Archer Jeffrey
draußen.
»Haben Sie ihn gefunden, Sir?«
»Wen gefunden?« fragte Adam zurück.
»Hans Kramer«, antwortete der Portier.
»Ach so. Ja, danke«, sagte Adam. Auf dem Weg zur Straße sah Adam noch, daß der Junge und das Mädchen ihm folgten.
Adam lief die Straße hinunter und winkte einem Taxi.
»Wohin?« fragte der Fahrer.
»Zum Royal Cleveland Hotel.«
»Aber das ist doch gleich um die Ecke.«
»Weiß ich«, erwiderte Adam. »Hab mich leider sehr verspätet.«
»Ganz wie Sie wollen, Chef«, sagte der Taxifahrer. »Ist ja Ihr Geld.«
Durch das Rückfenster des Taxis sah Adam noch seinen Tischtennisgegner im Gespräch mit dem Portier; das Mädchen neben ihnen zeigte auf das Taxi.
Adam wurde erst ruhiger, als das Taxi um die Ecke bog und das Mädchen, der Junge und der Portier aus dem Blickfeld verschwunden waren. Eine Minute später drückte er dem Fahrer vor dem Royal Cleveland Hotel ein Halbkronenstück in die Hand, drängte sich durch die Drehtür ins Foyer des Hotels, das er einige Minuten später wieder verließ. Er sah auf die Uhr: halb eins. Da bleibt mir, überlegte er, bis zum Interview mit dem Foreign Office noch reichlich Zeit für ein Mittagessen.
Adam überquerte flott die Bayswater Road, steuerte auf den Park zu; vor Knightsbridge würde er kaum ein Pub finden. Verdammt, sagte er sich bei einer plötzlichen Erinnerung an das Tischtennismatch, ich hätte den Jungen doch schlagen sollen.
Romanows Blick flog über die Liste der vierzehn Banken, von denen eine vielleicht im Besitz der Zaren-Ikone war; die Namen sagten ihm gar nichts. Sie gehörten zu einer ihm fremden Welt, in der er sich ohne den Rat eines Fachmanns nicht zurechtfinden konnte.
Er sperrte die oberste Schublade seines Schreibtisches auf. In dem roten Büchlein, das nur die höchsten KGB-Beamten besaßen, waren viele Namen durchgestrichen oder überschrieben. Funktionäre kamen und gingen, aber Alexej Andrewitsch Poskonow war seit fast einem Jahrzehnt der Direktor der Nationalbank geblieben; nur Gromyko als Außenminister hatte länger in ein und demselben Amt gedient. Romanow suchte die Nummer des Privatanschlusses und ließ sich mit dem Direktor der Gosbank verbinden – es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er sich meldete.
»Genosse Romanow, was kann ich für Sie tun?«
»Ich muß Sie dringend sehen«, sagte Romanow.
»Tatsächlich!« Die rauhe Stimme am anderen Ende der
Leitung klang nicht sonderlich beeindruckt. Romanow hörte das Rascheln von hastig umgeblätterten Seiten. »Ich könnte am Dienstag, sagen wir um halb zwölf?«
»Es ist dringend«, wiederholte Romanow. »Es geht um eine
Staatsangelegenheit, die keinen Aufschub duldet.«
»Es mag Sie vielleicht überraschen, aber ich leite die Nationalbank, die so manches eigene Problem mit sich bringt«, gab Poskonow unbeirrt zurück.
Romanow riß sich zusammen. Wieder konnte er ein Umblättern von Seiten hören. »Na schön. Vielleicht kann ich Sie heute um viertel vor vier einschieben. Für fünfzehn Minuten«, sagte der Bankier. »Ich möchte Sie aber gleich darauf aufmerksam machen, daß mein Termin um vier Uhr nicht verschiebbar ist.«
»Also, dann um viertel vor vier«, sagte Romanow. »In meinem Büro«, bestätigte Poskonow. Und schon war die Verbindung unterbrochen.
Romanow stieß einen lauten Fluch aus. Warum fühlte sich nur jeder verpflichtet, dem KGB gegenüber die eigene Machtposition zu beweisen? Er machte sich daran, sämtliche Fragen zu notieren, auf die er zur Durchführung seiner Pläne unbedingt eine Antwort brauchte. Er durfte nicht eine einzige Minute der ihm eingeräumten Viertelstunde vergeuden. Eine Stunde später bat er um eine Unterredung mit dem Vorsitzenden des KGB. Diesmal ließ man ihn nicht warten.
»Sie wollen die Kapitalisten mit ihren eigenen Waffen schlagen, wie?« bemerkte Zaborski, als Romanow sein Vorhaben umrissen hatte. »Passen Sie bloß auf! In dem Spiel haben die mehr Erfahrung!«
»Ist mir klar«, sagte Romanow. »Aber wenn sich die Ikone im Westen befindet, bleibt kaum eine andere Wahl, um das Bild in die Hände zu bekommen.«
»Schon möglich«, bemerkte der Vorsitzende. »Doch bei Ihrem Namen könnte es da leicht zu Mißverständnissen kommen.«
Romanow hütete sich, das anschließende Schweigen zu brechen.
»Keine Sorge. Sie bekommen von mir jede erforderliche Unterstützung – obgleich ich zugeben muß, ein Ansuchen dieser Art ist bisher noch nie an mich gestellt worden.«
»Dürfte ich erfahren, warum die Ikone so wichtig
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