Archer Jeffrey
durfte, dann war es Richard Armstrong.
Nach einem guten Lunch im Turf Club hatte er sich ein wenig beruhigt; dann aber war er einem Herzanfall nahe, als seine Schwägerin aus New York anrief und ihn informierte, daß auch sie ihre Anteile verkauft habe – allerdings nicht an Armstrong, sondern an Keith Townsend, den Sir Walter insgeheim beschuldigte, mit seiner Regenbogenpresse die britischen Kolonien in Verruf zu bringen. Nie würde Sir Walter diese eine lange Woche in Sydney vergessen, als er die täglichen Tiraden der Sydney Chronicle über die sogenannte ›Königin von Australien‹ über sich hatte ergehen lassen müssen. Daraufhin hatte er zum Continent gegriffen – und zu seiner größten Bestürzung gelesen, daß dieses Blatt dafür plädierte, Australien zur Republik zu erklären.
Der letzte Anruf des Tages kam von seinem Buchhalter, kurz ehe er sich mit seiner Frau zum Dinner begab. Sir Walter brauchte nicht daran erinnert zu werden, daß die Verkaufszahlen des Globe im vergangenen Jahr von Woche zu Woche gesunken waren, und daß er deshalb gut daran täte, ein Übernahmeangebot von zwanzig Millionen Dollar zu akzeptieren, egal von wem. Nicht zuletzt schon deshalb, weil – wie hatte der unverschämte Kerl es so unfein genannt – »Ihre beiden Verwandten Sie übers Ohr gehauen haben, und je schneller Sie an das Geld herankommen, desto besser«.
»Aber an welchen dieser Lumpen soll ich verkaufen?« fragte Sir Walter wehleidig.
»Ich fürchte, daß ich nicht qualifiziert bin, Sie in dieser Hinsicht zu beraten«, entgegnete der Buchhalter. »Vielleicht an denjenigen der beiden Bieter, den Sie weniger unsympathisch finden als den anderen.«
Am nächsten Morgen betrat Sir Walter sein Büro ungewöhnlich früh. Seine Sekretärin brachte ihm sofort zwei dicke Ordner. Einer enthielt sämtliche Auskünfte über Armstrong, der andere über Townsend. Die Sekretärin berichtete ihm, daß jedes der Schriftstücke von einem Kurier gebracht worden war, und zwar in einem Abstand von einer Stunde. Sir Walter blätterte sie durch und erkannte rasch, daß jeder der beiden Konkurrenten ihn mit Informationen über den anderen versorgt hatte. Er zögerte die Angelegenheit hinaus, doch als die Tage vergingen, erinnerten ihn sein Prokurist, sein Anwalt und seine Frau immer wieder an die sinkenden Verkaufszahlen, und daß man ihm den einfachsten Weg aus dieser Misere gezeigt habe.
Schließlich fügte Sir Walter sich ins Unvermeidbare. Er sagte sich, daß es das geringere Übel sei, sich entweder mit Armstrong oder mit Townsend abzufinden, solange er weitere vier Jahre Vorstandsvorsitzender bleiben konnte – also bis zu seinem siebzigsten Geburtstag. Sir Walter betrachtete es als überaus wichtig, seinen Freunden vom Golf Club versichern zu können, daß er nach wie vor der Vorsitzende war.
Am nächsten Morgen bat er seine Sekretärin, die zwei Konkurrenten an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in seinem Namen zum Lunch im Turf Club einzuladen. Er versprach, ihnen binnen einer Woche seine Entscheidung mitzuteilen.
Doch nachdem Sir Walter mit beiden Rivalen geluncht hatte, war er sich immer noch nicht klar darüber, welcher ihm unsympathischer war. Er bewunderte, daß Armstrong für das Land gekämpft hatte, das er zu seiner neuen Heimat erkoren hatte, und daß ihm das Viktoriakreuz verliehen worden war. Doch den Gedanken, daß der zukünftige Eigentümer des Globe nicht wußte, wie man richtig mit Messer und Gabel umging, konnte er nicht ertragen. Dagegen gefiel ihm zwar die Vorstellung, daß der mögliche zukünftige Besitzer des Globe in Oxford studiert hatte, doch wurde ihm jedesmal fast übel, wenn er sich Townsends Ansichten über die Monarchie vor Augen führte. Zumindest hatten beide ihm versichert, daß er Vorstandsvorsitzender bleiben dürfe.
Sir Walter fragte jedes Mitglieds des Golfclubs um Rat, einschließlich des Barkeepers, aber entscheiden konnte er sich noch immer nicht. Erst als sein Bankier ihn darauf aufmerksam machte, daß das Pfund aufgrund der andauernden Schwierigkeiten Präsident Johnsons in Vietnam gegenüber dem Dollar an Kaufkraft zulegte, rang er sich einer Entscheidung durch.
Seltsam, wie ein einzelnes Wort einen ganzen Strom unabhängiger Gedanken auslösen und einen zum Handeln anspornen kann, grübelte Sir Walter. Als er nach dem Gespräch mit seinem Bankier den Hörer auflegte, wußte er genau, wem er es überlassen sollte, die endgültige Entscheidung zu treffen. Doch ihm war auch klar, daß
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