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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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beschäftigt. Und – bist du zu irgendeinem Schluß gekommen?«
»Zunächst habe ich vermutet, daß du dich wohl mehr für Kontrabassisten interessierst als für Kontrabassistinnen«, sagte Robin.
»Wie sonst hättest du mir widerstehen können?«
»Was hat das mit dem heiligen Georg und dem Drachen zu tun?« gab Adam grinsend zurück.
»Ich habe mich anfangs gefragt, ob dieses Mosaik aus kleinen Flecken vielleicht einen Code darstellt. Das Bild ist jedoch so meisterhaft ausgeführt, daß der Code sicher erst im nachhinein hätte ausgearbeitet werden können. Und das hielt ich nicht für sehr wahrscheinlich.«
»Gar nicht übel für den Anfang!«
»Laß den Unsinn! Dann habe ich mich gefragt, ob sich unter diesem hier vielleicht noch ein anderes Bild verbirgt. In der Schule haben wir gelernt, daß Rembrandt und Constable ihre Bilder oft übermalten, entweder weil ihnen der erste Versuch nicht gefiel; oder aber, weil sie sich – wie dies bei Rembrandt der Fall war – keine neue Leinwand leisten konnten.«
»Wenn das die Lösung wäre, hätte es nur ein Experte zustande gebracht, jedes einzelne Stückchen Farbe zu entfernen.«
»Allerdings«, antwortete Robin. »Daher wanderte auch diese Theorie in den Mülleimer. Meine dritte Idee war, daß die Krone an der Rückseite« – sie drehte die Ikone um und betrachtete das kleine Stück Silber, das in das Holz eingebettet war – »ein Indiz dafür ist, daß es sich, wie dein Experte andeutete, um Rubljews Original handelt und nicht, wie man dich glauben machen will, um eine Kopie.«
»Das habe ich mir in dieser schlaflosen Nacht auch überlegt«, gab Adam zu. »Aber selbst wenn diese Krone dem Bild einen wesentlich höheren Wert verleiht, so liefert sie doch keine ausreichende Erklärung dafür, warum Rosenbaum wahllos und blindwütig mordet, um sie in die Hand zu bekommen.«
»Vielleicht benötigt jemand anderer den heiligen Georg genauso dringend wie Rosenbaum«, meinte Robin.
»Aber wer und warum?«
»Weil es nicht die Ikone ist, hinter der alle her sind, sondern etwas anderes. Etwas, das in oder hinter dem Gemälde versteckt ist.«
»Das hab ich zuallererst schon untersucht«, sagte Adam selbstzufrieden. »Ich bin überzeugt, daß dies hier ein Stück massives Holz ist.«
»Da bin ich aber anderer Ansicht«, antwortete Robin und begann das Holz überall abzuklopfen, wie der Arzt die Brust seines Patienten. »Ich habe mein ganzes Leben lang mit Musikinstrumenten zu tun gehabt und zugesehen, wie sie gebaut werden. Ich habe darauf gespielt, ja ich habe sogar mit ihnen geschlafen. Und ich sage dir: diese Ikone ist nicht massiv, selbst wenn der Kuckuck weiß, wie ich das beweisen soll. Falls in der Ikone etwas versteckt ist, dann sicher nie mit der Absicht, daß es von solchen Laien, wie wir es sind, entdeckt wird.«
»Deine Phantasie möchte ich haben«, sagte Adam.
»Die ist angeboren«, erklärte Robin und gab Adam die Ikone zurück. »Laß es mich wissen, wenn du je dahinterkommen solltest, was im Inneren des Bildes steckt«, fügte sie hinzu.
»Hätte ich nur fünf Minuten für mich allein, könnte ich der einen oder anderen meiner eigenen Theorien ein wenig Zeit widmen«, sagte Adam, während er die Ikone wieder in der Manteltasche verstaute.
»Zwei Kilometer bis Solothurn!« Robin deutete auf einen Wegweiser am Straßenrand. Adam knöpfte den Trenchcoat zu.
»Ich bring’ dich zur Tür«, sagte sie.
Gemeinsam bahnten sie sich durch den Gang den Weg nach vorne.
Adam bat den Fahrer, ihn kurz vor dem nächsten Ort aussteigen zu lassen.
»Klar«, erwiderte der Chauffeur, ohne sich umzudrehen.
»Sie verlassen uns schon?« fragte Stephen.
»Leider ja! Und danke fürs Mitnehmen. Ich werde den Kalender bestimmt nicht vergessen.«
Der Fahrer hielt den Bus auf einem Rastplatz an, drückte auf einen Knopf, und die hydraulische Tür öffnete sich ruckartig nach innen. »Tschüß, Robin«, sagte Adam und drückte ihr einen brüderlichen Kuß auf die Wange.
»Tschüß, Brüderchen«, erwiderte sie. »Grüß Mutter von mir, wenn du vor mir nach Hause kommst.«
Sie lächelte und winkte ihm zu. Die Tür schloß sich mit einem Ruck, und der Bus rollte auf die Autobahn zurück, um die Fahrt nach Frankfurt fortzusetzen.
Adam war wieder sich selbst überlassen.
14
    Professor Brunweld wurde selten respektvoll behandelt. Schon vor langer Zeit war er zu dem Schluß gekommen, dies sei eben Akademikerschicksal. »Der Präsident« – das war alles, was man ihm sagte, und er hatte sich

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