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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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mal hinter dem Lenkrad sitzen.
Der Verkehr um ihn herum kam zum Stehen. Ein junger Lieutenant sprang aus dem Panzer und rannte zum MG, um sich zu vergewissern, daß der Fahrer nicht soviel abbekommen hatte wie sein Wagen. Noch immer zittrig, kletterte Keith vorsichtig aus dem MG. Nachdem er probehalber auf und ab gehüpft war und die Arme geschwungen hatte, stellte er erleichtert fest, daß er nur eine geringfügige Schnittwunde an der rechten Hand und ein schmerzendes Fußgelenk davongetragen hatte.
Der Panzer war, wie zu erwarten, völlig unversehrt. Der MG dagegen sah aus, als wäre er mitten in eine Schlacht geraten. Keith erinnerte sich, daß die Versicherung bei Unfällen im Ausland nur ein Drittel des Schadens zahlte. Trotzdem beteuerte er dem Panzeroffizier, ihn würde nicht die geringste Schuld treffen. Der Lieutenant zuckte nur die Achseln und erklärte Keith den Weg zur nächsten Werkstatt; dann verschwand er wieder in seinem stählernen Ungetüm.
Keith ließ seinen MG stehen und rannte zu der Werkstatt. Erst zwanzig Minuten später kam er ans Ziel und war sich schmerzhaft bewußt geworden, in welch schlechter Kondition er sich befand. Nach einer Weile machte er einen Mechaniker ausfindig, der Englisch sprach und ihm zusagte, daß der Wagen bei Gelegenheit abgeholt würde.
»Was heißt bei Gelegenheit?« fragte Keith.
»Kommt drauf an«, erwiderte der Mechaniker und machte die weltweit unmißverständliche Bewegung des Geldscheinzählens. »Alles eine Sache der – Priorität, müssen Sie wissen.«
Keith zückte seine Brieftasche und zog einen 10-ShillingSchein heraus.
»Haben Sie keine Dollars?« fragte der Mechaniker enttäuscht.
»Nein«, antwortete Keith fest.
Nachdem er dem Mechaniker beschrieben hatte, wo der Wagen zu finden sei, setzte er seinen Weg zur Siemensstraße fort. Bereits jetzt war er zehn Minuten zu spät für den Interviewtermin – und das in einer Stadt, in der kaum Bahnen fuhren, und sogar noch weniger Taxis. Als Keith schließlich im PRISC-Hauptquartier eintraf, hatte er jemanden vierzig Minuten warten lassen.
Der weibliche Corporal von der Anmeldung erkannte Keith sofort wieder, hatte jedoch keine ermutigende Neuigkeit für ihn. »Captain Armstrong mußte vor wenigen Minuten zu einem Termin in den amerikanischen Sektor«, sagte sie. »Er hat über eine Stunde auf Sie gewartet.«
»Verdammt«, murmelte Keith, »ich hatte unterwegs einen Unfall und bin hergekommen, so schnell ich konnte. Wäre es möglich, den Captain heute noch irgendwann zu sprechen?«
»Leider nein. Er wird sich den ganzen Nachmittag im amerikanischen Sektor aufhalten.«
Keith zuckte resigniert die Schultern. »Könnten Sie mir bitte beschreiben, wie ich zum französischen Sektor komme?«
Als Keith einige Zeit später durch die Straßen eines anderen Sektors in Berlin schlenderte, konnte er seinen gestrigen Erlebnissen nicht viel Neues hinzufügen. Ihm wurde nur immer schmerzhafter bewußt, daß es in dieser Stadt drei Sprachen gab, die er nicht beherrschte. Das war auch der Grund dafür, daß er sich ein Essen bestellte, das er gar nicht wollte, und dazu eine Flasche Wein, die er sich gar nicht leisten konnte.
Anschließend kehrte er zu dem Automechaniker zurück, um zu sehen, wie weit man mit der Reparatur bereits gekommen war. Die Gaslaternen brannten schon, als er die Werkstatt erreichte, und der einzige Mitarbeiter, der Englisch sprach, war offenbar schon nach Hause gegangen. Keith sah seinen MG in einer Ecke des Innenhofs stehen, noch im gleichen Zustand wie nach dem Unfall. Der eine Mann, der sich noch in der Werkstatt aufhielt, deutete stumm auf die 8 auf seiner Armbanduhr.
Am nächsten Morgen war Keith um Viertel vor acht wieder in der Werkstatt, doch der Mechaniker, der Englisch sprach, erschien erst um dreizehn nach acht. Er ging ein paarmal um den MG herum, bevor er düster verkündete: »Eine Woche mindestens, bis ich ihn wieder in Schuß hab’.« Diesmal drückte Keith ihm ein Pfund in die Hand.
»Aber vielleicht könnte ich es auch in zwei Tagen schaffen… hängt alles von der Priorität ab.« Keith mußte einsehen, daß er es sich leider nicht leisten konnte, absolute Priorität zu haben.
In der überfüllten Straßenbahn ließ er sich seine finanzielle Lage durch den Kopf gehen. Wenn er noch zehn Tage überstehen, seine Hotelrechnung und die Wagenreparatur bezahlen wollte, würde ihm nichts anderes übrigbleiben, als bei der Rückfahrt auf Übernachtungen in Hotels zu verzichten und statt dessen

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