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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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Robin den Hörer abhob, sprang Adam nervös auf.
»Ja, Stephen«, sagte sie. »Nein, ich brauche diesmal keine Hilfe, ich komm’ mit dem Gepäck alleine zurecht.« Sie legte auf.
»Wir fahren um zehn nach Frankfurt.«
»Ich weiß«, sagte Adam.
»Wir sollten Lawrence zum Orchestermanager ernennen. Er scheint alles zu wissen, noch bevor es beschlossen ist.« Adam hatte eben genau das gleiche gedacht. »Nun, wenigstens habe ich zur Abwechslung jemanden, der mit hilft, mein Gepäck zu tragen«, fügte Robin hinzu.
»Ich nehme die Baßgeige, wenn Sie wünschen«, bot ihr Adam an.
»Das möchte ich sehen!« antwortete Robin. Adam ging auf das Rieseninstrument zu, das in seinem Kasten an der Wand lehnte, und wollte es hochheben. Er versuchte es von allen Seiten, aber alles, was er fertigbrachte, war, den Kontrabaß für einen Augenblick vom Boden hochzustemmen. Robin trat zu ihm. Mit einem einzigen Schwung hatte sie das Instrument geschultert und perfekt ausbalanciert. Demonstrativ lief sie damit im Zimmer auf und ab.
»Alles eine Frage der Geschicklichkeit, kleiner Schwächling«, sagte sie. »Wenn man bedenkt, daß ich Ihnen gestern abend all diese Geschichten geglaubt habe – wie Sie der halben Schweizer Polizei entwischt sind, nur um eine Nacht mit mir zu verbringen ’.«
Adam versuchte zu lachen. Er nahm seinen Trenchcoat und prüfte nach, ob der Reißverschluß der Tasche, in der die Ikone steckte, geschlossen war. Er zitterte am ganzen Körper vor Furcht und Erwartung, ohne daß er etwas dagegen tun konnte.
Robin sah ihn an. »Keine Angst«, sagte sie sanft. »In ein paar Minuten ist alles vorbei.« Dann entdeckte sie die Zeitung auf dem Fußboden. »An Ihrer Stelle würde ich klagen!«
»Weshalb?« fragte Adam.
»Sie sehen in Wirklichkeit viel besser aus als auf dem Bild.«
Adam lächelte und trat auf sie zu. Er schaffte es mit knapper Not, seine Arme um ihre stattliche Gestalt zu legen und Robin an sich zu drücken.
»Danke für alles«, sagte er. »Aber jetzt müssen wir gehen.«
»Sie erinnern mich immer mehr an einen meiner Liebhaber«, stellte Robin düster fest.
Adam nahm ihren Koffer; sie hob den Kontrabaß mit einem Ruck am Hals hoch und schulterte ihn. Dann öffnete sie die Tür und spähte in den Korridor: Zwei ihrer Kollegen warteten beim Lift, sonst war niemand zu sehen. Robin und Adam gesellten sich zu den beiden Musikern, und nach kurzen GutenMorgen-Grüßen sagte niemand ein Wort mehr, bis die Türen des Fahrstuhls auseinanderglitten. Im Lift konnten Robins Kollegen aber nicht der Versuchung widerstehen, Adam genauer in Augenschein zu nehmen, der zunächst befürchtete, daß sie das Bild in der Zeitung gesehen und ihn erkannt hätten, dann aber begriff, daß sie sich nur dafür interessierten, mit wem Robin die Nacht verbracht hatte. Robin warf ihm lüsterne Blicke zu, als sei sie fest entschlossen, diese Situation möglichst lange auszukosten. Adam seinerseits drückte sich, hinter der Baßgeige verborgen, tief atmend in die Ecke, während der Lift leise schaukelnd ins Erdgeschoß fuhr. Wieder glitten die Türen auf, und Robin wartete, bis ihre beiden Kollegen ausgestiegen waren, gab Adam dann auf dem Weg durch die Hotelhalle Deckung, so gut sie konnte. Sein Blick konzentrierte sich auf den Eingang des Hotels. Er sah den Bus, der fast die ganze Straße ausfüllte, und ein paar Orchestermitglieder, die bereits hineinkletterten. Und er beobachtete, wie die Schlaginstrumente vorsichtig in den großen Kofferraum gepackt wurden.
»O Gott, das habe ich ganz vergessen«, sagte Robin. »Ich soll doch den Kontrabaß hinten im Kofferraum verstauen.«
»Tun Sie es später«, zischte Adam. »Gehen Sie weiter, bis Sie die Bustür erreichen.« Dann entdeckte er das Auto auf der anderen Straßenseite. Adam wurde beinah schwindlig vor Erleichterung. Der Chauffeur hielt den Wagenaufschlag für ihn auf. Auf dem Rücksitz saß ein weiterer Mann, genau wie Lawrence versprochen hatte. Irgendwo in der Ferne schlug es zehn. Der Mann in der Chauffeurslivree, die Mütze tief ins Gesicht gezogen, stand neben der offenen Wagentür. Erwartungsvoll wandte er sich dem Hotel zu. Adam blickte zu dem Mann hin, dessen Augen den Hoteleingang scharf musterten. Die Uniform saß ihm nicht gut.
»In den Bus!« stieß Adam hastig hervor.
»Mit dem Ding da? Die bringen mich um!« erwiderte Robin.
»Wenn Sie es nicht tun, bringt er mich um!«
Robin gehorchte trotz der feindseligen Bemerkungen der Kollegen, die ihr entgegenschollen, als

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