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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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bringen. Wenn er scheiterte … Er schob den Gedanken beiseite.
»Entweder ist er sehr schlau, oder er hat das Glück des Dummen«, sagte Romanow und trat in das kleine Büro, das ihm zur Verfügung gestellt worden war. Waltschek, der ihm auf dem Fuß folgte, enthielt sich jeglichen Kommentars. Er fragte nur, was er als nächstes tun sollte.
»Sagen Sie mir, was Sie gesehen haben, als wir vor dem Hotel warteten.«
»Wie meinen Sie das?« erkundigte sich Waltschek.
» Sie sollen keine Fragen stellen«, erwiderte Romanow, während er in seine eigenen Kleider schlüpfte, »sondern beantworten. Sagen Sie mir alles, woran Sie sich erinnern können, von dem Moment an, in dem wir vor dem Hotel vorfuhren.«
»Wir kamen ein paar Minuten vor zehn beim Richmond an«, begann Waltschek, »parkten den Mercedes auf der gegenüberliegenden Straßenseite und warteten auf Scotts Erscheinen. Wir haben uns nicht von der Stelle gerührt bis kurz nach zehn, aber Scott ist nie aufgetaucht.«
»Nein, nein, nein … Seien Sie präziser! Ich will keine Zusammenfassung. Können Sie sich zum Beispiel daran erinnern, ob irgend etwas Ungewöhnliches während unseres Wartens geschah?«
»Eigentlich nicht. Es gab nichts Besonderes«, sagte Waltschek.
»Beim Hotel kamen und gingen die Leute – aber, davon bin ich überzeugt, Scott war nicht darunter.«
»Wie schön für Sie, daß Sie sich dessen so sicher sind. Was geschah als nächstes?« bohrte Romanow weiter.
»Als nächstes? Sie haben mir die Weisung gegeben, zum Konsulat zurückzufahren und dort auf Sie zu warten.«
»Um wieviel Uhr war das?«
»Das muß etwa sieben Minuten nach zehn gewesen sein. Ich weiß es so genau, weil ich auf meine Uhr sah, als der Bus losfuhr.«
»Der Bus?« fragte Romanow.
»Ja, der Bus, der mit Musikinstrumenten beladen wurde. Er fuhr um …«
»Die Instrumente, das war’s!« rief Romanow. »Jetzt fällt mir wieder ein, was mich gestört hat. Cellos, Geigen – und ein Kontrabaß, der nicht im Kofferraum verstaut wurde.« Waltschek blickte verwirrt drein, sagte aber nichts. »Rufen Sie sofort im Hotel an und erkundigen Sie sich, wer in diesem Bus war und wohin er fährt.« Waltschek huschte davon.
Romanow sah auf die Uhr: zehn Uhr fünfundzwanzig. Höchste Zeit, daß wir etwas unternehmen, sagte er sich, und zwar rasch! Er drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage neben dem Telefon. »Ich brauche ein schnelles Auto und, was noch wichtiger ist, einen erstklassigen Fahrer!«
Waltschek kehrte in dem Augenblick zurück, als Romanow den Hörer auflegte. »Der Bus wurde vom Royal Philharmonie Orchestra gemietet, das sich auf Europatournee befindet …«
»Wohin fahren sie als nächstes?«
»Nach Frankfurt.«
    Adam hatte das Terrain mit den Augen des Berufssoldaten rekognosziert, und nun schlenderte er langsam aus dem Dorf. Die Hauptstraße schien wie ausgestorben, nur ein kleiner Junge schoß unverdrossen einen Plastikfußball in eine flache Mulde an einem Abhang, die ihm als Tor diente. Er wandte sich um, als er Adam sah, und schoß ihm den Ball zu. Adam beförderte ihn mit dem Fuß zurück, der Junge fing den Ball mit den Händen, und ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht, das verschwand, als er sah, wie Adam rasch weiterging und die Anhöhe emporeilte. An der Hauptstraße standen nur ein paar alte Häuser. Auf der einen Seite befand sich eine gefährliche Schlucht; jenseits, in der Ferne, erhoben sich bewaldete Hügel. Auf der anderen Seite der Straße breiteten sich grüne Weiden aus, auf denen Kühe mit Glocken um den Hals zufrieden wiederkäuten. Ihr Anblick machte Adam ganz hungrig.
    Er ging die Straße weiter hinauf, bis er zu einer Kehre kam, von der aus er beinahe einen Kilometer weit sehen konnte, ohne selbst gesehen zu werden. Er übte einige Minuten, ob sich sein Plan durchführen ließ, und war bald schon fähig, englische Automarken oder Wagen mit englischen Kennzeichen auf zwei- oder dreihundert Meter Entfernung zu erkennen. Er brauchte nicht lange, um zu begreifen, wie wenige Ausländer englische Autos kauften.
    Innerhalb der nächsten zwanzig Minuten fuhren sieben Wagen mit englischen Kennzeichen in Richtung Lausanne vorbei, und voller Optimismus versuchte Adam, sie anzuhalten, aber umsonst. Er erinnerte sich, wie einfach doch Autostoppen gewesen war, als er noch die Kadettenuniform trug; damals hatte beinahe jeder gehalten. Dann sah er auf die Uhr: Er konnte es nur noch ein paar Minuten lang riskieren. Drei weitere Autos brausten vorbei;

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