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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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blickte ihn verwirrt an.
»Sie müssen noch etwas über die Engländer wissen: Ihre Wortspiele mögen sich witzig anhören, sie sind es aber nicht. Um die Wahrheit zu sagen, besitzen die Briten weder Humor noch Selbstironie. Und mögen sie noch so gern auf ihrem ›Fairplay‹ herumreiten – sie sind gnadenlos, wenn es darum geht, ihre Position zu verteidigen. Wenn Sie Frau Lauber besuchen wollen, Lubji, müssen wir nach Dresden fahren.«
»Dresden?«
»Ja. Frau Lauber befindet sich in der russischen Zone. Das ist von Vorteil für Sie. Aber ich halte es für besser, wenn wir sie nicht so schnell besuchen, zumindest noch nicht in den nächsten Tagen.«
»Warum nicht?«
»Sie müssen noch viel über die Briten lernen, Lubji. Sie dürfen nicht glauben, daß Sie ihre Denkweise kennen, nur weil Sie ihre Sprache beherrschen. Die Briten lieben das Gewohnte. Wenn Sie morgen wiederkommen, werden sie mißtrauisch. Kommen Sie jedoch erst irgendwann nächste Woche wieder, denken sie sich nichts dabei.«
»Na schön. Was soll ich ihnen sagen, wenn ich mich zurückmelde?«
»Behaupten Sie, ich wäre diesmal ein wenig zugeknöpft gewesen, und Sie müßten sich erst eine neue Strategie zurechtlegen.« Tulpanow lächelte. »Aber Sie können ihnen sagen, ich hätte Sie nach einem gewissen Arbuthnot gefragt – Piers Arbuthnot – und ob es stimmt, daß er nach Berlin versetzt wird. Sie hätten mir darauf geantwortet, daß Sie noch nie von ihm gehört haben. Sie würden jedoch versuchen, herauszufinden, ob die Geschichte mit der Versetzung stimmt.«
Am Spätnachmittag kehrte Armstrong in den britischen Sektor zurück und berichtete Forsdyke von dem Gespräch. Dick hatte damit gerechnet, zu erfahren, wer Arbuthnot war und wann er nach Berlin kommen würde, doch Forsdyke sagte bloß: »Tulpanow will Sie nur auf die Probe stellen. Er weiß genau, wer Arbuthnot ist und wann der Mann seinen Posten übernimmt. Wann können Sie den russischen Sektor möglichst unauffällig noch einmal besuchen?«
»Nächsten Mittwoch oder Donnerstag habe ich mein übliches monatliches Treffen mit den Russen, wegen der Papierlieferungen.«
»Gut. Wenn Sie rein zufällig bei Tulpanow vorbeischauen, sagen Sie ihm, daß Sie von mir kein Wort über Arbuthnot erfahren konnten.«
»Aber wird das nicht sein Mißtrauen erregen?«
»Nein, im Gegenteil. Er würde mißtrauisch, wenn Sie ihm irgend etwas über diesen Mann sagen könnten.«
    Beim Frühstück am nächsten Morgen gab es wegen der unbestimmten Übersiedlung nach England wieder Mißstimmungen zwischen Charlotte und Dick.
    »Wie viele Ausreden hast du eigentlich noch auf Lager, unsere Reise nach England zu verzögern?« fragte sie.
Dick versuchte gar nicht erst zu antworten. Ohne ihr auch nur einen Blick zu gönnen, griff er nach seinem Offiziersstock und stürmte aus der Wohnung.
Private Benson fuhr ihn direkt ins Büro. Kaum saß er an seinem Schreibtisch, rief er nach Sally. Sie kam mit einem Stapel Post zum Unterschreiben und begrüßte Dick mit einem Lächeln. Als sie eine Stunde später sein Büro verließ, war sie erschöpft. Sie legte jedem nahe, dem Captain für den Rest des Tages lieber aus dem Weg zu gehen; denn bei seiner Laune wäre er heute unberechenbar. Dicks Laune hatte sich auch bis Mittwoch nicht gebessert, und das ganze Team war erleichtert zu erfahren, daß der Chef fast den ganzen Donnerstag außer Haus zu tun habe.
Benson fuhr ihn kurz vor zehn in den russischen Sektor. Armstrong stieg mit seiner Reisetasche aus und wies seinen Fahrer an, in den britischen Sektor zurückzukehren. Er schritt am Leninplatz durch den breiten Torbogen, der zu Tulpanows Amt führte, und wunderte sich, daß die Sekretärin im Vorhof auf ihn wartete.
Schweigend führte sie Dick über das Kopfsteinpflaster zu dem großen schwarzen Mercedes und hielt ihm die Tür auf. Dick setzte sich neben Tulpanow auf den Rücksitz. Der Motor lief bereits, und ohne daß er auf eine Aufforderung wartete, fuhr der Chauffeur hinaus auf den Platz und folgte den Schildern zur Autobahn.
Der Major zeigte keinerlei Erstaunen, als Armstrong ihm von dem Gespräch mit Forsdyke berichtete, und daß es ihm nicht gelungen sei, irgend etwas über Arbuthnot herauszufinden.
»Die Briten trauen Ihnen noch nicht, Lubji«, meinte Tulpanow. »Sie sind ja auch keiner von ihnen. Vielleicht werden Sie auch nie einer.« Armstrong verzog verärgert das Gesicht und schaute zum Fenster hinaus.
Sobald sie die Außenbezirke Berlins hinter sich gelassen

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