Archer Jeffrey
bemerkte Mrs. Sherwoods Reaktion, »… der ebenfalls in der Verlagsbranche tätig ist.«
»Richard Armstrong? Der Name ist mir schon mal begegnet«, gestand Townsend. »Also wäre es schon möglich.«
»Hat den Militärverdienstorden verliehen bekommen«, warf der General ein. »Aber das ist auch das einzige Gute, das in dem Artikel über ihn steht. Tja, aber man darf nicht alles glauben, was man in Zeitungen liest.«
»Da haben Sie allerdings recht«, pflichtete Townsend ihm bei. Mrs. Sherwood erhob sich plötzlich und verließ den Tisch, ohne auch nur »guten Abend« gewünscht zu haben.
Sobald sie gegangen war, begann der General Dr. Percival und Mrs. Osborne mit dem zweiten Kapitel seiner Autobiographie zu beglücken. Claire erhob sich und sagte: »Bitte lassen Sie sich nicht unterbrechen, General, aber ich werde jetzt ebenfalls zu Bett gehen.« Townsend blickte nicht einmal in ihre Richtung. Wenige Minuten später – der alte Haudegen wurde soeben von der Küste bei Dünkirchen evakuiert – entschuldigte auch Keith sich und kehrte in seine Kabine zurück.
Er war eben aus der Duschkabine gestiegen, als es an seiner Tür klopfte. Er lächelte, streifte einen der vom Schiff gestellten Frottierbademäntel über und durchquerte gemächlich die Kabine. Wenn Mrs. Sherwood ihr Manuskript jetzt brachte, würde er zumindest einen guten Grund haben, für morgen vormittag eine Besprechung mit ihr zu vereinbaren. Er öffnete die Kabinentür.
Er öffnete schon den Mund, um »Guten Abend, Mrs. Sherwood« zu sagen, als er sah, daß Kate vor ihm stand. Sie machte einen besorgten Eindruck. Rasch schloß sie die Tür, nachdem sie zu Keith in die Kabine gehuscht war.
»Wir hatten uns doch geeinigt, uns nicht zu treffen, außer im Notfall«, sagte Keith.
»Das ist ein Notfall«, versicherte ihm Kate, »aber ich konnte nicht riskieren, es dir beim Dinner zu sagen.«
»Hast du deshalb vorhin von dem Artikel angefangen, wo du eigentlich das Thema anschneiden solltest, was am Broadway gespielt wird?«
»Ja«, erwiderte Kate. »Du darfst nicht vergessen, daß ich zwei Tage mehr Zeit hatte als du, Mrs. Sherwood kennenzulernen. Sie hat mich soeben in meiner Kabine angerufen, um mich zu fragen, ob ich deine Geschichte für wahr hielte, daß du Verleger bist.«
»Und was hast du ihr gesagt? Hast du …« Keith hielt inne, als erneut an die Tür geklopft wurde. Er legte einen Finger auf die Lippen und deutete zur Dusche. Er wartete, bis er das Geräusch vernahm, daß Kate den Vorhang zuzog; dann erst öffnete er die Tür.
»Mrs. Sherwood«, sagte Keith. »Wie schön, Sie zu sehen. Ist alles in Ordnung?«
»Ja, danke, Mr. Townsend. Ich dachte, ich bringe Ihnen das gleich jetzt.« Sie drückte ihm ein dickes Manuskript in die Hand. »Für den Fall, daß Sie schon heute einen Blick hineinwerfen möchten.«
»Wie zuvorkommend«, entgegnete Keith. »Wie wär’s, wenn wir uns morgen nach dem Frühstück zusammensetzen; dann kann ich Ihnen schon meinen ersten Eindruck schildern.«
»Oh, würden Sie das wirklich tun, Mr. Townsend? Ich kann es gar nicht erwarten, Ihre Meinung darüber zu hören.« Sie zögerte. »Ich hoffe, ich habe Sie nicht gestört.«
»Gestört?« fragte Keith ein wenig verwirrt.
»Ich dachte, ich hätte Stimmen in Ihrer Kabine gehört, als ich den Gang herunterkam.«
»Hm.« Leicht verlegen zuckte Keith die Schultern. »Ich habe unter der Dusche gesungen. Vielleicht war es das?«
»Das wird’s wohl gewesen sein«, sagte Mrs. Sherwood. »Nun, ich würde mich freuen, wenn Sie heute tatsächlich noch Zeit fänden, ein paar Seiten aus Die Geliebte des Senators zu lesen.«
»Das werde ich ganz gewiß«, versicherte Keith. »Gute Nacht, Mrs. Sherwood.«
»Oh, sagen Sie doch Margaret zu mir.«
»Ich bin Keith«, sagte er lächelnd.
»Ich weiß. Ich habe soeben den Artikel über Sie und Mr. Armstrong gelesen. Sehr interessant. Kann dieser Armstrong wirklich so hinterhältig sein?«
Keith antwortete nicht, als er die Tür schloß. Er drehte sich um und sah Kate im anderen Bademantel aus der Dusche steigen. Als sie auf ihn zuging, fiel die Kordel auf den Boden, und der Mantel klaffte ein Stückchen auf. »Oh, sagen Sie doch Claire zu mir«, sagte sie und legte den Arm um die Taille. Keith zog sie an sich. »Können Sie wirklich so hinterhältig sein?« Sie lachten, als Keith sie durch die Kabine zerrte.
»O ja!« erwiderte er, als sie aufs Bett fielen.
»Keith«, flüsterte sie, »meinst du nicht, daß du jetzt anfangen solltest, das
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