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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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ist?« erkundigte sich Romanow.
Der Vorsitzende des KGB runzelte die Stirn. »Ich bin nicht befugt, diese Frage zu beantworten. Da die Begeisterung des Genossen Breschnew für die schönen Künste hinlänglich bekannt ist, können Sie sich doch selbst ausrechnen, daß es uns eigentlich nicht um das Gemälde geht.«
Was für ein Geheimnis kann dies Bild wohl in sich bergen? fragte sich Romanow und beschloß, nicht locker zu lassen. »Ich hätte nur gern gewußt …«
Der KGB-Vorsitzende schüttelte energisch den Kopf.
Weißt du nun, worum es geht, fragte sich Romanow, oder weißt du es auch nicht?
Der KGB-Vorsitzende erhob sich von seinem Schreibtisch und trat zur Wand, um ein Blatt vom Kalender zu reißen. »Uns bleiben nur noch zehn Tage, um das verdammte Ding zu finden«, stellte er fest. »Der Generalsekretär ruft mich inzwischen tagtäglich um ein Uhr früh an.«
»Um ein Uhr morgens?« Romanow ging auf das Spiel ein.
»Der arme Mann kann nicht schlafen, heißt es«, sagte der Vorsitzende, während er zu seinem Schreibtisch zurückwanderte.
»Wir alle werden bald keinen Schlaf mehr finden – vielleicht sogar Sie nicht, wenn Sie mit Fragen nicht aufhören.« Er bedachte seinen jungen Kollegen mit einem gequälten Lächeln.
In seinem eigenen Büro überprüfte Romanow wenig später noch einmal die Fragen, die ihm der Direktor der Gosbank beantworten sollte. Die Frage, warum ein so kleines Bild so wichtig sein konnte, lenkte ihn dauernd ab, aber erst einmal, so viel war ihm klar, mußte er seine ganze Kraft darauf konzentrieren, es zu finden. Um sein Geheimnis könnte er sich anschließend noch kümmern.
    Romanow rannte die Stufen zum Eingang der Neglinnaja 12 hoch, obwohl es erst halb vier Uhr war – viel zu früh, doch die Viertelstunde, die Poskonow ihm eingeräumt hatte, würde nie ausreichen. Es gab einfach zu viele Fragen, auf die er Antwort brauchte. Hoffentlich konnte er sofort zu Poskonow vordringen.
    Romanow meldete sich beim Portier. Ein uniformierter Wachtposten begleitete ihn über die breite Marmortreppe in den ersten Stock, wo Poskonows Sekretär bereits wartete und Romanow ins Vorzimmer führte. »Ich werde den Direktor benachrichtigen, daß Sie eingetroffen sind, Genosse.« Der Sekretär verschwand in sein Büro. Mit wachsender Unruhe tigerte Romanow im kleinen Vorzimmer auf und ab, bis er – endlich! die Wanduhr zeigte zehn vor vier – zum Bankpräsidenten vorgelassen wurde.
    Die Üppigkeit des Raums traf ihn im ersten Augenblick wie ein Schock. Rote Samtvorhänge, Marmorfußboden und zierliche französische Möbel hätte er in der Vorstandsetage der Bank of England vermutet, nicht aber hier – Geld, mußte sich Romanow wieder einmal klarmachen, regiert die Welt, selbst die kommunistische. Der gebeugte alte Herr mit dem schütteren grauen Haar und dem Walroßschnurrbart – Romanow musterte ihn scharf – steuerte das gesamte Staatsvermögen; er wußte, so hieß es, über die intimsten Geheimnisse aller Bescheid – aller außer mir, korrigierte Romanow. Sein karierter Anzug hätte aus der vorrevolutionären Zeit stammen können; Poskonow war kaum der Mann, ihn zu tragen, nur weil er im Westen bald wieder der letzte Schrei sein könnte.
    »Was kann ich für Sie tun, Genosse Romanow?« fragte der Bankier seufzend, als habe er es mit einem lästigen Kleinkreditkunden zu tun.
    »Ich benötige auf der Stelle einhundert Millionen amerikanische Dollar in Gold«, erklärte Romanow ruhig.
Der gelangweilte Gesichtsausdruck des Bankiers war schlagartig verschwunden. Poskonow lief purpurrot an, sank in seinen Sessel zurück, schnappte nach Luft, holte eine kleine eckige Schachtel aus der Schublade und steckte sich eine dicke weiße Pille in den Mund. Er schien sich erst wieder beruhigt zu haben, als eine volle Minute verstrichen war.
»Haben Sie den Verstand verloren, Genosse?« wollte der alte Herr wissen. »Sie ersuchen mich – ohne Angabe eines Grundes
– um einen Termin. Sie stürzen ohne Erklärung, bitte sehr! – mit der Forderung von hundert Millionen Dollar in mein Büro. Darf ich Sie fragen, was Sie zu solch groteskem Verhalten veranlaßt?«
»Es handelt sich um eine Staatsangelegenheit«, erwiderte Romanow. »Und ich will’s gleich vorweg sagen: Ich habe die Absicht, diese Summe in gleichen Teilen auf verschiedene Nummernkonten in der Schweiz einzuzahlen.«
»Wer hat Ihre Forderung autorisiert?« fragte der Bankier kühl.
»Der Generalsekretär der Partei.«
»Wie wunderbar«, meinte

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