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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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händigte ihm das Paket aus. »Forsdyke hat mich gebeten, dafür zu sorgen, daß Sie es umgehend bekommen.«
Tulpanow öffnete die Verschnürung wie ein Kind, das ein unerwartetes Weihnachtsgeschenk auspackt. Als er das braune Papier entfernt hatte, hob er den Deckel der Schachtel und brachte ein Paar Straßenschuhe von bester Qualität zum Vorschein. Er probierte sie sogleich an. »Passen wie angegossen!« freute er sich und betrachtete bewundernd die Schuhkappen, in denen man sich spiegeln konnte. »Forsdyke mag ja ein arroganter Hurensohn sein, wie Ihr Freund Max ihn bezeichnen würde, aber man kann sich darauf verlassen, daß die Engländer einen mit den schönen Dingen des Lebens versorgen.«
»Dann bin ich also nichts weiter als ein Botenjunge«, knirschte Armstrong.
»Ich versichere Ihnen, Lubji, bei uns gibt es keine ehrenvollere Aufgabe.«
»Ich hab’ es Forsdyke schon gesagt, und nun sage ich es Ihnen …«, begann Armstrong, und seine Stimme hob sich. Dann aber verstummte er.
»Ah, wie ich sehe, sind Sie heute mit dem falschen Fuß aufgestanden, um eine weitere englische Redewendung zu benutzen.«
Armstrong starrte ihn an und zitterte beinahe vor Wut.
»Nein, nein, sprechen Sie nur weiter, Lubji. Bitte, sagen Sie mir, was Sie zu Forsdyke gesagt haben.«
»Nichts«, knurrte Armstrong. »Ich habe nichts gesagt.«
»Freut mich zu hören.« Der Major nickte. »Denn Sie müssen wissen, daß ich der einzige bin, dem Sie so etwas anvertrauen könnten.«
»Wieso sind Sie sich da so sicher?« fragte Armstrong.
»Weil Sie, genau wie Doktor Faust, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben, Lubji.« Er machte eine Pause. »Und vielleicht auch deshalb, weil ich bereits von Ihrem kleinen Komplott weiß – und wieder möchte ich eine typisch britische Wendung benutzen, die Ihre Absicht unmißverständlich klarmacht: Sie möchten Herrn Julius Hahn aus dem Rennen werfen.«
Armstrong sah aus, als wollte er protestieren. Der Major zog eine Braue hoch, und Armstrong schwieg.
»Warum haben Sie mich nicht von vornherein in Ihr kleines Geheimnis eingeweiht, Lubji?« fuhr Tulpanow fort. »Wir hätten durchaus unseren Teil dazu beigetragen. Vielleicht hätten wir Hahn sogar den Strom abschalten und die Papierlieferungen an Hahns Druckerei im russischen Sektor einstellen können. Aber Sie wußten wahrscheinlich gar nicht, daß er alle seine Zeitschriften in einem Gebäude druckt, das nur einen Katzensprung von hier entfernt ist. Ein bißchen mehr Vertrauen, Lubji, und Sie hätten sich das Spiel und die Wette mit Sackville ersparen können.«
Armstrong sagte immer noch nichts.
»Aber vielleicht hatten Sie genau das geplant. Drei zu eins ist eine gute Quote – solange ich einer der drei bin.«
»Aber wie konnten Sie…?«
»Sie haben uns wieder einmal unterschätzt, Lubji. Seien Sie versichert, daß Ihr Wohlergehen uns nach wie vor am Herzen liegt. Und wenn Sie Major Forsdyke wiedersehen, dann richten Sie ihm bitte aus, daß die Schuhe gar nicht besser passen könnten.«
Es war offensichtlich, daß Tulpanow diesmal nicht die Absicht hatte, Dick zum Mittagessen einzuladen. Dick grüßte militärisch, verließ Tulpanows Büro und kehrte mürrisch zu seinem Jeep zurück.
»Zum Telegraf «, sagte er zu Benson. Am Checkpoint wurden sie ein paar Minuten aufgehalten, ehe man sie in den britischen Sektor durchließ. Als Armstrong die Druckerei des Telegraf betrat, wunderte er sich, daß die Druckmaschinen allesamt auf Hochtouren liefen. Er ging direkt zu Arno, der die Bündelung jedes Zeitungsstapels beaufsichtigte, der frisch aus der Presse kam.
»Wieso drucken wir noch?« rief Armstrong, um sich über den Lärm der Maschinen hinweg verständlich zu machen. Arno deutete in Richtung seines Büros. Keiner der beiden Männer sprach, ehe nicht die Tür hinter ihnen geschlossen war.
»Haben Sie es noch nicht gehört?« fragte Arno dann und bot Armstrong seinen Schreibtischsessel an.
»Was gehört?«
»Wir haben gestern abend dreihundertfünfzigtausend Exemplare verkauft, und es werden immer noch mehr verlangt.«
»Dreihundertfünfzigtausend? Und man will noch mehr? Wieso?«
» Der Berliner konnte die letzten zwei Tage nicht erscheinen. Julius Hahn hat mich heute morgen angerufen und gesagt, daß er seit achtundvierzig Stunden keinen Strom hat.«
»Was für ein schreckliches Pech!« Armstrong schüttelte scheinbar mitfühlend den Kopf.
»Und was noch schlimmer ist«, fügte Arno hinzu, »die Russen liefern ihm kein Papier mehr. Er wollte

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