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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Elfte Gebot
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hatte. Auf der Freitreppe, die Zerimskij langsam hinunterschritt, verkündete er den Besuchern, die das Theater verließen, wie sehr er Jekaterina Maximowa, Rußlands weltberühmte Primaballerina, bewunderte.
Eine Reihe von Wagen erwartete ihn und seine Begleiter. Zerimskij stieg in das dritte Fahrzeug. Die Autokolonne, von Polizeischutz begleitet, brachte ihn zu einem weiteren Zug in einem anderen Bahnhof. Connor bemerkte, daß die Zahl der Polizeibegleiter auf Motorrädern sich von zwei auf vier erhöht hatte.
Offenbar hielt man es nun für durchaus möglich, daß Zerimskij der nächste Präsident werden wurde.
    Connor traf wenige Minuten nach Zerimskij auf dem Bahnhof ein. Er zeigte einem Wachmann vom Sicherheitsdienst seinen Presseausweis, bevor er eine Fahrkarte für den Mitternachtszug nach St. Petersburg erstand.
    Sobald er sich in seinem Schlafwagenabteil befand, verschloß er die Tür, schaltete die Beleuchtung über seiner Liege ein und studierte den Zeitplan von Zerimskijs Besuch in St. Petersburg.
    In einem Abteil am anderen Ende des Zuges ging auch der Kandidat den Zeitplan mit seinem Stabschef durch.
    »Schon wieder so ein Tag ohne Verschnaufpause von früh bis spät«, brummte er, noch ehe Titow erwähnt hatte, daß außerdem der Besuch der Eremitage auf der Tagesordnung stand.
    »Warum sollte ich mir die Mühe mit der Eremitage mac hen, wenn ich doch nur ein paar Stunden in St. Petersburg bin?«
»Weil Sie im Puschkin waren. Und wenn Sie Rußlands berühmtestes Museum nicht besuchen, würden die Burger von St. Petersburg es als Kränkung betrachten.«
»Seien wir dankbar, daß wir weg sind, bevor der Vorhang im Kirow hochgeht. Noch ein Ballett stehe ich nicht durch.«
Zerimskij war nur allzu deutlich bewußt, daß die wichtigste Besprechung des Tages die mit General Borodin und dem Oberkommando in der Kelskow-Kaserne sein würde. Wenn er den General überreden könnte, seine Präsidentschaftskandidatur zurückzuziehen und ihn zu unterstützen, würde das Militär – fast zweieinhalb Millionen Mann – sich zweifellos hinter ihn stellen, und der Sieg wäre ihm sicher. Ursprünglich hatte er Borodin das Amt des Verteidigungsministers anbieten wollen, bis er erfuhr, daß Tschernopow ihm bereits zuvorgekommen war. Er wußte aber auch, daß Tschernopow den General am letzten Montag besucht und ohne eine konkrete Übereinkunft wieder verlassen hatte, was Zerimskij für ein gutes Omen hielt. Er würde Borodin ein Angebot machen, das dieser unmöglich ausschlagen konnte.
Connor war durchaus klar, daß die morgige Begegnung mit dem obersten Militär Zerimskijs Schicksal entscheiden konnte. Kurz nach zwei Uhr früh schaltete er das Licht über seiner Liege aus und schlief sofort ein.
Mitchell hatte das Licht in seinem Abteil in dem Moment gelöscht, als der Zug aus dem Bahnhof fuhr, aber er schlief nicht.
Sergej hatte seine Erregung nicht verbergen können, im Protzkij-Expreß reisen zu dürfen. Er war seinem Partner wie ein gehorsames, glückliches Hündchen in ihr Abteil gefolgt. Als Jackson die Tür öffnete, erklärte der Junge: »Das größer als mein Wohnung!«
Er schwang sich auf eine der Liegen, streifte die Schuhe ab und zog die Decken hoch, ohne sich auszuziehen. »So nicht brauchen waschen und umziehen«, erklärte er Jackson, als dieser seine Jacke und die Hose auf den dünnsten Drahtbügel hängte, der ihm je untergekommen war.
Während der Amerikaner sich fürs Bett bereit machte, rieb Sergej mit einem Ellbogen ein Guckloch in das beschlagene Fenster. Er sagte keinen Ton, bis der Zug langsam aus dem Bahnhof rollte.
Jackson stieg in sein Bett und knipste die Beleuchtung an der Decke darüber aus.
»Wieviel Kilometer nach St. Petersburg, Jackson?«
»Sechshundertdreißig.«
»Und wie lange Fahrt dauern?«
»Achteinhalb Stunden. Wir haben einen weiteren langen Tag vor uns, also versuch zu schlafen.«
Sergej schaltete sein Licht ebenfalls aus, doch Jackson blieb wach. Er war jetzt sicher, daß er den Grund dafür wußte, weshalb sein Freund nach Rußland geschickt worden war: offenbar deshalb, weil Helen Dexter ihn aus dem Weg haben wollte. Doch Jackson wußte immer noch nicht, wie weit die CIA-Chefin gehen würde, um ihre Haut zu retten.
Am Nachmittag hatte er versucht, Andy Lloyd über sein Handy anzurufen, war jedoch nicht durchgekommen, und das Risiko, vom Hotel aus zu telefonieren, erschien ihm zu groß. So beschloß er, es noch einmal zu versuchen, nachdem Zerimskij am nächsten Tag seine Rede

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