Archer Jeffrey
Manuskript zu lesen?«
Nachdem Sharon nicht nur in seinem Schlafzimmer, sondern auch in seinem Büro präsent war, dauerte es nur Stunden, bis Armstrong erkannte, daß Sally nicht übertrieben hatte, was ihre Schilderung von Sharons Fähigkeiten als Sekretärin betraf. Aber er war zu stolz, es zuzugeben und Sally anzurufen.
Am Ende der zweiten Woche häuften sich unbeantwortete Briefe auf seinem Schreibtisch und – was vielleicht noch schlimmer war – Antworten, unter die er seine Unterschrift lieber nicht setzte. Nach den vielen Jahren der Zusammenarbeit mit Sally hatte Dick ganz vergessen, daß er sich jeden Tag nur ein paar Minuten Zeit hatte nehmen müssen, ihre Arbeit durchzusehen, bevor er alles unterschrieb, was sie ihm vorlegte. Im Grunde hatte Dick in den ersten beiden Arbeitswochen seiner neuen Sekretärin seine Unterschrift nur unter ein einziges brauchbares Dokument gesetzt: Sharons Anstellungsvertrag, von dem offensichtlich war, daß sie ihn nicht selbst verfaßt hatte.
Am Dienstag der dritten Woche begab Armstrong sich ins Unterhaus, um mit dem Gesundheitsminister zu Mittag zu essen – nur um feststellen zu müssen, daß die Verabredung erst für den nächsten Tag vereinbart war. Zwanzig Minuten später stürmte er wütend in sein Büro.
»Aber ich habe dir doch gesagt, daß du heute mit dem Direktor der NatWest zum Lunch verabredet bist«, behauptete Sharon. »Er hat gerade vom Savoy angerufen und gefragt, wo du bleibst.«
»Dort, wo du mich hingeschickt hast!« brüllte Dick. »Im
Unterhaus!«
»Erwartest du, daß ich mich um alles kümmere?«
»Sally hat das jedenfalls irgendwie geschafft«, knirschte
Armstrong, der seinen Zorn kaum noch beherrschen konnte. »Wenn ich den Namen dieser Frau nur noch ein einziges
Mal höre, verlasse ich dich, das schwöre ich!«
Armstrong sagte nichts, stürmte jedoch aus dem Büro und
befahl Benson, ihn so rasch wie möglich zum Savoy zu
bringen. Als er den Grill betrat, teilte Mario ihm mit, daß sein
Gast sich soeben verabschiedet hatte. Und als Dick wieder ins
Büro kam, erfuhr er, daß Sharon wegen leichter Migräne nach
Hause gegangen war.
Armstrong setzte sich an seinen Schreibtisch und wählte
Sallys Nummer, doch niemand nahm den Hörer ab. Von nun an
rief er mindestens einmal am Tag bei Sally an, aber nur der
Anrufbeantworter meldete sich. Am Ende der nächsten Woche
befahl er Fred, ihr den monatlichen Gehaltsscheck zu senden. »Aber ich habe ihr bereits die Entlassungspapiere
geschickt«, erinnerte ihn der Chefbuchhalter. »So, wie Sie es
von mir verlangt haben.«
»Sie sollen nicht mit mir diskutieren, Fred, sondern Sally
ihre Schecks bezahlen«, brummte Armstrong.
In der fünften Woche gaben sich tagtäglich neue Aushilfen
die Klinke in die Hand. Manche wurden bereits nach wenigen
Stunden gefeuert. Doch es war Sharon, die den Brief von Sally
öffnete und darin einen zerrissenen Scheck sowie die Zeilen
fand: »Ich wurde für mein entgangenes Gehalt bereits
großzügig entschädigt.«
Keith erwachte am folgenden Morgen und wunderte sich, Kate in seinem Morgenrock bei der Lektüre von Mrs. Sherwoods Manuskript vorzufinden. Sie beugte sich zu Keith hinüber und küßte ihn, ehe sie ihm die ersten sieben Kapitel reichte. Er setzte sich auf, blinzelte einige Male und las den ersten Satz: »Als er aus dem Swimmingpool stieg, wuchs die Anschwellung unter seiner Badehose zusehends.« Er blickte Kate
an. Sie sagte: »Lies weiter. Es wird noch heißer.«
Keith hatte etwa vierzig Seiten gelesen, als Kate aus dem
Bett sprang und zur Dusche schlenderte. »Du brauchst nicht
weiterzu-lesen«, sagte sie, »ich werde dir später erzählen, wie
es endet.«
Doch als sie aus der Dusche trat, war Keith mitten im dritten
Kapitel. Er schaute Kate an und ließ die übrigen Seiten auf den
Boden klatschen. »Was meinst du?« fragte er.
Kate ging zum Bett, zog die Decke zurück und blickte auf
seinen nackten Körper. »Nach deiner Reaktion zu schließen,
hättest du mich entweder gern noch ein Weilchen im Bett, oder
wir sind hier auf einen Bestseller gestoßen.«
Als Keith sich ungefähr eine Stunde später zum Frühstück
begab, saßen nur Kate und Mrs. Sherwood am Tisch. Sie waren
in ein Gespräch vertieft, das sie jedoch sofort unterbrachen,
sobald er sich zu ihnen gesellte. »Ich nehme nicht an…«,
begann Mrs. Sherwood.
»Was nehmen Sie nicht an?« fragte Keith scheinbar arglos. Kate mußte sich umdrehen, damit Mrs. Sherwood ihre
Miene nicht sehen konnte.
»Daß Sie
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