Archer Jeffrey
begleiten.«
Adam betrachtete die Krawatte des Colonels. »Das Regiment des Duke of York?«
»Keineswegs«, verbesserte Pollard und fingerte an seiner Hemdbrust herum. »Green Jackets.«
»Ach ja, selbstverständlich«, sagte Adam erfreut, daß der Colonel seine bewußte Fehlangabe korrigiert hatte.
»Jetzt sollten wir uns aber auf den Weg machen, mein Guter! Ihnen wird gewiß ein Stein vom Herzen fallen, wenn ich Ihnen sage, daß die Franzosen keinerlei Anklage erheben werden.«
Der Colonel hatte keine Ahnung, wie groß der Stein war, der Adam vom Herzen fiel.
Der Inspektor führte die beiden in den Vorraum zurück. Adam brauchte nur noch eine Übernahmebestätigung für seine persönlichen Habseligkeiten zu unterschreiben. Er steckte alles in die Tasche seines Blazers, außer der Uhr, die er über das Handgelenk streifte, fädelte die Schnürsenkel ein und knüpfte sie zu. Dudley Hulmes Paß wurde ihm nicht zurückerstattet, was ihn jedoch keineswegs verwunderte.
»Machen wir, daß wir weiterkommen, mein Guter«, sagte der Colonel. Er schien ein wenig nervös zu werden.
»Ich bin genauso scharf wie Sie, hier herauszukommen«, sagte Adam, »doch bitte, einen Augenblick noch.« Er prüfte die Schnürsenkel und folgte Colonel Pollard und dem Inspektor zu dem Jaguar. Zum erstenmal fiel ihm auf, daß der Colonel leicht hinkte. Ein Chauffeur hielt Adam die Tür auf. Adam begann zu lachen.
»Ist etwas nicht in Ordnung, mein Guter?« erkundigte sich der Colonel.
»Mir ist nur eingefallen, daß der Chauffeur, der das letztemal die Wagentür für mich aufgehalten hat, wesentlich unfreundlicher aussah …«
»Zur Botschaft!« befahl Pollard. Der Wagen fuhr los. In panischem Schrecken starrte Adam auf den flatternden Union Jack.
20
Als Adam aufwachte, war er nackt.
Er sah sich in dem kahlen Raum um, konnte aber – im Gegensatz zu dem französischen Gefängnis – hier nicht erkennen, was sich hinter ihm befand. Er war an Armen, Beinen und Rumpf mit einer Nylonschnur fest an einen Stuhl in der Mitte des Raumes gefesselt, so daß er praktisch keine Bewegungsfreiheit hatte.
Er blickte auf. Vor ihm stand Colonel Pollard, der den Raum rasch wieder verließ, als er mit Befriedigung festgestellt hatte, daß Adam wieder bei Bewußtsein war.
Adam drehte den Kopf. Seine Kleider lagen ordentlich auf einem Bett am anderen Ende der Zelle ausgebreitet. Er versuchte, den Stuhl von der Stelle zu bewegen, doch gelang es ihm kaum, ihn zum Schaukeln zu bringen. Nach etlichen Minuten hatte er ihn nur wenige Zentimeter in Richtung Tür versetzt. Adam wechselte die Taktik; er setzte alle seine Energien drauf an, die Stricke an den Handgelenken zu lockern. Aber seine Arme waren so eng gefesselt, daß er die Stricke nur schwach an der Stuhlkante scheuern konnte.
Einige Minuten lang mühte Adam sich vergebens ab. Dann hörte er, wie schwungvoll die Tür geöffnet wurde. Er blickte hoch. Romanow trat ein. So aus der Nähe, sagte sich Adam, wirkte er um nichts weniger furchteinflößend. Ihm folgte ein Mann, den Adam nicht kannte. Er hielt etwas unter dem Arm geklemmt, das wie eine Zigarrenkiste aussah. Der Mann stellte sich irgendwo hinter Adam auf. Dann kam Pollard mit einer großen Plastikfolie in der Hand zurück.
Romanow blieb unmittelbar vor dem Stuhl stehen, sah auf Adams nackten Körper herab und lächelte. Er schien Adams
Demütigung zu genießen.
»Mein Name ist Alexander Petrowitsch Romanow«,
verkündete er mit nur ganz leichtem Akzent.
»Oder Emmanuel Rosenbaum«, ergänzte Adam und musterte
seinen Gegner scharf.
»Ich bedaure, daß wir einander nicht die Hände schütteln
können«, fuhr Romanow fort und begann den Stuhl zu
umkreisen.
»Aber unter den gegebenen Umständen hielt ich gewisse
Vorsichtsmaßnahmen für unerläßlich. Zunächst möchte ich
Ihnen gratulieren, daß Sie sich mir so lange entziehen konnten.
Mittlerweile werden Sie wohl erkannt haben, daß meine Quelle
in London einen Anruf genauso rasch zu lokalisieren vermag wie Ihre Leute.«
»Ihre Quelle?« fragte Adam.
»Tun Sie nicht so naiv, Captain! Seien Sie sich lieber darüber im klaren, daß Sie hier keine Fragen zu stellen, sondern zu
beantworten haben!«
Adam fixierte einen Ziegel in der Wand gegenüber. Er legte keinen Wert darauf, Romanows Rundummärsche zu verfolgen.
»Pollard!« sagte Romanow scharf. »Schieben Sie Scott wieder in die Mitte des Raumes. Offensichtlich ist es ihm bei seinem Fluchtversuch gelungen, sich gut dreißig Zentimeter vom Fleck zu
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