Archer Jeffrey
glaube, das in Betracht – «
»Sie wollen die Herausforderung wohl nicht annehmen, was, Barker? Dann sind Sie, Sir, nicht nur ein Aufschneider, sondern auch ein Feigling.«
Nach der peinlichen Stille, die darauf folgte, antwortete Barker:
»Wie Sie wollen, Sir. Es scheint, mir bleibt keine andere Wahl, als Ihre Herausforderung anzunehmen.«
Auf dem Gesicht seines Gegenübers machte sich ein zufriedenes Grinsen breit. »Sie müssen als Zeuge dabei sein, Henry«, sagte er und wandte sich dabei an unseren Gastgeber. »Und warum bringen Sie nicht diesen jungen Federfuchser hier mit?« fügte er hinzu und deutete auf mich. »Dann hätte er zur Abwechslung einmal wirklich etwas, über das er schreiben kann.«
Nach Hamiltons bisherigem Betragen zu urteilen, war es ganz klar, daß ihm die Ansichten unserer Ehefrauen völlig gleichgültig waren. Mary lächelte gequält zu mir herüber.
Henry sah mich besorgt an, aber ich war mit meiner Rolle als Beobachter des sich entwickelnden Dramas vollauf zufrieden. Mit einem Kopfnicken gab ich mein Einverständnis.
»Gut«, sagte Hamilton und erhob sich von seinem Platz, wobei seine Serviette noch immer unter seinem Kragen klemmte. »Dann freue ich mich darauf, Sie alle drei Samstag in einer Woche in Sefton Hall zu sehen. Sagen wir, um halb eins?« Er verbeugte sich vor Suzanne.
»Ich werde nicht mitkommen können, fürchte ich«, sagte sie und räumte so mit allen vielleicht noch bestehenden Zweifeln darüber auf, ob sie zu den geladenen Gästen gehören würde oder nicht.
»Samstags esse ich immer mit meiner Mutter zu Mittag.«
Hamilton machte eine wegwerfende Handbewegung, um anzudeuten, daß es ihm so oder so egal war.
Nachdem der merkwürdige Gast gegangen war, saßen wir eine Weile schweigend da, bis Henry das Wort ergriff. »Das alles tut mir leid«, begann er. »Seine Mutter und meine Tante sind alte Freundinnen, und sie hat mich schon mehrmals gebeten, ihn doch einmal zum Dinner einzuladen. Anscheinend tut das sonst niemand.«
»Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Barker schließlich. »Ich werde mein Bestes tun, um Sie nicht zu enttäuschen. Und als Gegenleistung für eine so ausgezeichnete Gastfreundschaft würde ich Sie gern fragen, ob Sie sich vielleicht den Samstagabend freihalten könnten? Es gibt«, erklärte er, »in der Nähe von Sefton Hall einen Gasthof, den ich schon seit längerer Zeit einmal besuchen wollte: das ›Hamilton Arms‹. Das Essen ist, wie man mir versichert hat, mehr als angemessen, die Weinkarte aber wird …« – er zögerte – »von Fachleuten als einzigartig eingestuft.«
Henry und ich sahen beide in unseren Terminkalendern nach und nahmen bereitwillig seine Einladung an.
Ich dachte während der nächsten zehn Tage oft über Sefton Hamilton nach und erwartete unseren gemeinsamen Lunch mit einer Mischung aus Besorgnis und Vorfreude. An dem bewußten Samstag fuhr Henry uns drei zum Sefton Park, und wir kamen kurz nach halb eins dort an. Genaugenommen passierten wir die riesigen schmiedeeisernen Tore um genau halb eins, kamen vor der Eingangstür des Hauses jedoch erst um zwölf Uhr siebenunddreißig an.
Die große Eichenholztür wurde, bevor wir Zeit hatten anzuklopfen, von einem hochgewachsenen eleganten Mann geöffnet, der einen Frack, steifen Kragen und eine schwarze Krawatte trug. Er teilte uns mit, er sei Adams, der Butler. Dann geleitete er uns zum Frühstückszimmer, wo uns ein großes Kaminfeuer erwartete. Darüber hing das Bild eines streng aussehenden Mannes, der, wie ich annahm, Sefton Hamiltons Großvater war. Die anderen Wände bedeckten ein riesiger Wandteppich mit einer Darstellung der Schlacht von Waterloo und ein gewaltiges Ölgemälde, das eine Szene aus dem Krimkrieg zeigte. Antike Möbel waren über den ganzen Raum verteilt, und die einzige vorhandene Skulptur war ein griechischer Diskuswerfer. Ich betrachtete alles ringsum und stellte fest, daß nur das Telefon aus unserem Jahrhundert stammte.
Sefton Hamilton betrat den Raum etwa so, wie ein Orkan über ein Seebad hereinbricht. Sofort stellte er sich mit dem Rücken so vor das Kaminfeuer, daß er uns jede Wärme nahm, an der wir uns vielleicht gerade erfreut hatten.
»Whisky!« brüllte er, als Adams erneut auftauchte. »Barker?« »Für mich nicht«, sagte Barker mit einem dünnen Lächeln.
»Aha«, sagte Hamilton. »Sie wollen, daß Ihre Geschmacksnerven so empfindlich wie möglich bleiben, was?«
Barker gab keine Antwort. Bevor wir mit dem Lunch begannen, erfuhren
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