Archer Jeffrey
CLEVERE AUSSIE SCHLÄGT DEN WACKEREN TSCHECHEN!« schrien einem die Schlagzeilen der ersten Samstagausgabe des Globe entgegen. Der Leitartikel verkündete den Lesern, daß die Wahl mit 232.712 Stimmen zugunsten des Mannes aus den Kolonien gegenüber 229.847 Stimmen für den Immigranten ausgefallen war.
Townsends Anwalt erschien am Montag um neun Uhr mit einem Zahlschein über zwanzig Millionen Dollar in der Verwaltung des Globe. So sehr Armstrong auch protestierte, mit welchen Klagen er auch drohte – er konnte Sir Walter nicht davon abhalten, am Nachmittag seine Anteile an Townsend zu verkaufen.
Bei der ersten Sitzung des neuen Vorstands schlug Townsend vor, daß Sir Walter Vorsitzender blieb und ihm sein bisheriges Jahresgehalt von hunderttausend Pfund weitergezahlt werden solle. Der alte Herr lächelte und hielt eine schmeichelhafte Rede, daß die Leser unzweifelhaft die richtige Wahl getroffen hatten.
Townsend meldete sich erst wieder zu Wort, als es zum Tagesordnungspunkt »Verschiedenes« kam. Diesmal schlug er vor, daß alle Angestellten des Globe, genau wie die übrigen der Verlagsgruppe, mit sechzig Jahren in den Ruhestand gehen sollten. Sir Walter unterstützte diesen Antrag, da er es eilig hatte, zu einer Feier mit seinen Freunden im Turf Club zu kommen. Der Antrag wurde ohne Diskussion angenommen.
Erst als Sir Walter an diesem Abend ins Bett ging, machte seine Frau ihm die Bedeutung dieses Beschlusses klar.
SPÄTAUSGABE
›CLTIZEN‹ KONTRA ›GLOBE‹
THE CITIZEN 15. April 1968
Minister tritt zurück
»Einhunderttausend Exemplare des Romans Die Geliebte des Senators sind gedruckt und in einem Lagerhaus in New Jersey aufgestapelt. Nun warten sie darauf, von Mrs. Sherwood begutachtet zu werden«, sagte Kate und blickte mit gespieltem Entsetzen zur Zimmerdecke.
»Das ist schon mal ein guter Anfang«, stellte Townsend fest. »Aber die Schmöker werden mir keinen Penny von meinem Geld zurückbringen, ehe Mrs. Sherwood sie nicht in den Buchhandlungen gesehen hat.«
»Sobald ihr Anwalt die Zahl und den Bruttoeinkaufspreis bestätigt hat, wird er keine Wahl haben, als dir die erste Million Dollar zurückzugeben. Schließlich wurde dieser Teil des Vertrags innerhalb der vereinbarten Zeitspanne von zwölf Monaten erfüllt.«
»Und wieviel haben Mrs. Sherwoods literarische Ergüsse mich bisher schon gekostet?«
»Wenn du Druckkosten und Transport einschließt, ungefähr dreißigtausend Dollar«, antwortete Kate. »Alles andere wurde innerbetrieblich geregelt oder kann von der Steuer abgesetzt werden.«
»Kluges Mädchen. Aber welche Chance habe ich, meine zweite Million zurückzubekommen? Trotz der vielen Zeit und Mühe, die dich das Umschreiben des Romans gekostet hat, kann ich mir nicht vorstellen, daß der Schinken auf der Bestsellerliste landet.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, entgegnete Kate. »Jeder weiß, daß es nur elfhundert Buchhandlungen sind, die der New York Times wöchentlich ihre Verkaufszahlen für die BestsellerHochrechnung mitteilen. Wenn du mir diese Liste besorgen kannst, hätte ich eine echte Chance, dafür zu sorgen, daß du auch deine zweite Million zurückbekommst.«
»Aber bloß zu wissen, welche Buchhandlungen ihre Verkaufszahlen melden, ist für Kunden kein Grund, irgendwelche Bücher zu kaufen.«
»Das nicht. Aber ich glaube, wir könnten die Leser in die richtige Richtung stupsen.«
»Und wie willst du das anstellen?«
»Zuerst einmal, indem wir das Buch in einem langweiligen Monat auf den Markt bringen – etwa im Januar oder Februar –, und dann nur jene Buchhandlungen damit beliefern, die Verbindung zur New York Times haben.«
»Das veranlaßt die Leute immer noch nicht, die Buchhandlungen zu stürmen.«
»Wird es aber, wenn wir den Händlern bei einem Verkaufspreis von umgerechnet 3 Pfund 50 nur fünfzig Pence pro Exemplar berechnen. Der Händler hat also eine Gewinnspanne von siebenhundert Prozent, statt der üblichen einhundert.«
»Aber auch das wird nicht helfen, wenn der Roman ein unsäglicher Schwachsinn ist.«
»In der ersten Woche wird das keine Rolle spielen«, widersprach Kate. »Wenn die Händler einen solchen Gewinn machen können, ist es in ihrem eigenen Interesse, das Buch in die Schaufenster zu stellen und auf den Ladentisch, vor die Kasse, ja, sogar in die Bestsellerregale. Ich habe herausgefunden, daß wir in der ersten Woche lediglich fünfzehntausend Exemplare zu verkaufen brauchen, um auf Platz fünfzehn der Bestsellerliste zu landen, was pro
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