Archer Jeffrey
einzusteigen; trotzdem wurde er immer nervöser.
»Vierhunderttausend.« Der Auktionator nickte der Frau am hinteren Telefon zu. »Vierhundertfünfzigtausend in der Saalmitte.« Die Assistentin am Telefon reagierte sofort. »Fünfhunderttausend.«
Der Blick des Auktionators richtete sich auf den Mittelgang. »Sechshunderttausend.«
Dick reckte den Hals, bis er schließlich entdeckte, wer im Saal bot. Doch schon nickte die Assistentin am Telefon aufs neue. »Siebenhunderttausend.« Der Auktionator war die Ruhe in Person.
Ein Herr, fast direkt vor Dick, hob seinen Katalog. »Achthunderttausend«, verkündete der Auktionator. »Ein neuer Bieter hinten im Saal.« Er blickte seine Assistentin am Telefon an, die diesmal etwas länger mit ihrem Kunden sprach. »Neunhunderttausend?« fragte der Auktionator, als wollte er versuchen, die Assistentin zu überreden. Plötzlich nickte sie. »Ich habe ein Gebot von neunhunderttausend am Telefon«, erklärte er und blickte zu dem Bieter hinten im Saal. »Neunhunderttausend«, wiederholte er. Doch diesmal erfolgte keine Reaktion.
»Keine weiteren Gebote? Höre ich weitere Gebote? Neunhunderttausend zum ersten, zum zweiten und …« Er hob den Hammer. »Und zum…«
Als Armstrong seinen Katalog hob, sah es für den Auktionator aus, als winke er ihm. Doch Dick zitterte nur so heftig.
»Ich habe einen neuen Bieter, rechts vom Mittelgang in einer der letzten Reihen. Das Gebot liegt bei einer Million Franken.« Wieder blickte der Auktionator seine Assistentin am Telefon auffordernd an.
»Eine Million und einhunderttausend?« fragte er und deutete mit seinem Hammer auf die Assistentin. Armstrong rührte sich nicht, weil er nicht wußte, was er als nächstes tun sollte, denn eine Million Franken war die vereinbarte Summe. Jetzt schon drehten sich ihm Köpfe zu. Aber Dick rührte sich nicht; irgendwie wußte er, daß die Frau am Telefon den Kopf schütteln würde.
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich habe ein Gebot über eine Million Franken von einem Herr im Mittelgang«, sagte der Auktionator und deutete auf Armstrong. »Gibt es weitere Gebote? Keine weitere Gebote? Eine Million zum ersten, eine Million zum zweiten…« Sein Blick wanderte hoffnungsvoll über den Saal, doch niemand reagierte. Schließlich ließ der Auktionator den Hammer herabsausen und blickte Armstrong an. »Verkauft an den Herrn im Mittelgang für eine Million Franken.« Lautes Klatschen setzte ein.
Wieder drückte Sharon Armstrongs Hand. Doch ehe Dick zu Atem kam, kniete sich eine Frau neben ihn auf den Boden. »Wenn Sie die Güte hätten, dieses Formular auszufüllen, Mr. Armstrong?
Am Empfang wird man Ihnen sagen, wie Sie nun in den Besitz des ersteigerten Stückes kommen.«
Armstrong nickte. Doch nachdem er das Formular ausgefüllt hatte, begab er sich nicht zum Empfang, sondern zum nächsten Telefon im Foyer und wählte eine Nummer in Übersee. »Verbinden Sie mich mit dem Manager«, ersuchte er und forderte ihn auf, wie vereinbart eine Million Franken telegrafisch an Sothebys in Genf zu überweisen. »Und erledigen Sie das sofort«, sagte er, »denn ich habe keine Lust, mich hier länger als unbedingt nötig aufzuhalten.«
Er hängte ein und ging zum Empfang, um der Dame dort mitzuteilen, wie der Betrag bezahlt werden würde, als der junge Mann mit offenem Hemdkragen ebenfalls eine Überseenummer wählte, obwohl er wußte, daß er seinen Chef mit diesem Anruf wecken würde.
Townsend setzte sich im Bett auf und hörte dem jungen Mann aufmerksam zu. »Wieso gibt Armstrong eine Million Franken für ein Faberge-Ei aus?« wunderte er sich.
»Das ist mir auch nicht klar«, gestand der junge Mann. »Ich muß jetzt aufhängen. Er geht jetzt mit dem Mädchen die Treppe rauf. Ich rufe noch einmal an, sobald ich herausgefunden habe, was er im Schilde führt.«
Beim Lunch im Speisesaal des Hotels machte Armstrong einen so geistesabwesenden Eindruck, daß Sharon es für angeraten hielt, zu schweigen, ehe Dick nicht selbst den Mund auftat. Es war offensichtlich, daß er das Ei nicht für sie gekauft hatte. Sobald er seine Kaffeetasse leer abstellte, ersuchte er Sharon, in ihr Zimmer zurückzukehren und zu packen, da er in einer Stunde zum Flughafen aufbrechen wollte. »Ich habe noch eine Besprechung«, erklärte er ihr, »die jedoch nicht sehr lange dauern dürfte.«
Am Hoteleingang küßte er sie auf die Wange, und der junge Mann mit dem offenen Hemdkragen wäre lieber ihr gefolgt als Armstrong.
»Bis in etwa einer Stunde«,
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