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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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Fähre nach Calais über. Doch während die anderen die Fähre verließen, um ihre Reise durch die historischen Städte des Kontinents anzutreten, lenkte Keith seinen kleinen Flitzer mit dem Faltdach in Richtung Berlin. Das Wetter meinte es so gut, daß er das Verdeck zum erstenmal offenlassen konnte.
    Während Keith über die kurvenreichen Straßen Frankreichs und Belgiens fuhr, wurde er ständig daran erinnert, wie wenig Zeit vergangen war, seit in Europa der Krieg getobt hatte. Überall erblickte er verwüstete Hecken und Felder, wo statt Traktoren Panzer gefahren waren; er sah Bauernhäuser, die an der Frontlinie gelegen hatten und durch Bomben und Granaten zerstört worden waren, und Flüsse, die voll waren von achtlos zurückgelassener, zerstörter Ausrüstung und militärischem Gerät. Während Keith an immer mehr ausgebombten Häusern vorbei und durch Meilen um Meilen verwüsteter Landschaft fuhr, dachte er mit wachsendem Bedauern an Deauville mit seinen Kasinos und Rennbahnen.
    Als es zu dunkel wurde, den Löchern in den Straßen auszuweichen, bog Keith in einen einsamen Feldweg ein, parkte den Wagen an der Fahrbahnseite und schlief sofort tief und fest ein. Noch im Dunkeln weckte ihn der Motorenlärm von Militärfahrzeugen, die schwerfällig in Richtung deutsche Grenze fuhren. Keith notierte sich: »Die Armee steht offenbar auf, ohne den Lauf der Sonne zu berücksichtigen.« Er mußte den Zündschlüssel ein paarmal drehen, ehe der Motor sich anzuspringen bequemte. Keith rieb sich die Augen, wendete den MG und fuhr auf die Straße zurück. Gerade noch rechtzeitig erinnerte er sich daran, daß er hier rechts fahren mußte.
    Nach zweistündiger Fahrt erreichte er die Grenze und reihte sich in eine lange Schlange ein. Jeder, der nach Deutschland wollte, wurde peinlichst genau überprüft. Schließlich war Keith an der Reihe. Ein Grenzbeamter schaute sich seinen Reisepaß an. Als er feststellte, daß Keith Australier war, machte er lediglich eine bissige Bemerkung über Donald Bradman und winkte ihn weiter.
    Nichts, was Keith gehört oder gelesen hatte, hätte ihn auf die Zustände in einem besiegten Land vorbereiten können. Er kam zusehends langsamer voran, da die Schlaglöcher hier noch tiefer waren und sich manchmal gar mit Bombentrichtern messen wollten. Bald wurde es unmöglich, mehr als hundert Meter weit zu kommen, ohne dabei so fahren zu müssen, als würde man einen Skooter auf dem Rummelplatz lenken. Und kaum hatte Keith einmal das Glück, mit über sechzig Stundenkilometer voranzukommen, mußte er an den Straßenrand ausweichen, um eine weitere Militärkolonne vorbeizulassen. Bei der letzten Kolonne sah Keith, daß die Jeeps Sterne auf den Türen aufgemalt hatten.
    Keith beschloß, einen dieser unplanmäßigen Aufenthalte zu nutzen und in ein Gasthaus einzukehren, das er ein Stück abseits der Straße erspäht hatte. Das Essen war ungenießbar, das Bier dünn, und die finstere Miene des Wirts und seiner Gäste zeigten Keith nur zu deutlich, daß er nicht willkommen war. Er bestellte sich nichts mehr, sondern zahlte rasch und brach gleich wieder auf.
    Nur langsam näherte er sich der deutschen Hauptstadt. Er erreichte die Außenbezirke Berlins wenige Minuten, bevor die Gaslaternen angezündet wurden. Sogleich hielt er in den Nebenstraßen Ausschau nach einem kleinen Hotel – er wußte, je näher er dem Stadtzentrum kam, desto unwahrscheinlicher war es, daß er sich die Preise leisten konnte.
    Schließlich entdeckte er ein kleines Hotel an der Ecke einer ausgebombten Straße. Es stand ganz allein da, als hätte es gar nicht bemerkt, was ringsum geschehen war. Diese Illusion schwand jedoch, als Keith die Eingangstür geöffnet hatte. Die düstere Diele wurde nur von einer Kerze beleuchtet, und ein Portier in abgewetzter Hose und grauem Hemd stand mürrisch hinter dem Anmeldepult. Er nahm kaum Notiz davon, daß der junge Mann nach einem Zimmer fragte, und Keith sprach nur wenige Worte Deutsch. So hob er schließlich die offene Hand, in der Hoffnung, der Portier würde begreifen, daß sein neuer Gast fünf Tage zu bleiben beabsichtige.
    Der Mann nickte zögernd, nahm einen Schlüssel von einem der Haken und führte Keith eine schlichte Holztreppe hinauf zu einem Eckzimmer im ersten Stock. Keith stellte seine Reisetasche ab und starrte auf das kleine Bett, den Stuhl, die Kommode mit drei statt acht Schubladenknöpfen, und auf den ramponierten Tisch. Er ging durchs Zimmer, schaute durchs Fenster auf die

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