Archer Jeffrey
einen Blick in meinen Roman geworfen haben?« »Einen Blick?« sagte Townsend. »Ich habe ihn von Anfang
bis zum Ende gelesen! Und eins steht fest, Mrs. Sherwood.
Niemand bei Schumann kann das Manuskript auch nur
aufgeschlagen haben, sonst hätte er es sich sofort geschnappt!« »Oh! Halten Sie es wirklich für so gut?« fragte Mrs.
Sherwood.
»Und ob!« versicherte Townsend. »Und ich kann nur
hoffen, daß Sie Schumann trotz der Nachlässigkeit gestatten,
Ihnen ein Angebot zu unterbreiten.«
»Aber natürlich!« rief Mrs. Sherwood begeistert.
»Gut. Aber hier ist wohl nicht der richtige Ort, über
geschäftliche Dinge zu reden.«
»Ja, natürlich, ich verstehe, Keith. Wie wäre es, wenn Sie
etwas später in meine Kabine kommen?« Mrs. Sherwood
blickte auf die Uhr. »Sagen wir, gegen halb elf?«
Townsend nickte. »Das paßt mir sehr gut.« Er erhob sich,
als Mrs. Sherwood ihre Serviette faltete und den Tisch verließ. »Hast du inzwischen was Neues erfahren?« fragte er Kate,
als Mrs. Sherwood außer Hörweite war.
»Nicht viel.« Sie knabberte an einer Scheibe Rosinenbrottoast. »Aber ich habe das Gefühl, sie hat dir nicht geglaubt,
daß du tatsächlich das ganze Manuskript gelesen hast.« »Wie kommst du darauf?«
»Weil sie mir erzählt hat, daß du vergangene Nacht eine
Frau in deiner Kabine hattest.«
»Ach, wirklich?« Townsend machte eine Pause. »Was hatte
sie sonst noch zu sagen?«
»Sie hat sich ziemlich ausführlich über den Artikel in der
Ocean Times ausgelassen und fragte mich, ob…«
»Morgen, Townsend. Ein schönen guten Morgen junge
Dame«, grüßte der General und setzte sich auf seinen Platz.
Kate schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und erhob sich. »Viel Glück«, wünschte sie Keith leise.
»Ich freue mich, daß ich endlich mal die Gelegenheit habe,
ungestört mit Ihnen sprechen zu können, Townsend. Wissen
Sie, ich habe den ersten Band meiner Memoiren bereits
geschrieben, und da ich ihn zufällig mit an Bord habe, frage ich
mich, ob Sie vielleicht so liebenswürdig wären, ihn zu lesen
und mir Ihre professionelle Meinung zu sagen.«
Townsend brauchte zwanzig Minuten, einem Manuskript zu entrinnen, das er nicht lesen, geschweige denn verlegen wollte. Den General abzuwimmeln hatte Keith viel Zeit gekostet; nun mußte er sich mächtig sputen, um sich für die Besprechung mit Mrs. Sherwood vorzubereiten. Er eilte in seine Kabine zurück und ging ein letztes Mal Kates Notizen durch, bevor er sich zu Mrs. Sherwoods Suite begab. Es war nur Sekunden nach halb
elf, als er an die Tür klopfte, die sofort geöffnet wurde. »Ich mag pünktliche Menschen«, sagte Mrs. Sherwood. Die Trafalgar-Suite befand sich auf zwei Decksebenen und
besaß einen eigenen Balkon. Mrs. Sherwood führte ihren Gast
zu einem Paar bequemer Sessel in der Mitte des Salons.
»Hätten Sie gern eine Tasse Kaffee, Keith?« fragte sie, bevor
sie ihm gegenüber Platz nahm.
»Nein, danke, Margaret, ich habe eben erst gefrühstückt.« »Ah, ja. Tja, wollen wir dann gleich zum Geschäft
kommen?«
»Selbstverständlich. Wie ich Ihnen heute schon sagte, würde
Schumann es als Privileg erachten, Ihren Roman verlegen zu
dürfen.«
»Wie aufregend!« rief Mrs. Sherwood. »Ach, hätte mein
lieber Mann das noch erleben dürfen! Er war immer der Ansicht, meine Arbeit würde irgendwann einmal veröffentlicht.« »Wir wären bereit, Ihnen einen Vorschuß von hunderttausend Dollar zu zahlen«, fuhr Townsend fort. »Überdies
würden Sie mit zehn Prozent des Verkaufspreises am Umsatz
beteiligt, abzüglich des Vorschusses. Zwölf Monate nach
Erscheinen der gebundenen Ausgabe würden Taschenbuchausgaben folgen, und für jede Woche, die Ihr Roman auf der
Bestsellerliste der New York Times steht, erhalten Sie eine
Prämie.«
»Oh! Glauben Sie wirklich, daß mein Roman auf die
Bestsellerliste kommen könnte?«
»Ich würde darauf wetten«, versicherte Townsend. »Würden Sie das wirklich?« fragte Mrs. Sherwood. Townsend blickte ein wenig besorgt zu ihr hinüber und fragte
sich, ob er zu weit gegangen war.
»Ich nehme Ihr Angebot mit Freuden an, Mr. Townsend. Ich
glaube, das müssen wir begießen!« Sie schenkte ihm ein Glas
Champagner aus einer halbleeren Flasche ein, die im Eiskübel
neben ihr stand. »Da wir nun eine Vereinbarung bezüglich des
Romans getroffen haben«, sagte sie kurz darauf, »darf ich mich
da noch in einer anderen Sache an Sie wenden? Vielleicht
könnten Sie mich bei einem kleinen Problem beraten, dem ich
mich zur Zeit
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