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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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verlassen hätte. Er beschloß, die deutsche Grenze anzupeilen, die längere Strecke zu wählen und über Hamburg oder Bremerhaven statt über Calais oder Ostende England zu erreichen; dieser Weg wäre zwar der kürzere, aber auch der augenscheinlichste gewesen.
»Ich hab’s«, sagte Robin plötzlich.
»Was hast du?« fragte Adam und sah von der Landkarte auf.
»Wie wir das Problem mit dem Paß lösen«, murmelte sie.
Adam blickte sie hoffnungsvoll an, und sie lächelte verschmitzt. »Wenn du mir deinen Paß gibst«, erklärte sie, »tausche ich ihn gegen den Paß desjenigen Kollegen aus, der dir am ähnlichsten sieht. Keiner der anderen wird etwas merken, bis wir Sonntag abend wieder zu Hause in London sind.«
»Keine schlechte Idee, sofern es jemanden gibt, der mir wenigstens entfernt ähnlich sieht.«
»Sehen wir mal zu, was sich machen läßt«, überlegte Robin. Sie richtete sich auf und ließ ihren Blick langsam von einem zum anderen der vor ihr Sitzenden wandern.
Als sie alle von der ersten bis zur letzten Reihe genau gemustert hatte, erschien ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht.
»Es gibt zwei in unserer Gruppe, die dir leidlich ähnlich sehen. Der eine ist etwa fünf Jahre älter, der andere zehn Zentimeter kleiner als du, aber tüftle du nur weiter den sichersten Fluchtweg aus, während ich ein paar Nachforschungen anstelle. Gib mir deinen Paß!«
Adam reichte ihr den Paß und beobachtete, wie Robin nach vorne ging und sich neben den Manager setzte. Er beriet sich mit dem Fahrer über den geeignetsten Ort für die Mittagsrast.
»Ich muß etwas in meinem Paß nachsehen«, unterbrach Robin das Gespräch. »Tut mir leid, wenn ich störe.«
»Sie stören nicht! Die Pässe sind alle in einer Plastiktüte unter meinem Sitz«, sagte Stephen und nahm die Diskussion mit dem Fahrer wieder auf.
Robin bückte sich und begann in den Pässen zu wühlen, als suchte sie ihren eigenen. Sie holte die Reisedokumente der beiden Kollegen heraus, die sie als mögliche »Stellvertreter« für Adam ins Auge gefaßt hatte, und verglich die Fotografien. Der kleinere Mann sah Adam überhaupt nicht ähnlich. Das Foto des Älteren war mindestens fünf Jahre alt, aber man konnte es für Adams Bild halten, solange die Beamten das Geburtsdatum nicht zu genau überprüften. Robin schob Adams Paß unter die übrigen Pässe, verstaute alles wieder in der Plastiktüte und legte sie unter den Sitz des Managers.
Anschließend ging Robin wieder an ihren Platz zurück. »Wirf mal einen Blick auf dein Ebenbild«, sagte sie, während sie Adam den Paß zusteckte. Aufmerksam studierte er das Foto.
»Abgesehen von dem Schnurrbart ist es gar nicht so unähnlich, und unter den gegebenen Umständen weiß ich keine bessere Chance. Aber was geschieht, wenn ihr nach London zurückkehrt und man dahinterkommt, daß ein Paß ausgetauscht wurde?«
»Du wirst lange vor uns in England sein«, erwiderte Robin.
»Dort steckst du den Paß zusammen mit dem Kalender in ein Kuvert und schickst ihn an das Royal Philharmonie Orchestra, Wigmore Street, W1, und ich werde schon dafür sorgen, daß man dir deinen zurückgibt.«
Sollte er jemals heil nach London zurückkehren, gelobte Adam im stillen, wollte er unbedingt Mitglied des Vereins der Freunde des Royal Philharmonie Orchestra werden – auf Lebenszeit …
»Damit scheint wenigstens eines deiner Probleme gelöst.«
»Zumindest für den Augenblick«, antwortete Adam. »Ich wünschte bloß, ich könnte dich für den Rest der Reise bei mir behalten.«
Robin lächelte. »Unsere weiteren Stationen sind Frankfurt, Berlin, Amsterdam – nur für den Fall, daß dir langweilig werden sollte. Ich hätte nichts dagegen, mit Rosenbaum zusammenzutreffen; aber diesmal von Angesicht zu Angesicht.«
»Wer weiß, vielleicht hätte er dann endlich seinen Meister gefunden!«
»Darf ich noch einen letzten Blick auf die Ikone werfen?« fragte Robin, ohne auf Adams Bemerkung einzugehen.
Er bückte sich, holte seinen Trenchcoat unter dem Sitz hervor und zog das Bild aus der Kartentasche, wobei er sorgfältig darauf achtete, daß niemand anderer es bemerkte. Robin blickte hinunter in die Augen des heiligen Georg. »Während ich gestern nacht wach lag und darauf wartete, daß du mich vergewaltigst, hab’ ich mir die ganze Zeit den Kopf darüber zerbrochen, welches Geheimnis diese Ikone bergen könnte.«
»Und ich habe gedacht, du schläfst«, antwortete Adam und lächelte. »Dabei waren wir die ganze Zeit mit demselben Problem

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