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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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das nächste Oberhaupt eines kleinen afrikanischen Staats zu werden. Was Zaborski an diesen Leistungen seines Protegés am meisten beeindruckte, war der Umstand, daß die westliche Presse im ersten Fall die Tschechen, im zweiten die Amerikaner verantwortlich gemacht hatte.
    Romanows größter Erfolg bedeutete jedoch die Rekrutierung eines Agenten im britischen Außenministerium, dessen anschließender Aufstieg in London Romanows eigene Karriere nur noch gefördert hatte. Romanows Ernennung zum Abteilungschef hatte niemanden überrascht, ihn selbst eingeschlossen, aber Zaborski hatte bald darauf gespürt, daß dem jungen Mann in Moskau der Nervenkitzel des Außendienstes fehlte.
    Der KGB-Vorsitzende wandte sich der letzten Seite zu. Romanows Charakterbeschreibung faßte die Meinung der meisten Kommentatoren zusammen: Romanow, hieß es, war ehrgeizig, raffiniert, skrupellos, arrogant, aber nicht immer zuverlässig – es waren die gleichen Eigenschaften, die in fast allen Einzelbeurteilungen mit schöner Regelmäßigkeit genannt wurden.
    In diesem Moment klopfte es laut und energisch an der Tür. Zaborski schloß die Akte. Erst dann drückte er auf einen Knopf unter dem Schreibtisch. Mit einem leisen Klicken sprang die Tür auf, und Alexander Petrowitsch Romanow konnte herein.
    »Guten Morgen, Genosse Vorsitzender«, sagte der elegante junge Mann, der nun vor seinem Vorgesetzten strammstand. Zaborski schaute zu dem Agenten auf, für den er sich entschieden hatte. Ihn durchzuckte ein Anflug von Neid – er beneidete Romanow um die Gaben, mit denen die Götter ihn, einen so jungen Menschen, so reichlich bedacht hatten. Aber dafür war es Zaborski gegeben, einen solchen Mann zum Besten des Staates einsetzen zu können.
    Er starrte in die klaren blauen Augen und überlegte, daß Romanow, wäre er in Hollywood zur Welt gekommen, kaum Schwierigkeiten gehabt hätte, sich dort seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Sein Anzug schien von einem exklusiven Herrenschneider in der Savile Row zu stammen. Zaborski beschloß, über solche Regelwidrigkeiten hinwegzusehen, obgleich er versucht war, den jungen Mann zu fragen, wo er seine Hemden schneidern ließ.
    »Sie haben mich gerufen?« fragte Romanow.
Der Vorsitzende nickte. »Ich komme soeben aus dem Kreml«, sagte er. »Der Generalsekretär hat uns mit einer außerordentlich heiklen Aufgabe betraut, die für den Staat von enormer Wichtigkeit ist.« Zaborski legte eine Pause ein. »Sie
    ist so heikel, daß Sie nur mir persönlich Bericht erstatten werden. Sie können sich Ihre Mitarbeiter selbst auswählen, und wir werden Ihnen alle erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen.«
    »Ich fühle mich sehr geehrt«, erwiderte Romanow. Es klang ungewöhnlich aufrichtig.
»Geehrt werden Sie erst«, erwiderte der Vorsitzende, »wenn es Ihnen gelingt, die Zaren-Ikone aufzustöbern.«
»Aber ich dachte …«, setzte Romanow an.

4
    Adam trat an sein Bett und nahm die Bibel vom Bücherbord, die ihm seine Mutter zur Konfirmation geschenkt hatte. Beim Aufschlagen löste sich eine Staubschicht oben vom Goldschnitt. Er steckte das Kuvert zwischen die Seiten der Offenbarung und stellte die Bibel auf das Bord zurück.
    Adam schlenderte in die Küche, machte sich ein Spiegelei und wärmte den Rest der Dosenbohnen vom Vortag auf. Er mußte, als er das ungesunde Essen auf den Tisch stellte, unwillkürlich an das exquisite Mahl denken, das Lawrence und Carolyn sicherlich zu eben dieser Zeit in dem neuen italienischen Restaurant genossen. Nach dem Essen und Abräumen kehrte Adam in sein Zimmer zurück und legte sich nachdenklich aufs Bett. Ob der Inhalt des vergilbten Briefumschlags endlich die Unschuld seines Vaters beweisen würde? Ein Plan begann in seinem Kopf Gestalt anzunehmen.
    Als die alte Wanduhr in der Diele zehnmal schlug, schwang Adam die langen Beine über den Bettrand und nahm noch einmal die Bibel vom Wandbord. Mit einigem Bangen zog er den Briefumschlag heraus. Er knipste die Leselampe auf dem kleinen Schreibtisch an, faltete die zwei Blätter auseinander und breitete sie vor sich aus.
    Das eine Schriftstück war offensichtlich ein persönlicher Brief Görings an Adams Vater, während das andere, ältere, eher wie ein offizielles Dokument aussah. Adam legte dieses zweite Papier zur Seite und ging den Brief Zeile für Zeile durch. Es war zwecklos.
    Er riß ein unbeschriebenes Blatt von einem Notizblock, den er auf Lawrences Schreibtisch fand, und begann, den Text von Görings Brief zu

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