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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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seinem Schreibtisch türmten; er überprüfte alle neuen Informationen der Agenten im Außendienst. Romanow ärgerte sich blau bei dem Gedanken, daß der Generalsekretär der Gosbank stündlich Neuigkeiten erfuhr; trotz des ungeheuren Zeitdrucks, der auf ihm lastete, unternahm er jedoch keinen Versuch, den alten Herrn zu drängen.
    Als Poskonows Anruf endlich kam, wurde Romanow sofort zur Gosbank in der Neglinnaja 12 geladen und dort unverzüglich ins elegante Direktionszimmer geleitet. Poskonow – wieder in einem dieser exquisiten Anzüge, diesmal mit noch größeren Karos – empfing ihn an der Tür.
    »Sie haben sich gewiß schon gefragt, ob ich Sie vergessen habe«, Poskonow führte Romanow zu dem bequemen Sessel.
»Aber ohne positive Nachrichten hätte ich nur Ihre kostbare Zeit verschwendet, und das lag mir natürlich fern. Wenn ich mich recht entsinne, sind Sie Nichtraucher.« Er zog sich eine Zigarette aus seiner Packung Dunhill.
Romanow lehnte dankend ab. Ob Poskonow seinem Arzt wohl erzählte, wieviel er qualmte?
Poskonows Sekretär brachte zwei Gläser, eine eisgekühlte Flasche und Kaviar.
Romanow wartete schweigend.
»In den letzten beiden Tagen habe ich mit den Direktoren von zwölf Banken auf Ihrer Liste sprechen können«, hob Poskonow an, während er zwei Wodka eingoß. »Mit den restlichen zwei Banken bin ich bewußt nicht in Kontakt getreten.«
»Bewußt nicht?« fragte Romanow ungläubig.
»Geduld, Genosse«, riet Poskonow wie ein wohlmeinender Onkel. »Sie haben länger zu leben als ich – wenn Zeit vergeudet werden muß, dann lieber die Ihre.«
Romanow senkte die Augen.
»Den einen Bankier habe ich nicht zu erreichen versucht, weil er sich in Mexiko befindet und Präsident Ordaz gerade erläutert, wie die Mexikaner sich um die Rückzahlung ihrer Kredite an die Chase Manhattan Bank drücken und gleichzeitig von der Bank of America weitere Dollar leihen können. Sollte ihm das gelingen, werde ich dem Generalsekretär empfehlen müssen, bei meiner Pensionierung meinen Posten diesem Herrn anzubieten. Den anderen habe ich nicht angerufen, weil er offiziell zum Abschluß eines wichtigen Eurobond-Abkommens mit der Bank Continental Illinois in Chicago weilt, in Wahrheit mit seiner Mätresse im St. Francis Hotel in San Francisco abgestiegen ist.
Sie werden mir gewiß beipflichten, Genosse Major, daß es unserer Sache nicht förderlich wäre, einen dieser Herren ausgerechnet jetzt zu stören. Der eine wird für den Rest der Woche noch genügend Probleme haben, und beim anderen wird möglicherweise das Telefon abgehört – und wir wollen den Amerikanern doch nicht etwa stecken, was wir suchen, nicht wahr?«
»Das sehe ich ein, Genosse«, sagte Romanow.
»Gut. Die beiden kehren ja Anfang nächster Woche sowieso in die Schweiz zurück, und für den Augenblick haben wir an Betätigungsmöglichkeiten keinen Mangel.«
»Ja, aber was ist, wenn …« unterbrach Romanow.
»Es wird Sie freuen zu erfahren«, schnitt Poskonow ihm das Wort ab, »daß die übrigen zwölf Bankiers zur Kooperation mit uns bereit sind. Fünf haben bereits zurückgerufen: Vier, um mitzuteilen, daß sie bei sorgfältiger Überprüfung aller Besitztümer von Kunden, die seit über zwanzig Jahren keinen Kontakt mit der Bank mehr haben, auf nichts gestoßen seien, was auch nur entfernt einer Ikone ähnelt. Einer der vier hat sogar in Anwesenheit von drei weiteren Direktoren einen Safe geöffnet, der seit 1931 nicht mehr angerührt worden war: Er enthielt allerdings außer dem Korken einer Flasche 1929er Taylor’s Port gar nichts.«
»Nur den Korken?«
»1929 war ein sehr guter Jahrgang«, erklärte Poskonow.
»Und der fünfte?« wollte Romanow wissen.
»Der könnte vielleicht sogar unser erster Durchbruch sein«, fuhr Poskonow fort, wies auf die Akte vor sich und rückte mit dem rechten Zeigefinger die Brille zurecht. »Herr Dieter Bischoff von Bischoff et Cie.« – er blickte auf, als erwarte er, daß Romanow der Name bekannt war –, »ein ehrenwerter Mann, mit dem ich in der Vergangenheit wiederholt zu tun hatte – ehrenwert natürlich nur im Sinne westlicher Maßstäbe, Genosse«, fügte Poskonow hinzu, der die Situation sichtlich genoß, »Bischoff also erwähnte da eine Sache, die der Bank im Jahr 1938 übergeben worden war. Daß es sich dabei um eine Ikone handelt, steht außer Zweifel. Bischoff hat nur keine Möglichkeit herauszufinden, ob es die ist, die wir suchen.«
Romanow sprang erregt auf. »Dann sollte ich wohl am besten

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