Archer Jeffrey
hörte er Armstrong sagen, der sich sogleich umdrehte und die breite Treppe zum Ballsaal hinuntereilte, in dem die Auktion stattgefunden hatte. Dick begab sich direkt zu der Frau hinter dem langen Tisch, die dabei war, die Verkaufszettel zu ordnen.
»Ah, Mr. Armstrong«, sagte sie und bedachte ihn mit einem Millionen-Franken-Lächeln. »Ihre telegrafische Überweisung ist uns bereits avisiert worden. Wenn Sie die Güte hätten, sich zu meinem Kollegen ins Büro zu begeben.« Sie deutete auf eine Tür hinter sich. »Dort können Sie Ihr Stück abholen.«
»Vielen Dank.« Armstrong griff nach seiner Quittung für das Meisterwerk und drehte sich um. Dabei hätte er beinahe einen jungen Mann angerempelt, der unmittelbar hinter ihm stand. Dick betrat das Büro und reichte seine Quittung einem schwarz befrackten Herrn, der hinter einem Tisch saß.
Der Angestellte überprüfte die Quittung sorgfältig und unterzog Mr. Armstrong einer eingehenden Musterung. Dann lächelte er und wies den Wachtmann an, Katalognummer dreiundvierzig zu bringen, das Jubiläumsei. Als der Wachtmann zurückkam, wurde er vom Auktionator begleitet, der das prunkvolle Stück mit einem letzten, beinahe sehnsüchtigen Blick bedachte, ehe er es in die Höhe hielt, damit sein Kunde es begutachten konnte. »Magnifique«, seufzte er bewundernd. »Finden Sie nicht auch?«
»Ja, durchaus magnifique«, erwiderte Armstrong und packte das Ei, als wäre es ein Rugbyball, den ihm jemand zugeworfen hatte. Dann machte er kehrt und ging ohne ein weiteres Wort. Deshalb hörte er auch nicht, wie der Auktionator seinem Assistenten zuflüsterte: »Seltsam, daß keiner von uns je zuvor etwas mit Mr. Armstrong zu tun hatte.«
Der Portier des Hotel de Bergues tippte an seine Mütze, als Armstrong an ihm vorbei zu einem Taxi ging, sich auf den Rücksitz setzte und das Ei mit beiden Händen festhielt. Er wies den Fahrer an, ihn zur Banque de Geneve zu bringen – genau in dem Augenblick, als ein weiteres leeres Taxi hinter ihnen heranfuhr. Der junge Mann mit dem offenen Kragen winkte es zu sich.
Als Armstrong in die Bank schritt, die er noch nie zuvor betreten hatte, begrüßte ihn ein großer, schlanker, unauffällig aussehender Herr im Cut, der selbst bei einer High-SocietyHochzeit in Hampshire nicht fehl am Platz ausgesehen hätte. Der Herr verbeugte sich tief, um darauf aufmerksam zu machen, daß er bereits auf den Kunden gewartet habe. Er fragte Armstrong jedoch nicht, ob er das Ei für ihn tragen solle.
»Hätten Sie die Güte, mir zu folgen, Sir?« sagte er auf englisch und führte Armstrong quer über den marmorgefliesten Fußboden zu einem wartenden Fahrstuhl. Woher weiß der Bursche, wer ich bin, fragte Armstrong sich im stillen. Sie stiegen in den Fahrstuhl, und die Tür schloß sich. Keiner sprach, als sie langsam zur obersten Etage fuhren. Die Tür glitt auf, und der Herr im Cut schritt Dick voraus über einen mit dicken Läufern ausgelegten Korridor, bis sie die letzte Tür erreichten. Dort klopfte er diskret an und meldete: »Mr. Armstrong.«
Ein Herr in Nadelstreifenanzug, steifem Kragen und silbergrauem Binder kam auf Dick zu und stellte sich als Pierre de Montiaque vor, Geschäftsführer der Bank. Er drehte sich um und wandte sich einem anderen Herrn an der gegenüberliegenden Seite eines Konferenztischs zu. Dann bedeutete er seinem Besucher, in dem freien Sessel ihm gegenüber Platz zu nehmen. Armstrong stellte das Faberge-Ei auf die Mitte des Tisches, und Alexander Sherwood erhob sich, beugte sich über den Tisch und schüttelte Dick herzlich die Hand.
»Schön, Sie wiederzusehen«, sagte er.
»Ganz meinerseits«, erwiderte Armstrong lächelnd. Er setzte sich und blickte zu dem Mann hinüber, mit dem er in Paris das Geschäft abgeschlossen hatte.
Sherwood griff nach dem Faberge-Jubiläumsei und betrachtete es eingehend. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Es wird das Prunkstück meiner Sammlung sein! Und für meinen Bruder und meine Schwägerin dürfte es nie einen Grund geben, mißtrauisch zu werden.« Wieder lächelte er und nickte dem Bankier zu, der daraufhin eine Schublade öffnete und ein Dokument hervorholte, das er Armstrong überreichte.
Dick studierte eingehend Stephen Hallets umfangreiches Vertragswerk. Als er sich vergewissert hatte, daß keine Änderungen vorgenommen worden waren, unterzeichnete er auf Seite fünf und schob das Dokument über den Tisch. Sherwood zeigte kein Interesse, den Vertrag zu überprüfen; statt dessen schlug
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