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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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sein dürfte. Sie darf auf gar keinen Fall erfahren, daß ich noch bei Ihnen bin.«
    »Susan?« sagte Alan. »Ich habe soeben erfahren, daß Keith sich bereits zum Flughafen fahren ließ. Vielleicht sitzt er sogar schon in der Maschine nach Sydney.« Er hörte aufmerksam zu, was Susan ihm zu sagen hatte. »Ja. Geht in Ordnung. Selbstverständlich. Mache ich gern.« Er legte auf. »Sie sagt, wenn Sie gleich losfahren, könnten Sie wahrscheinlich noch den 8-Uhr-25-Flug erreichen.«
    Townsend flitzte aus Alans Büro, ohne auch nur »Auf Wiedersehen« zu sagen. Er schwang sich in einen Verlagslieferwagen und chauffierte sich selbst zum Flugplatz, wo er den größten Teil der vergangenen Nacht verbracht hatte. Eines hatte er nicht beachtet, als er sich für Canberra als Verlagssitz entschied: Wie oft Flugzeuge hier wegen Nebels nicht landen und starten konnten. Er hatte das Gefühl, während der letzten vier Wochen die Hälfte seiner Zeit damit zugebracht zu haben, sich die Wettervorhersage geben zu lassen, und die andere Hälfte auf der Runway zu stehen und widerstrebenden Piloten Geld zuzustecken, die allmählich zu den teuersten Zeitungsjungen der Welt wurden.
    Natürlich hatte Keith sich über die ersten Erfolge des Continent gefreut, dessen Verkaufszahlen rasch auf zweihunderttausend gestiegen waren. Doch jede Herausforderung ist nur in der Anfangsphase faszinierend; auch was den Continent betraf, schien der Reiz des Neuen bereits zu verfliegen, und die Verkaufszahlen fielen ständig. Alan Rutledge lieferte zwar genau die Zeitung, die Townsend sich vorgestellt und von ihm erwartet hatte, doch der Continent war offenbar nicht das Blatt, das die Australier zu brauchen glaubten.
    Zum zweitenmal an diesem Morgen fuhr Townsend auf den Flughafenparkplatz. Diesmal schien die Sonne, und der Nebel hatte sich aufgelöst. Die Maschine nach Sydney startete zeitplanmäßig, doch es war nicht der 8-Uhr-25-Flug. Die Stewardeß bot Townsend den Continent an, aber nur, weil jeder Flieger, der die Hauptstadt verließ, ein kostenloses Exemplar für jeden Passagier bekam. Auf diese Weise hielt die Auflage sich über zweihunderttausend Exemplare und stellte wenigstens die Anzeigenkunden zufrieden.
    Keith blätterte in der Zeitung, auf die sein Vater stolz gewesen wäre. Der Continent konnte jedem Vergleich mit dem großen Vorbild The Times standhalten. Und noch etwas hatte die Zeitung mit dem altehrwürdigen britischen Nachrichtenblatt gemein – sie schrieb in letzter Zeit zunehmend rote Zahlen. Townsend wußte, daß er das journalistische Niveau beträchtlich senken mußte, wollte er je Gewinn machen. Er fragte sich, wie lange Alan Rutledge noch Chefredakteur bleiben würde, wenn er erst erfuhr, was sein Boß vorhatte.
    Er blätterte weiter, bis sein Blick auf der Kolumne »Neues aus der Gesellschaft« haften blieb. Seine bevorstehende Trauung mit Susan wurde als »Hochzeit des Jahres« hervorgehoben. Niemand von Rang und Namen würde sich die Eheschließung entgehen lassen, prophezeite die Zeitung, vom Premierminister und Sir Somerset Kenwright vielleicht abgesehen. Zumindest an diesem einen Tag würde Keith sich von morgens bis abends in Sydney aufhalten müssen; er hatte nicht vor, zu seiner eigenen Hochzeit zu spät zu kommen.
    Er wandte sich der letzten Seite zu, um das Radioprogramm durchzusehen. Das Kricketmatch Victoria gegen New South Wales war in aller Munde, doch nicht ein Sender übertrug das Spiel, also konnte Keith es nicht im Radio verfolgen. Monatelang hatte er auf alle möglichen angeblich wichtigen Leute Druck ausgeübt, hatte viel Geld in die verschiedensten, angeblich gemeinnützigen Einrichtungen investiert und mittelmäßigen Politikern zu zweifelhaften Wahlsiegen verholfen. Trotzdem wurde Keith die Konzession für den neuen Sender bis heute verwehrt. Er hatte auf der Besuchertribüne des Repräsentantenhauses gesessen und mit anhören müssen, wie der Postminister verkündete, daß die Konzession einem langjährigen und äußerst spendenfreudigen Mitglied der Liberal Party zugesprochen worden war. Später, am selben Abend, hatte Senator Hadley Keith wissen lassen, daß er die Ablehnung seines Antrags dem Premierminister höchstpersönlich verdankte.
    Das alles – der Absatzrückgang beim Continent ; der finanzielle Verlust bei dem Versuch, die Konzession für den Sender zu bekommen; das ständige Nörgeln seiner Mutter und Susans, weil Keith sich viel zu rar machte – trug nicht dazu bei, dieses Jahr als

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