Archer Jeffrey
doch dort war nirgends ein Schild oder irgend etwas anderes zu sehen, das ihm verraten könnte, hinter welcher Tür sich Mr. Ampthills Büro befand. Er hatte bereits an mehrere Türen geklopft, ehe schließlich jemand »Herein« rief.
Townsend drückte die Tür auf und sah sich einem dicken Mann mit schütterem Haar gegenüber. Die Füße auf den Schreibtisch gelegt, hörte er sich soeben die Übertragung der letzten Minuten des Kricketspiels an, die Townsend früher an diesem Nachmittag mit Susans Vater verfolgt hatte. Er schwang herum, warf einen Blick auf seinen Besucher und sagte: »Setzen Sie sich, Mr. Townsend, aber sagen Sie noch nichts. Wir brauchen nur noch elf Runs, um zu siegen.«
»Ich hoffe, es klappt. Ich bin ein großer Fan von New South Wales«, sagte Townsend.
Ben Ampthill lächelte, als der nächste Ball zur Spielfeldgrenze geschlagen wurde. Er hatte Townsend noch immer keinen Blick gegönnt, als er sich nun zurücklehnte und ihm eine Flasche Bier samt Öffner reichte.
»Noch etwa zwei Bälle, dann dürften wir’s geschafft haben, und ich stehe Ihnen zur Verfügung«, versprach er.
Beide schwiegen, bis die letzten sieben Runs das Spiel für das Team von New South Wales entschieden. Mr. Ampthill lehnte sich vor, stieß die Faust in die Luft und sagte: »Jetzt dürfte uns das Sheffield Shield sicher sein.« Er nahm die Füße vom Schreibtisch, schwang herum, streckte die Rechte aus und sagte: »Ich bin Ben Ampthill.«
Keith schüttelte die dargebotene Hand. »Keith Townsend.«
Ampthill nickte. »Ja, ich weiß, wer Sie sind. Meine Frau hat mich angerufen und gesagt, daß Sie oben am Haus waren. Sie meinte, Sie wären vielleicht Vertreter, weil Sie an einem Sonntagnachmittag so einen auffallenden Anzug tragen, noch dazu mit Krawatte.«
Armstrong unterdrückte ein Lachen. »Nein, Mr. Ampthill, ich bin kein…«
»Nennen Sie mich Ben, das tut jeder.«
»Gut, Ben. Nein, ich bin kein Verkäufer, sondern Käufer.«
»Und was möchten Sie kaufen, junger Mann?«
»Ihre Rundfunkstation.«
»Die steht nicht zum Verkauf, Keith. Es sei denn, Sie nehmen unser Lokalblatt und ein Null-Sterne-Hotel dazu. Dann bekämen Sie sogar zwei Kohlengruben als Zugabe.«
»Wem gehört denn die Rundfunkgesellschaft?« erkundigte sich Townsend. »Es wäre ja möglich, daß die Aktionäre…«
»Es gibt nur zwei Aktionäre«, erklärte Ben. »Pearl und mich. Also, selbst wenn ich zum Verkauf bereit wäre, müßten wir erst noch Pearl überzeugen.«
»Aber wenn Ihnen die Gesellschaft gehört…«, Townsend stockte, »… gemeinsam mit Ihrer Frau, liegt es doch in Ihrem Ermessen, mir den Sender zu verkaufen.«
»Sicher, aber ich tu’s nicht. Wenn Sie den Sender haben wollen, wird Ihnen gar nichts anderes übrigbleiben, als alles mitzukaufen, was dazugehört.«
Nach ein paar weiteren Flaschen Bier und über einer Stunde Feilschen war Townsend klar, daß Bens Nichte ganz und gar nicht nach seiner Seite der Familie geschlagen war.
Als Townsend endlich aus Bens Büro kam, war es stockdunkel, und das Mädchen am Empfang war verschwunden. Townsend ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und bat Sam, ihn zurück zum Haus der Ampthills zu fahren. »Übrigens«, sagte er, als Sam den Wagen wieder einmal wendete, »Sie haben recht gehabt, was die Kohlengruben betrifft. Ich bin jetzt stolzer Besitzer von zwei Gruben, einer Lokalzeitung und einem Hotel. Und, was das Wichtigste ist, von einem Radiosender. Aber das Geschäft kann erst endgültig abgeschlossen werden, nachdem ich mit der zweiten Hauptaktionärin zu Abend gegessen habe, damit sie sich ein Bild von mir machen kann.«
Als Keith in dieser Nacht gegen ein Uhr ins Haus schlich, wunderte es ihn nicht, daß Susan bereits schlief. Leise schloß er die Schlafzimmertür und ging hinunter in sein Arbeitszimmer, wo er sich an seinem Schreibtisch Notizen machte. Es dauerte nicht lange, und er fragte sich, wann er seinen Anwalt frühestens anrufen könnte. Schließlich entschied er sich für sechs Uhr fünfunddreißig und nutzte die verbleibende Zeit, um zu duschen, sich anzuziehen, einen Koffer zu packen, sich Frühstück zu machen und die ersten Ausgaben der Sydneyer Zeitungen zu lesen, die ihm jeden Morgen gegen fünf Uhr zugestellt wurden.
Um fünfundzwanzig Minuten vor sieben verließ Townsend die Küche, um in sein Arbeitszimmer zurückzukehren. Dort wählte er die Nummer seines Anwalts. Eine schläfrige Stimme meldete sich am Telefon.
»Guten Morgen, Clive. Ich dachte, ich sollte Sie
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