Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
Vom Netzwerk:
hatte. Außerdem konnte es nicht schaden, wenn er sich die Namen von Atkins’ Frau und Kindern merkte, und welche Hobbies der Mann hatte.
Man erachtete Ray Atkins allgemein als einen der fähigsten Politiker seiner Generation, was sich bestätigte, als Harold Wilson ihn nach nur fünfzehn Monaten zu einem der Minister seines Schattenkabinetts machte. Nach der Wahl 1966 wurde Atkins Staatsminister im Ministerium für Handel und Industrie. Es wurde allgemein angenommen, daß Atkins zu den engsten Beratern des Regierungsschefs gehören würde, falls die Labour Party die nächsten Wahlen gewann – was Armstrong allerdings nicht für wahrscheinlich hielt. Einige Leute sahen in Ray Atkins sogar schon den zukünftigen Parteiführer.
Als Atkins noch Abgeordneter eines Wahlkreises im Norden des Landes war, in dem Armstrong die Mehrheit an einigen Lokalzeitungen besaß, hatten die beiden Männer einander näher kennengelernt. Sie trafen sich bei Wahlveranstaltungen, gingen zusammen essen und entdeckten in Gesprächen einen wesentlichen gemeinsamen Charakterzug: ein ungezügeltes Streben nach Einfluß und Macht. Dann wurde Atkins zum Minister für Handel und Industrie ernannt und war somit bei Fragen von Konzernbildungen die letzte, ausschlaggebende Instanz. Schon deshalb bemühte Armstrong sich noch mehr, ihre Freundschaft – wenn man es so nennen konnte – zu pflegen, in der Hoffnung, Atkins würde das Zünglein an der Waage sein, wenn es zur Entscheidung kam, wer den Citizen erwerben durfte.
Der Absatz des Globe blieb auch unter seinem neuen Eigentümer Townsend rückläufig. Townsend hatte beabsichtigt, den Chefredakteur an die Luft zu setzen, hatte seine Pläne jedoch einstweilen verschoben, als wenige Monate später Hugh Tuncliffe starb, der Besitzer des Citizen, und seine Witwe verkündete, daß sie die Zeitung verkaufen würde. Townsend verbrachte mehrere Tage damit, seinen Vorstand davon zu überzeugen, daß man ein Angebot für den Citizen machen solle – ein Angebot, das die Financial Times als zu hoch bezeichnete, auch wenn der Citizen den höchsten Tagesumsatz in Großbritannien verzeichnete. Nachdem sämtliche Angebote eingegangen waren, erwies sich Townsends als das bei weitem höchste. Sofort verspritzte die so treffend bezeichnete Journaille Gift und Galle und fand ihre Meinung sogar auf der Titelseite des Guardian wieder. Tag um Tag posaunten ausgewählte Kolumnisten ihre Mißbilligung hinaus, daß Townsend bald die zwei seriösesten Tageszeitungen des Landes gehören könnten. In einer bisher noch nie dagewesenen Solidarität mit anderen Zeitungen schrie sogar The Times ihre Ansichten in einem Leitartikel für das Establishment hinaus und befand schon den Gedanken als ›absurd und verdammenswert‹, daß Ausländer ›nationale Institutionen erwerben und dieserart gewaltigen Einfluß auf die britische Lebensweise nehmen konnten‹. Am nächsten Morgen flatterten mehrere Briefe auf den Schreibtisch des Chefredakteurs der Times und erinnerten ihn daran, daß der Eigentümer des Blattes Kanadier war. Keiner der Briefe wurde veröffentlicht.
Als Armstrong bekanntgab, daß er ein Angebot in derselben Höhe wie Townsend unterbreiten würde und versprach, Sir Paul Maitland, den ehemaligen Botschafter in Washington, als Vorstandsvorsitzenden in Amt und Würden zu belassen, hatte die Regierung keine Wahl, als die Angelegenheit der Kartellaufsichtsbehörde zur Entscheidung zu übergeben. Townsend schäumte vor Wut über dieses »sozialistische Komplott«, wie er es bezeichnete. Doch es brachte ihm wenig Sympathien bei jenen ein, die im vergangenen Jahr den Niedergang des journalistischen Niveaus beim Globe verfolgt hatten. Allerdings gab es auch nicht viele, die sich für Armstrong aussprachen. Im Monat zuvor hatten mehrere Zeitungen in ihren Artikeln das Klischee zitiert, zwischen dem kleineren von zwei Übeln wählen zu müssen.
Diesmal jedoch war Armstrong überzeugt, daß er Townsend schlagen könnte und daß ihm das begehrteste Objekt der Fleet Street in den Schoß fallen würde. Er konnte es kaum erwarten, daß Ray Atkins zum Lunch kam und es ihm offiziell bestätigen würde.
Atkins erschien kurz vor ein Uhr. Als Pamela ihn ins Büro brachte, führte Armstrong gerade ein Gespräch auf russisch. Er legte jedoch mitten im Satz den Hörer zur Seite, um seinen Gast willkommen zu heißen. Dick entging nicht, daß Atkins’ Hand feucht war, als er sie schüttelte.
»Was möchten Sie trinken?« fragte er.
»Einen

Weitere Kostenlose Bücher