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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der perfekte Dreh
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wir, daß das Grundstück siebentausend Morgen groß sei und eines der vorzüglichsten Jagdgebiete außerhalb Schottlands dazu gehöre. Das Hauptgebäude hatte einhundertzwölf Zimmer, von denen Hamilton eins oder zwei seit seiner Kindheit nicht mehr betreten hatte. Allein das Dach, versicherte er uns schließlich, messe eineinhalb Morgen, eine Fläche, die mir noch lange im Gedächtnis haftenbleiben wird, da sie der Größe meines Gartens entspricht.
    Die Standuhr in der Ecke des Zimmers schlug eins. »Zeit, mit dem Wettkampf zu beginnen«, erklärte Hamilton und marschierte aus dem Zimmer wie ein General, der es für selbstverständlich hält, daß seine Truppe ihm ohne weitere Fragen folgt. Genau das taten wir, den gesamten, dreißig Meter langen Flur hinunter bis zum Eßzimmer. Dann setzten wir uns alle vier um einen Eichentisch aus dem 17. Jahrhundert, der gut und gerne zwanzig Gästen hätte Platz bieten können.
    Die Mitte der Tafel zierten zwei georgianische Karaffen und zwei etikettlose Flaschen. Die eine Flasche war mit einem hellen Weißwein gefüllt, die eine Karaffe mit einem Rotwein, die zweite Flasche mit einem dunkleren Weißwein und die zweite Karaffe schließlich mit einer gelbbraun-roten Substanz. Vor den vier Weinen lagen vier weiße Kärtchen. Neben jedem Kältchen lag ein dünnes Bündel Fünfzigpfundnoten.
    Hamilton setzte sich auf den großen Stuhl am Kopfende der Tafel, wohingegen Barker und ich uns in der Tafelmitte im Angesicht des Weines einander gegenübersetzten, wodurch Henry nur der letzte Platz am entfernten anderen Ende des Tisches verblieb.
    Der Butler stand einen Schritt hinter dem Stuhl seines Gebieters. Auf ein Kopfnicken von ihm erschienen vier Lakaien mit dem ersten Gang. Jedem von uns wurde eine Fisch- und Garnelenterrine vorgesetzt. Adams erhielt ein Zeichen von seinem Herrn und Meister, worauf er die erste Flasche in die Hand nahm und Barkers Glas zu füllen begann. Barker wartete, bis der Butler die Runde um die Tafel gemacht und die anderen drei Gläser gefüllt hatte, bevor er sein Ritual in Angriff nahm.
    Zuerst schwenkte er den Wein herum, wobei er ihn gleichzeitig prüfend betrachtete. Dann schnupperte er daran. Er zögerte, und sein Gesicht zeigte einen Ausdruck der Überraschung. Er nahm einen Schluck.
    »Hm«, sagte er schließlich. »Ich gebe zu, das ist eine ziemliche Herausforderung.« Er schnupperte noch einmal, um sicherzugehen. Dann blickte er auf und lächelte zufrieden. Hamilton, dessen Mund leicht offenstand, starrte ihn an, blieb jedoch ungewöhnlich schweigsam.
    Barker nahm noch einen Schluck. »Ein 1985er Montagny Tête de Cuvée«, verkündete er mit der ganzen Zuversicht des Experten.
    »Abgefüllt von Louis Latour.« Wir alle schauten zu Hamilton hinüber, der jedoch, ganz im Gegensatz zu Barker, unheilvoll die Stirn runzelte.
    »Sie haben recht«, sagte Hamilton. »Er wurde abgefüllt von Latour. Aber das ist ungefähr so geistreich, wie wenn uns jemand sagt, daß Heinz Tomatenketchup abfüllt. Und da mein Vater 1984 gestorben ist, kann ich Ihnen versichern, daß Sie sich geirrt haben.«
    Er wandte sich zu seinem Butler um, damit dieser seine Äußerung bekräftige. Adams’ Gesicht blieb jedoch unergründlich.
    Barker drehte das Kältchen um. Darauf stand: »Chevalier Montrachet Les Demorselles 1983«. Er starrte auf das Kältchen und traute ganz offensichtlich seinen Augen nicht.
    »Einmal verloren; jetzt haben Sie noch drei Chancen«, erklärte Hamilton und schenkte Barkers Reaktion keine Beachtung. Die Lakaien erschienen erneut und entfernten den Fisch, um ihn wenige Augenblicke später durch ein sautiertes schottisches Moorhuhn zu ersetzen. Während die dazugehörenden Beilagen serviert wurden, sagte Barker kein Wort. Er starrte nur auf die drei übrigen Gefäße mit Wein und hörte nicht einmal zu, als sein Gastgeber Henry informierte, wer bei der ersten Jagd der Saison in der darauffolgenden Woche seine Gäste sein würden. Ich erinnere mich, daß die Namen weitgehend mit denen übereinstimmten, die Hamilton für sein ideales Kabinett genannt hatte.
    Barker stocherte in seinem Moorhuhn herum, während er darauf wartete, daß Adams aus der ersten Karaffe eingießen würde. Er hatte nach dem ersten Fehlschlag seine Terrine nicht mehr angerührt und nur gelegentlich einen Schluck Wasser getrunken.
    »Da Adams und ich einen beträchtlichen Teil des Morgens damit zugebracht haben, die Weine für diesen kleinen Wettkampf auszuwählen, wollen wir

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