Archer Jeffrey
klingen.
Townsend hatte die Angelschnur zum erstenmal ausgeworfen, und bereits jetzt hatte sie nach der Fliege geschnappt. »Schumann & Co. in New York«, antwortete er ebenso gleichmütig. »Ich…«
In diesem Moment legte der General los und erzählte Keith, wie viele Bekannte ihn schon bedrängt hätten, seine Memoiren zu schreiben. Dann gab er allen am Tisch eine Kostprobe, wie sein erstes Kapitel möglicherweise aussehen würde.
Es verwunderte Keith nicht, daß Mrs. Sherwood zum Dinner erneut mit Claire den Platz getauscht hatte und nun wieder neben ihm saß. Beim Räucherlachs erklärte er Mrs. Sherwood ausführlich, wie ein Buch auf die Bestsellerliste kam.
»Darf ich Sie mal unterbrechen, Mr. Townsend?« fragte Mrs. Sherwood leise, als der Lammbraten aufgetragen wurde.
»Selbstverständlich, Mrs. Sherwood«, versicherte Keith und wandte sich ihr zu.
»In welcher Abteilung arbeiten Sie bei Schumann?«
»In keiner bestimmten«, antwortete er.
»Ich fürchte, ich verstehe nicht«, sagte Mrs. Sherwood.
»Nun, Sie müssen wissen, daß der Verlag mir gehört.«
»Heißt das, Sie können beispielsweise die Entscheidung eines Redakteurs überstimmen?« fragte Mrs. Sherwood.
»Ich kann die Entscheidung eines jeden Verlagsmitarbeiters überstimmen«, erklärte Townsend.
»Es geht darum…« Sie zögerte und vergewisserte sich, ob jemand am Tisch zuhörte. Townsend wußte, was jetzt kam. »Nun, ja, ich hatte vor einiger Zeit ein Manuskript an Schumann geschickt. Drei Monate später erhielt ich es zurück. Man hatte es abgelehnt – ohne ein erklärendes Begleitschreiben!«
»Das tut mir leid«, versicherte ihr Townsend und legte eine Pause ein, ehe er die nächsten, gut vorbereiteten Worte an die Frau brachte. »Sie müssen wissen, daß viele der eingesandten Manuskripte gar nicht gelesen werden.«
»Wieso das?« fragte sie ungläubig.
»Nun, jeder größere Verlag bekommt jede Woche bis zu hundert, ja, zweihundert unverlangte Manuskripte. Kein Verleger könnte sich das Personal leisten, sie alle lesen zu lassen. Deshalb sollten Sie sich keine unnötigen Gedanken darüber machen, daß Ihr Manuskript vielleicht nicht gut war.«
»Wie kann dann jemand mit seinem ersten Roman – wie in meinem Fall – jemanden finden, der sich dafür interessiert?« flüsterte Mrs. Sherwood.
»Jedem, der mit diesem Problem an mich herangetreten ist, habe ich den Rat erteilt, sich einen guten Agenten zu nehmen – einen Spitzenmann, der genau weiß, bei welchem Verlag welches Manuskript die meisten Chancen hat … und der vielleicht sogar weiß, welcher Redakteur sich dafür interessieren könnte.«
Keith konzentrierte sich auf seinen Lammbraten und wartete, daß Mrs. Sherwood den nötigen Mut aufbrachte, die Frage zu stellen, mit der Keith nun rechnete. Kate hatte gesagt: »Überlasse die Gesprächsführung stets ihr, dann gibt es keinen Grund für sie, mißtrauisch zu werden.« Keith blickte nicht von seinem Teller auf.
»Sie werden wohl sicher nicht die Zeit haben«, begann Mrs. Sherwood schüchtern, »und so nett sein, mein Manuskript persönlich zu lesen und mich Ihr professionelles Urteil wissen zu lassen?«
»Es würde mir ein Vergnügen sein«, versicherte Keith. »Sobald wir zurück in New York sind, schicken Sie Ihr Manuskript direkt an mich bei Schumanns. Ich sorge dann dafür, daß einer meiner erfahrensten Redakteure es umgehend liest und eine ausführliche Beurteilung schreibt.«
Mrs. Sherwood schürzte die Lippen. »Ich habe das Manuskript bei mir. Wissen Sie, meine jährliche Kreuzfahrt gibt mir die nötige Muße, das Werk zu überarbeiten.«
Townsend hätte ihr gern gesagt, daß er das längst wußte – dank der Köchin ihres Schwagers. Doch er begnügte sich damit, zu sagen: »Wundervoll. Dann bringen Sie es doch bei Gelegenheit zu meiner Kabine. Ich werde die ersten Kapitel lesen; dann bekomme ich schon mal eine Vorstellung davon.«
»Würden Sie das wirklich tun, Mr. Townsend? Wie außerordentlich freundlich von Ihnen! Mein lieber Gatte sagte immer, daß man nicht alle Australier über einen Kamm scheren und davon ausgehen dürfe, daß sie von Sträflingen abstammen.«
Townsend lachte, während Claire sich über den Tisch beugte. »Sind Sie der Mr. Townsend, der in dem Artikel in der heutigen Ocean Times erwähnt wird?« fragte sie.
Townsend blickte sie scheinbar erstaunt an. »Ich habe keine Ahnung. Ich habe das Blatt nicht einmal gesehen.«
»Der Artikel befaßt sich mit einem gewissen Richard Armstrong …«, keiner
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