, daß Haskins & Co die ursprünglich im Vertrag festgelegten Kosten überschritten hatten. Das Wort »Eventualkosten« mußte dem Monarchen mehrfach erläutert werden, der begriff, daß diese zusätzlichen zweihundertundvierzigtausend Pfund nun ihrerseits dem Osten erklärt und vom Westen »geliehen« werden mußten. Nach zahlreichen brieflichen verhüllten Drohungen und Anwaltsschreiben »unter Vorbehalt weiterer Schritte« erhielten Haskins &Co die Restzahlung. Dies geschah jedoch erst, nachdem der König ein weiteres Darlehen von der britischen Regierung bewilligt bekommen hatte, eine Zahlung, bei der die Midland Bank in der Sloane Street an ihre Filiale in der High Street in Hull eine Geldsumme überwies, ohne daß man diese in Multavia je zu Gesicht bekam. Schließlich, so erklärte Gerald seiner Frau, würden die meisten Hilfszahlungen ans Ausland so geregelt.
    Die Geschichte von Gerald Haskins und dem Kanalisationsproblem von Teske hätte damit enden können, wäre es dem britischen Außenminister nicht eingefallen, dem Königreich von Multavia einen Besuch abzustatten.
    Ursprünglicher Zweck der Europareise des Außenministers war es gewesen, Warschau und Prag zu besuchen, um sich davon zu überzeugen, wie Glasnost und Perestroika sich in diesen Ländern auswirkten. Als das Auswärtige Amt jedoch entdeckte, wieviel Hilfsmittel Multavia zugewiesen worden waren, und man dem Minister die Rolle des Landes als Pufferstaat erklärte, beschloß dieser, König Alfons’ seit langer Zeit bestehender Einladung zu einem Besuch des winzigen Königreichs nachzukommen. Solche von britischen Außenministern unternommenen Visiten in kleinere Länder finden gewöhnlich in Flughafen-Wartesälen statt – eine Gepflogenheit, die die Briten erst von Henry Kissinger, später dann auch vom Genossen Gorbatschov übernommen haben; bei dieser Gelegenheit wollte man es jedoch anders machen. Man war der Ansicht, Multavia verdiene einen ganzen Tag.
    Da die Hotels sich seit der Zeit von Geralds Hochzeitsreise nur geringfügig verbessert hatten, lud man den Außenminister ein, im Palast zu logieren. Der König bat ihn, während seines kurzen Aufenthalts nur zwei offizielle Verpflichtungen einzugehen: die Einweihung des neuen Kanalisationssystems der Hauptstadt und die Teilnahme an einem formellen Bankett.
    Sobald der Außenminister auf dieses Ersuchen eingegangen war, lud der König Gerald und seine Frau ein, bei der Eröffnungszeremonie anwesend zu sein – auf eigene Kosten. Als der Tag der Eröffnung gekommen war, hielt der Außenminister die dem Anlaß angemessene Rede. Zuerst pries er Gerald Haskins für seine beachtliche, ganz in der großen Tradition britischer Technik stehende Leistung, dann lobte er Multavia dafür, welchen Scharfsinn und Weitblick es bewiesen habe, indem es den Auftrag an eine britische Firma vergab. Der Außenminister unterließ es, die Tatsache zu erwähnen, daß die britische Regierung die finanzielle Garantie für das gesamte Projekt übernommen hatte. Gerald jedoch war von den Worten des Ministers gerührt und gab dies diesem gegenüber auch zum Ausdruck, nachdem dieser den Hebel betätigt hatte, der das erste Schleusentor öffnete.
    An jenem Abend fand im Palast ein Bankett für über dreihundert Gäste statt, darunter auch das diplomatische Korps und mehrere britische Geschäftsleute. Es folgten wieder einmal die üblichen endlosen Ansprachen über »historische Verbundenheit«, Multavias Rolle in den englisch-sowjetischen Beziehungen

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