Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
Vom Netzwerk:
bewegen.«
Pollard tat wie befohlen, breitete die Plastikfolie auf dem Boden aus und schob Adam samt dem Stuhl so lange hin und her, bis er mitten auf der Folie stand.
»Danke«, sagte Romanow. »Unseren Colonel Pollard haben Sie ja schon kennengelernt«, fuhr er fort. »Allerdings ist das nicht sein richtiger Name, und ein richtiger Colonel ist er auch nicht. Er wäre nur schon immer gern einer gewesen, und deshalb sind wir ihm bei dieser passenden Gelegenheit gern entgegengekommen. Doch in der britischen Armee hat unser guter Colonel tatsächlich gedient. Leider ist er nur als gemeiner Soldat in die Dienste des Königs getreten, und als er diese Dienste achtzehn Jahre später quittierte, war er noch immer nur ein Gemeiner. Trotz einer Beinverletzung hatte er keinerlei Anspruch auf eine Invalidenrente; er stand also völlig mittellos da. Aber, wie gesagt, er wollte schon immer Colonel sein«, schloß Romanow seine Ausführungen. »War wirklich nicht schlecht, Ihre Fangfrage mit dem ›Duke of York’s‹. Aber da der Colonel bei den Green Jackets gedient hat, ist dies die einzige Krawatte, die er ohne Bedenken trägt.«
Adams Blick blieb weiterhin an die Wand geheftet.
»Ich muß zugeben, daß unser Fehler mit dem Union Jack am Wagen ein Zeichen von Nachlässigkeit war. Da es aber unmöglich ist, die russische Fahne verkehrt herum aufzuhängen, ohne daß es sofort auffällt, ist unser Fehler vielleicht verständlich. Bei der englischen Flagge ist das nicht so eindeutig. Zweifelsohne hätte Pollard die Panne bemerken müssen. Ein Glück, daß sie Ihnen erst aufgefallen ist, als die Türen des Wagens bereits fest verriegelt waren.«
Romanow unterbrach seine Rundwanderung und blickte auf den nackten Körper herab.
»Ich denke, es ist an der Zeit, Ihnen unseren Dr. Stawinsky vorzustellen. Er hat sich schon sehr auf Sie gefreut, da in letzter Zeit nicht eben viel zu tun war, und er schon befürchten mußte, daß seine Fertigkeiten ein wenig einrosten könnten.«
Romanow trat einen Schritt zurück, um Stawinsky vorzulassen, der sich, die Zigarrenkiste immer unter dem Arm geklemmt, vor Adam aufpflanzte und ihn taxieren zu wollen schien. Stawinsky war kaum größer als ein Meter fünfzig; er trug ein graues Hemd mit offenem Kragen und einen arg zerknitterten grauen Anzug, in dem er wie ein Praktikant einer nicht allzu erfolgreichen Anwaltskanzlei aussah. Ein zwei Tage alter Bart, der darauf hinzudeuten schien, daß er an diesem Tag nicht mit Arbeit gerechnet hatte. Die dünnen Lippen teilten sich plötzlich und verzogen sich zu einem Grinsen.
»Es ist mir eine große Freude, Ihre Bekanntschaft zu machen, Captain Scott«, begann Stawinsky. »Auch wenn Sie ein unerwarteter Gast unserer Botschaft sind, wollen wir Sie doch herzlichst willkommen heißen. Es liegt ausschließlich an Ihnen, unser Beisammensein erheblich abzukürzen; Sie müssen mir nur eine einzige kleine Auskunft geben. Eigentlich« – er ließ ein kleines Lachen hören – »möchte ich bloß erfahren, wo sich die Zaren-Ikone befindet.« Er machte eine kleine Pause. »Ich fürchte nur, daß diese Angelegenheit leider nicht ganz so einfach über die Bühne gehen wird. Habe ich recht?«
Adam gab keine Antwort.
»Das wundert mich überhaupt nicht! Ich habe Genossen Romanow bereits gewarnt: Dank seiner ausführlichen Beschreibung Ihrer Person hielt ich es eher für unwahrscheinlich, daß es bei einer Reihe von Fragen und Antworten bleibt. So sehe ich mich leider gezwungen, die unter solchen Umständen übliche Verfahrensweise beizubehalten. Sie werden sehen, daß die Sowjets in dieser Hinsicht genauso penibel sind wie die Briten. Nun, Sie werden sich vielleicht schon gefragt haben«, fügte Stawinsky hinzu, als fiele es ihm erst nachträglich ein, »weshalb ein Mann, der niemals raucht, eine Havanna-Zigarrenkiste mit sich herumträgt?«
Stawinsky wartete auf Antwort, aber Adam blieb stumm.
»Sie wollen sich also mit mir nicht unterhalten? Ich merke, daß Sie bereits einschlägige Erfahrungen gesammelt haben. Nun, dann werde ich meine Ausführungen einfach fortsetzen, ob es Sie interessiert oder nicht. Ich habe an der Moskauer Universität im Hauptfach Chemie studiert, mich jedoch auf einen bestimmten Bereich dieser Wissenschaft spezialisiert.«
Adam heuchelte weiter Desinteresse, während er sich krampfhaft bemühte, nicht an seine schlimmste Zeit in den Händen der Chinesen zu denken.
»Nur wenige Leute im Westen wissen, daß wir Russen auf Universitätsebene als

Weitere Kostenlose Bücher