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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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sagen: Sind Sie vielleicht naiv! Lassen wir das: Was bedeutet Ihrer Meinung nach für eine Schweizer Privatbank viel Geld?«
Romanow überlegte. »Zehn Millionen? Zwanzig Millionen?«
»Auf die Moskauer Narodny Bank mag das zutreffen«, widersprach Poskonow. »Die Banken mit denen Sie ins Geschäft kommen wollen, haben allesamt mehrere Kunden mit Einlagen über hundert Millionen.«
Romanow hielt es nicht für möglich. Er gab sich nicht einmal Mühe, zu verbergen, daß er Poskonow nicht glaubte.
»Ich will Ihnen zugutehalten«, schob der Bankier ein, »daß unser hochverehrter Genosse Generalsekretär genauso ungläubig dreinschaute, als ich ihm diese Tatsache vor einigen Jahren mitteilte.«
»Soll das heißen, daß ich also tausend Millionen brauchte?« fragte Romanow.
»Aber nicht doch. Wir müssen das Problem von einer anderen Seite her angehen. Zum Mäusefangen braucht man Speck.«
»Was soll Schweizer Bankiers denn reizen können, wenn sie nicht einmal mit hohen Geldsummen zu gewinnen sind?«
»Vielleicht der simple Hinweis, daß ihre Bank für kriminelle Handlungen mißbraucht wurde«, erwiderte Poskonow.
»Aber wie …« setzte Romanow an.
»Lassen Sie mich erläutern. Sie behaupten, die Zaren-Ikone, die im Winterpalast hängt, sei nicht das Original, sondern eine Kopie. Eine gute Kopie, angefertigt von einem Hofmaler des 20. Jahrhunderts, aber nichtsdestoweniger – eine Kopie. Warum erklären wir also den vierzehn Bankvorständen nicht einfach – streng vertraulich natürlich –, wir hätten nach intensiven Nachforschungen Grund zu der Annahme, einer der wertvollsten Kunstschätze unseres Volkes sei durch eine Kopie ersetzt und das Original in ihrer Bank deponiert worden? Um keinen diplomatischen Zwischenfall zu verursachen – Schweizer Bankiers versuchen dergleichen um jeden Preis zu vermeiden –, würden sie sich dann möglicherweise bereiterklären, im Interesse der guten Beziehungen alle jene Gegenstände in ihren Tresoren zu überprüfen, auf die seit über zwanzig Jahren kein Anspruch mehr erhoben worden ist.«
Romanow schaute dem alten Mann offen ins Gesicht. Allmählich begann er zu verstehen, warum dieser Bankier alle politischen Säuberungswellen überlebt hatte. »Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen, Genosse Poskonow.«
»Aber nicht doch. Jeder von uns hat doch seine kleinen Spezialtalente. Ich wäre in Ihrer Welt so verloren wie Sie offensichtlich in meiner. Gestatten Sie mir deshalb, die Inhaber oder Leiter der Banken auf dieser Liste anzurufen. Ich werde ihnen nur die Wahrheit sagen – das entspricht der Methode, der ich mich immer verpflichtet gefühlt habe, wenngleich ich mir vorstellen kann, daß sie Ihren Leuten nicht sonderlich vertraut ist. Ich werde den Schweizer Kollegen also mitteilen, ich hege den Verdacht, daß die Zaren-Ikone sich ausgerechnet in ihrer Bank befindet. Die meisten werden abgeneigt sein, das Meisterwerk zu behalten, wenn sie sich damit eines Verbrechens gegen einen souveränen Staat schuldig zu machen glauben.«
»Ich muß Sie noch einmal darauf hinweisen, wie dringend die Sache ist«, sagte Romanow.
»Ganz wie der Großvater«, wiederholte Poskonow. »Also gut.
Mit den Schweizern, die telefonisch erreichbar sind, werde ich noch heute sprechen. Den einen Vorteil haben wir immerhin gegenüber der westlichen Welt: Die stehen nicht so früh auf! Sie können sich darauf verlassen: sobald ich etwas Neues weiß, werde ich Sie sofort benachrichtigen.«
»Danke«, sagte Romanow und erhob sich zum Abschied. »Sie haben mir einen großen Dienst erwiesen.« Wie er es in solchen Fällen zu tun pflegte, wollte er schon hinzufügen: »Ich werde meinen Vorsitzenden davon in Kenntnis setzen«, aber er konnte sich gerade noch zurückhalten; der alte Herr hätte nichts darauf gegeben.
Der Direktor der Gosbank schloß hinter seinem Besucher die Tür und beobachtete Romanow wenig später vom Erkerfenster aus die Stufen vor dem Bankgebäude hinuntereilen. Selbst wenn der Generalsekretär persönlich den Befehl erteilt hätte, dachte er, die hundert Millionen in Gold hätte ich dir überhaupt nicht liefern können. Ich habe zur Zeit wahrscheinlich nicht mal Gold im Wert von zehn Millionen Dollar in den Tresoren, weil ich auf Anweisung des Generalsekretärs nämlich jede verfügbare Unze Gold auf dem Luftweg zur Bank of New York transferiert habe – und dieser Schachzug war so schlau getarnt worden, daß der CIA bereits eine Stunde nach Eintreffen des Goldes in New York Bescheid

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