Archer Jeffrey
entfernt, einen Hügel hinaufhumpeln. Ein breites Grinsen ging über Romanows Gesicht – er würde Scott einholen, bevor Scott auch nur hoffen konnte, die Straße zu erreichen. Romanow war wenige Schritte hinter ihm, als sich Banks umdrehte und dem Fremden zulächelte.
Dreißig Minuten später hatte Romanow Banks mit gebrochenem Hals als Leiche hinter einem Baum versteckt, und er sich widerwillig eingestanden, daß der junge Fliegeroffizier so tapfer gewesen war wie Waltschek. Aber Romanow hatte nicht noch mehr Zeit damit vergeuden dürfen, um aus Banks herauszubekommen, welche Richtung Scott eingeschlagen hatte. Romanow wandte sich westwärts.
Adam hörte die Sirene. Er schreckte aus seinen Gedanken auf. Ein Blick auf die kleine Uhr am Armaturenbrett sagte ihm, daß er erst etwa eineinhalb Stunden unterwegs war. Hatte er die französische Polizei doch unterschätzt? Der Streifenwagen kam auf der Überholspur rasch näher. Adam behielt seine Geschwindigkeit bei, ganz im Gegensatz zu seinem Herz, das immer schneller schlug – aber dann war der Polizeiwagen an ihm vorbeigebraust.
Während er Kilometer um Kilometer zurücklegte, überlegte Adam, ob es nicht klüger sei, auf eine ruhigere Straße auszuweichen, beschloß dann jedoch, das Risiko einzugehen und so rasch wie möglich nach Paris zu kommen.
Mit gespannter Aufmerksamkeit horchte er nach weiteren Streifenwagen, erreichte die Vororte der Hauptstadt, fuhr weiter Richtung Boulevard de l’Hospital und fühlte sich sogar entspannt genug, um in den zweiten Apfel zu beißen. An den Seineufern hätte er die prachtvolle Architektur sicherlich gern bewundert, aber sein Blick kehrte immer wieder zum Rückspiegel zurück.
Adam beschloß, den Wagen auf einem großen öffentlichen Parkplatz abzustellen und dort stehenzulassen, wo er mit etwas Glück erst ein paar Tage später entdeckt werden würde.
Er fuhr den Rover in den äußersten Winkel des Parkplatzes, verschlang das letzte Stück Käse und versperrte den Wagen. Er wanderte langsam dem Ausgang zu, stellte aber bereits nach wenigen Metern fest, daß sich die umherschlendernden Urlauber über seinen schlecht sitzenden braunen Mantel lustig machten. Er hatte völlig vergessen, daß er ihn trug. Also machte Adam sich auf den Weg zurück zum Auto, um den Mantel, den er eiligst auszog und säuberlich zu einem kleinen quadratischen Bündel zusammenfaltete, im Kofferraum zu verstauen.
Adam war noch ein paar Meter vom Rover entfernt, als er den Polizisten sah – einen jungen Polizisten, der das Kennzeichen des Rovers überprüfte und über Funk weitergab. Ohne den Polizisten aus den Augen zu lassen, bewegte Adam sich äußerst langsam rückwärts. Nur sechs oder sieben Schritte noch, und er könnte in der Menge untertauchen.
Fünf, vier, drei, zwei zählte Adam in Gedanken. Der Polizist sprach noch immer in sein Gerät. Nur mehr ein Schritt …
» Alors! « schrie plötzlich hinter ihm eine Frau auf. Adam war ihr auf den Fuß getreten.
»Verzeihung!« sagte Adam verwirrt in seiner Muttersprache. Der Polizist schaute hoch, starrte Adam an, rief etwas in sein Funkgerät und begann auf ihn zuzulaufen.
Adam ließ den Mantel fallen, wirbelte herum, stieß um ein Haar die Frau um, die sich eben bückte, und raste zum Ausgang. Der Parkplatz wimmelte von Touristen, die sich an den Kunstschätzen des Louvre erfreuen wollten, so daß Adam Mühe hatte, in der dichten Menge rasch voranzukommen. Er erreichte die Einfahrt, hörte die Trillerpfeife des Polizisten nur wenige Meter hinter sich, rannte über die Rue de Rivoli, durch einen Bogengang und wieder ins Freie auf einen großen Platz.
In dem Augenblick näherte sich von rechts ein zweiter Polizist. Adam konnte nur noch die Stufen hinauflaufen, die er vor sich sah. Oben wandte er sich um und erblickte mindestens drei weitere Polizisten, die ihm auf den Fersen waren. Er stürmte durch die Drehtür, rannte bei der Rodin-Statue in der Eingangshalle an einer Gruppe japanischer Touristen vorbei, passierte einen völlig verblüfften Kartenkontrolleur und hastete die lange Marmortreppe hinauf. » Monsieur, monsieur, votre billet! Ihre Eintrittskarte!« hörte er hinter sich rufen.
Auf dem obersten Treppenabsatz wandte Adam sich nach rechts und rannte durch die »Sonderausstellung 66«, dann durch den Saal zeitgenössischer Kunst – Pollock, Bacon, Hockney – in den Impressionisten-Saal mit Monet und Courbet. Verzweifelt hielt er nach einem Ausgang Ausschau, gelangte ins 18.
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