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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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irgend etwas hochkriegt.« Carolyn tat einen Schritt auf Adam zu.
Adam begann zu stammeln, wie zerschlagen er sich selbst fühle, und vergewisserte sich rasch, daß er mit dem Rücken zum Schreibtisch stand und ihr so den Blick auf die dort liegenden Papiere verwehrte.
»Du lieber Himmel«, sagte Carolyn, »du bist doch nicht etwa andersrum?«
»Bestimmt nicht«, antwortete Adam ein wenig von oben herab.
»Magst du mich nicht?« fragte sie.
»Das würde ich nicht gerade behaupten«, erwiderte Adam.
»Hat’s damit zu tun, daß Lawrence dein Freund ist?« fragte sie.
Adam antwortete nicht.
»Du meine Güte, wir leben doch in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts, Adam. Heute heißt die Devise: Leben und leben lassen!«
»Es ist nur, daß …« setzte Adam an.
»Wie schade«, meinte Carolyn. »Na, vielleicht ein andermal.«
Sie schlich auf Zehenspitzen zur Tür und schlüpfte hinaus in den Flur, ohne auf dem Schreibtisch das bemerkt zu haben, was ihn stärker gefangennahm als ihre Reize.
Das erste, was Romanow unternahm, nachdem er das Büro des Vorsitzenden verlassen hatte, war eine Fahrt zu seiner alten Alma Mater, wo er mit größter Sorgfalt ein Team von zwölf Wissenschaftlern zusammenstellte. Sie hatten ihre Instruktionen kaum erhalten, da machten sie sich auch schon in Zweiergruppen an die Arbeit. Alle vier Stunden war Schichtwechsel, damit die Nachforschungen Tag und Nacht vorangetrieben werden konnten.
Erste Informationen trafen beinahe stündlich ein. Die Wissenschaftler hatten bald herausgefunden, daß sich die Ikone auf jeden Fall bis zum Dezember 1914 in den Privaträumen des Zaren im Winterpalast in Petrograd befunden hatte. Andächtig betrachtete Romanow eine Fotografie des exquisiten kleinen Gemäldes vom heiligen Georg mit dem Drachen. Die Gestalt des Heiligen war mosaikartig aus winzigen Teilchen in Blau und Gold zusammengesetzt, während der Drache in Feuerrot und Gelb leuchtete. Obwohl Romanow sich nie für Kunst interessiert hatte, konnte er gut verstehen, wieso dies kleine Meisterwerk so viele Menschen beeindruckt, ja ergriffen hatte. Er beschäftigte sich intensiv und in allen Details mit der Geschichte der Ikone. Warum sie von solcher Wichtigkeit für den Staat war, konnte er noch immer nicht begreifen. Vielleicht wußte nicht einmal Zaborski Bescheid, sagte er sich schließlich.
Ein Jahr nach der Revolution hatte ein Diener des Zaren vor Gericht ausgesagt, daß die Zaren-Ikone im Jahr 1915, nach einem Besuch des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen, einige Tage lang verschwunden gewesen sei. Für dieses vorübergehende Verschwinden hatten die Untersuchungsrichter damals wenig Interesse aufgebracht, da die Ikone ja im Arbeitszimmer des Zaren gehangen hatte, als der Winterpalast gestürmt wurde. Was sie eher beschäftigte, war die Frage, warum der Großherzog von Hessen inmitten des erbitterten Krieges zwischen dem deutschen Kaiserreich und Rußland den Zaren überhaupt besucht hatte.
Romanow ließ den Ordinarius für Geschichte an der Moskauer Universität um seine Meinung befragen, was den großen Gelehrten baß erstaunte, da der KGB bisher nie irgendein Interesse für die vorrevolutionäre Vergangenheit Rußlands gezeigt hatte, aber er teilte Romanow mit, was über das Ereignis bekannt war. Romanow brütete über diesem Bericht des Professors. Ursprünglich war angenommen worden, der Großherzog von Hessen habe seiner Schwester Alexandra, der Zarin, einen Privatbesuch abgestattet. Inzwischen waren die Historiker zu der Ansicht gelangt, er habe damals beabsichtigt, einen Waffenstillstand zwischen Deutschland und Rußland auszuhandeln, in der Hoffnung, daß Deutschland seine kriegerischen Aktivitäten so auf Großbritannien und Frankreich konzentrieren könnte.
Es gab keine Beweise, daß der Zar im Namen seines Volkes irgendwelche Versprechungen gemacht hätte, doch war der Großherzog anscheinend nicht mit leeren Händen nach Deutschland zurückgekehrt. Wie aus den Prozeßakten des Gerichts hervorging, hatte ein anderer Palastdiener Weisung erhalten, die Zaren-Ikone in Musselin zu wickeln und zu den Sachen des Großherzogs zu packen. Allerdings vermochte keiner der Diener dem Gericht zufriedenstellend zu erklären, wie die Ikone einige Tage danach wieder an ihren angestammten Platz im Arbeitszimmer des Zaren gelangt war.
Der von Romanow eingesetzte Forschungsbeauftragte, Professor Oleg Konstantinow, hatte seine Schlußfolgerung aus den Berichten des Ordinarius und der übrigen

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