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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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kopieren. Nur die Anrede, und das, was er für einen Abschiedsgruß oder eine Schlußfloskel hielt – hochachtungsvoll –, gefolgt von der großen, schwungvollen Unterschrift des Reichsmarschalls, ließ er weg. Er überprüfte seine Abschrift sorgfältig, dann steckte er das Original wieder in den verblichenen Umschlag. Er hatte eben begonnen, auch das offizielle Dokument zu kopieren, als er einen Schlüssel im Schloß klicken und gleich darauf Stimmen an der Wohnungstür hörte. Es klang ganz so, als hätten Lawrence und Carolyn mehr als nur die eine Flasche Wein getrunken, von der sie gesprochen hatten, und besonders Carolyns Stimme bewegte sich in so hohen Tonlagen, daß kaum mehr von ihr zu hören war als sich überschlagendes Gekicher.
    Adam seufzte und knipste das Licht auf dem Schreibtisch aus; so würden sie nicht merken, daß er noch wach war. In der Dunkelheit kam ihm jedes Geräusch noch viel lauter vor. Einer der beiden war offenbar auf die Küche zugesteuert, denn kurz darauf hörte Adam die Kühlschranktür mit einem klatschenden Laut zuschlagen, und wenige Sekunden später hörte er einen Korken ploppsen – vermutlich seine letzte Flasche Weißwein; die beiden konnten kaum so betrunken sein, daß sie sich schon über den Essig hermachten.
    Widerwillig stand Adam auf und tastete sich, die Arme suchend vor sich ausgestreckt, auf das Bett zu. Als er gegen eine Ecke des Bettgestells stieß, ließ er sich lautlos auf die Matratze fallen. Ungeduldig wartete er darauf, daß endlich die Tür zu Lawrences Schlafzimmer geschlossen würde.
    Er mußte eingeschlafen sein, denn auf einmal hörte er nur noch das gleichmäßige Ticken der Uhr in der Diele. Adam leckte sich die Fingerspitzen und rieb sich die Augen, während er versuchte, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Er warf einen Blick auf die Leuchtziffern des Weckers: zehn nach drei. Sachte ließ er sich vom Bett gleiten – er fühlte sich ziemlich erschöpft und zerknittert – und tappte dann langsam auf seinen Schreibtisch zu; er prallte mit dem Knie gegen die Kante einer Kommode und stieß unwillkürlich einen lauten Fluch aus. Er fummelte nach dem Lichtschalter; als die Glühbirne aufleuchtete, mußte er in der plötzlichen Helligkeit ein paarmal zwinkern. Der vergilbte Briefumschlag sah so unbedeutend aus
– vielleicht war er es ja auch. Das offizielle Dokument lag noch immer ausgebreitet auf dem Tisch, neben dem Blatt mit den ersten paar Zeilen seiner handgeschriebenen Kopie.
    Adam gähnte, als er sich daranmachte, noch einmal Wort für Wort zu studieren. Das Dokument war nicht so leicht zu kopieren wie der Brief, weil die Handschrift krakelig, steil und schmal war, so als hätte der Schreiber Papier für ein teures Luxusgut gehalten. Adam ließ die Adresse in der rechten oberen Ecke weg und drehte die unterstrichene achtstellige Zahl am Beginn des Textes um, im übrigen fertigte er jedoch eine genaue Transkription des Originals an.
    Es war eine mühselige Arbeit, die erstaunlich viel Zeit in Anspruch nahm. Adam schrieb jedes Wort in Blockbuchstaben ab, und wenn er nicht ganz sicher war, ob er es richtig entziffert hatte, malte er die möglichen anderen Buchstaben als Alternative darunter; er wollte auf Anhieb jede denkbare Übersetzung parat haben.
    »Du meine Güte, Sie arbeiten aber spät in die Nacht hinein«, flüsterte eine Stimme hinter ihm.
Adam schnellte herum. Er kam sich wie ein Einbrecher vor, der gerade ertappt wurde, als er die Hand nach dem Familiensilber ausstreckte.
»Schauen Sie doch nicht so ängstlich drein – ich bin’s nur!« sagte Carolyn von der Tür des Schlafzimmers her.
Adam starrte die hochgewachsene Blondine an. So wie sie dastand – mit nichts am Leib als den weichen Pantoffeln und dem Pyjama von Lawrence, der ihr viel zu weit war und den sie nicht einmal zugeknöpft hatte –, sah sie noch verführerischer aus. Das lange, helle Haar fiel ihr unordentlich lose über die Schultern, und Adam begann zu verstehen, was Lawrence gemeint hatte; er hatte einmal behauptet, Carolyn könne ein Streichholz in eine dicke Zigarre verwandeln.
»Das Badezimmer ist am Ende des Flurs«, sagte Adam lahm.
»Aber ich hab doch gar nicht das Badezimmer gesucht, du Dummerchen«, kicherte sie. »Ich glaub, ich krieg Lawrence nicht mehr wach. Nach all dem Wein ist er abgesackt wie ein Schwergewichtsboxer nach dem K. o.« Sie seufzte. »Und das lange vor der fünfzehnten Runde. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ihn vor morgen früh noch

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